Die Fidschi-Inseln. 1875

Aus: Das Buch für Alle. Illustrierte Familienschrift. Zeitbilder. Heft 14. 1875
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Kolonien, Fidschi-Inseln, Kolonialherren, Südsee, Großbritannien, Lima, Kannibalen, Menschenfresser, Zuckerrohr, Baumwolle, Eingeborenen, Insulaner, Menschenfleisch,
Das nimmersatte Großbritannien hat sich vor Kurzem eine neue Kolonie in der Südsee beigelegt, indem am 10. Oktober 1874 der König Thakombau und andere angesehene Häuptlinge der Viti-oder Fidschi-Inseln diesen Archipel mit seinem fruchtbaren Boden und seinen menschenfressenden Einwohnern freiwillig und bedingungslos an die Königin Viktoria abgetreten und sich der englischen Oberherrschaft förmlich unterworfen haben. Die Fidschi-Inseln liegen im Großen Ozean ostwärts vom Festland Australien zwischen dem 16. und 19. Grad südl. Breite und dem 177. Grad östl. und dem 178. Grad westl. Länge von Greenwich, und bilden einen Archipel von etwa 260 Inseln und Eilanden, unter denen vier bis fünf größere Inseln: Vanua Levu, Naviti Levu, Kadavu, Ovalau, Goro, Vuna oder Taviuni u. a. m. sich befinden, während das klebrige aus einer Menge vereinzelter Inseln oder beisammenstehender Gruppen von kleineren Eilanden besteht. Nur etwa 70 von Allen sind bewohnt und haben zusammen einen Flächenraum von etwa 355 geogr. Qu.-M.

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Die meisten dieser Inseln sind von ungemein malerischer Erscheinung, denn sie sind vorherrschend bergig und hügelig und reich in die üppige dunkelgrüne Vegetation der Tropen gekleidet, welche sich vom sandigen Strande bis zu den höchsten Bergspitzen hinanzieht. Die größeren Inseln besitzen eine Menge fließender Gewässer, welche, für Kähne und Boots schiffbar, durch schluchtenartige Täler, Pässe und Rinnsale aus den Bergen des Innern
herunterkommen und natürliche Straßen für die zahlreichen Schwemmland-Ebenen und fruchtbaren Niederungen an den Küsten bilden. Das Klima ist wunderschön und gesund, die Fruchtbarkeit des Bodens durch den Verein von Wärme und Feuchtigkeit eine wahrhaft wuchernde und namentlich für den Anbau von Zuckerrohr, Baumwolle und anderen Handelsgewächsen ungemein lohnend, und an Arbeitskräften fehlt es nicht, da die Eingeborenen sehr anstellig und arbeitsam sind.

Seit etwa 40 Jahren haben sich ans verschiedenen der Fidschi-Inseln methodistische Missionäre von englischer und amerikanischer Abkunft niedergelassen und diese wilden Eingeborenen mit Erfolg zu zivilisieren gesucht, denn sie haben dieselben nicht nur zum Christentum bekehrt, sondern auch mit den Künsten und Segnungen der Zivilisation bekannt gemacht. Die Eingeborenen sind ein schöner kräftiger Menschenschlag, eine Mischung von malayischer Rasse mit Australnegern, und die letztere Abstammung überwiegt in ihrer Hautfarbe und Gesichtsbildung. Die Hautfarbe schwankt zwischen dunklem Olivengelb und Braun bis Schwarzbraun; das lange reiche Haar ist schwarz, buschig, gekräuselt, der Bart bei den Männern üppig und groß; die Nase ist nicht breit und gequetscht wie bei den Negern, sondern gerade und schmal wie bei den Malayen. Die Männer sind durchgängig etwa sechs Fuß hoch und kräftig und schön gebaut; die Frauen sind nur um Weniges kleiner und meist von angenehmen Gesichtszügen und wunderschön gewachsen und wohlgerundet, wie die Porträts aus unserem Bilde S. 329 bezeugen. In Kultur überragten die Fidschi-Insulaner schon bei der Entdeckung dieser Inseln ihre Nachbarn weit, denn sie hatten Ackerbau, Viehzucht und mancherlei Kunstfertigkeiten und zeigten als Schiffer große Kühnheit und Gewandtheit, denn sie wagten sich in ihren Kähnen auf die hohe See hinaus, um Einfälle auf den umliegenden Inselgruppen zu machen und Gefangene wegzuschleppen, welche nach Maßgabe ihrer religiösen Vorstellungen dann zu Hause erschlagen und verzehrt wurden. Diese Menschenopfer und Schmälste von Menschenfleisch waren große Volksfeste und Alles labte sich an dem gebratenen Menschenfleisch, denn sie verzehrten dieses niemals roh, wie anderem Kannibalen der Südsee. Bei allen großen Festen oder öffentlichen Feierlichkeiten, z. B. dem Bau eines neuen Tempels u. dgl. m., wurden Menschenopfer gebracht, denn die Fidschi - Insulaner schrieben ihren Göttern dieselbe Vorliebe für Menschenfleisch zu, welche sie selbst hatten, und jede Insel hatte ihre eigene Gottheit und ihren eigenen Häuptling. Manchmal wurden den lebendigen Opfern Teile ihres Körpers abgeschnitten, gebraten und vor den Augen der Leidenden verzehrt.

Seit ungefähr 18 Jahren ist hierin Vieles besser geworden, denn wenn es auch noch nicht ganz gelungen ist, die Menschenfresserei auszurotten, so hat die Verbreitung des Christentums und der Zivilisation doch ungemeine Fortschritte gemacht und das Volk ans einen höheren sittlichen Standpunkt gebracht. Die Fidschi-Insulaner haben ihre alte Tracht abgelegt, welche aus einem 18 bis 30 Fuß langen Stück Zeuch, Tappa genannt, bestand, das um den Körper gewunden wurde, so dass es eine Art Tunika und hinten eine Schleppe bildete; sie tragen jetzt eine leichte, dem heißen Klima angemessene Tracht, die besonders die Frauen gut kleidet, wie mir es auf unserem Bilde sehen. Die Männer treiben nun Fischfang, Handel, Viehzucht und Ackerbau und sind sehr anstellig und gelehrig in der Kultur der tropischen Handelspflanzen. Auf mehreren Inseln haben Engländer große Pflanzungen angelegt, von deren einer auf der Insel Loma-Loma, den Gebrüdern Hennings gehörig, wir in der sechsten Skizze eine Ansicht geben; hier arbeiten die Insulaner willig und umsichtig im Tagelohn und ahmen auf ihren eigenen Feldstücken die Kultur der Handelsgewächse getreulich nach. Die siebente Skizze vermag einen Begriff von der reichen Vegetation der lichten Urwälder oder des sogenannten „Buschs“ auf der Insel Ovalau, die so ziemlich im Mittelpunkt der ganzen Gruppe liegt, zugeben. Auf dieser Insel, welche in der Zivilisation am weitesten vorangeschritten ist, liegt die einstweilige Hauptstadt der Fidschis, nämlich Levuka (siehe unsere zweite Skizze), der eigentliche Sitz des Handels der Fidschi. Die Stadt liegt malerisch am Strande, umgeben von einem Hintergrund bewaldeter Berge, enthält verschiedene Missionsanstalten, Kirchen und Schulen, die Residenz des britischen Generalkonsuls, 14 hölzerne Gasthäuser, viele Läden und Magazine, Werkstätten von Handwerkern, sogar zwei Putzläden und zwei photographische Ateliers, und bildet eigentlich nur eine einzige lange Straße um eure schöne Bucht herum. Die Insel Taviuni oder Vuna, etwa 5 geogr. Meilen lang und 2 Meilen breit, liegt nordöstlich von Ovalau uud zeigt wegen ihrer Regenmenge die üppigste Vegetation und die meisten Pflanzungen, von denen wir in unserer ersten Skizze eine abbilden. Die beiden Frauenzimmer in unserer vierten Skizze sind die Gattin und die Tochter des Königs Thakombau; der Menschenfresser auf unserer fünften Skizze, mit der Kriegskeule in den Händen, gehört einem der jüngst unterworfenen wilden Stämme im Innern der größten Insel, Naviti Levu, an. Die Fidschi-Inseln werden unter der britischen Herrschaft und bei entsprechender Einwanderung von Weißen noch einer großen materiellen Zukunft entgegengehen

Die Fidschi - Inseln, Ansicht der Hauptstadt Lebuka

Die Fidschi - Inseln, Ansicht der Hauptstadt Lebuka

Die Fidschi - Inseln, Ein Kannibale

Die Fidschi - Inseln, Ein Kannibale

Die Fidschi - Inseln, Eine Eingeborene von Roko-Tonga

Die Fidschi - Inseln, Eine Eingeborene von Roko-Tonga

Die Fidschi - Inseln, Eine Pflanzung zu Loma-Loma

Die Fidschi - Inseln, Eine Pflanzung zu Loma-Loma

Die Fidschi - Inseln, Gattin und Tochter des Königs Thakombau

Die Fidschi - Inseln, Gattin und Tochter des Königs Thakombau

Die Fidschi - Inseln, Im Busch bei Levuka

Die Fidschi - Inseln, Im Busch bei Levuka

Die Fidschi - Inseln, Pflanzer-Wohnung in Taviuni.

Die Fidschi - Inseln, Pflanzer-Wohnung in Taviuni.