Die Erlösung der armen Seele

Autor: Ueberlieferung
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ln wilden Geklüften eines Hochgebirges hörte einmal ein Gemsjäger auf der Warte einen wunderschönen Gesang. Sanfte Töne trafen so lieblich sein still horchendes Ohr, daß er unwillkürlich aufstand und zum Orte hineilte, aus dem die so melodische Stimme zu kommen schien. - Und sieh! er fand, offenbar in großen Qualen, eine arme Seele, die da so fröhlich tat. - Verwundert fragte der Jäger, wie sie doch in so großen Peinen frohlocken und so munter singen möge? »Da muß ich wohl singen und mich herzlich freuen«, antwortete die arme Seele, »mein Schutzengel hat mir soeben geoffenbaret, ein liebes Vögelein hätte heute beirn Bäcken (Aufpicken) eines Tannenzapfens ein Samenkörnlein auf die Erde fallen lassen, welches sprießen und zu einem Baume heranwachsen werde. Aus dem Holze dieses Baumes werde dann für die Leiche eines unschuldigen Kindes das Särglein gemacht werden. Und beim Tode dieses Kindes«, fügte sie singend hinzu, »werde ich, von allen Qualen frei, in den Himmel kommen! «