Fazit

Es drängt sich dem Beobachter wohl noch so Mancherlei auf, was zur Hebung und Besserung unserer Waldzustände und damit zur Erhaltung des Waldes wesentlich beizutragen vermöchte, bis jetzt aber noch in die große Zahl der frommen Wünsche gehört.

Wenn einmal, beispielsweise gesagt, die Berechtigung der Klage, dass als das mächtigste Hindernis des Holzexportes und des Holzhandels überhaupt die unverhältnismäßige Höhe der Tarifsätze der österreichischen Eisenbahnen für Holz bezeichnet werden müsse, in Wegfall gekommen sein wird — als drastische Illustration hierzu mag die Mitteilung dienen, dass der Holztransport aus Ober-Ungarn nach Basel auf dem Wege über Berlin billiger zu stehen kommt als auf direkter Route quer über Österreich-Ungarn —, dann wird jedenfalls sehr viel getan und unsere Holzproduktion sofort von einem drückenden Alp befreit sein. In dieser Richtung schimmert allerdings wenig Hoffnung, so lange unsere Eisenbahnen in den Händen von Privatgesellschaften liegen; denn sowenig das Verlangen, die Regierung möge eine Herabsetzung der Holzpreise zur Beseitigung der Holzteuerung zu einer Aufgabe ihrer Wirksamkeit machen, berechtigt ist, so wenig lässt sich's ihr zumuten, auf eine Herabsetzung der Frachttarife der Eisenbahn-Privatunternehmungen zu dringen. In der Besitzeigenschaft liegt hier das Übel. Eisenbahnen werden für Urproduktion, Industrie und Handel, und damit für die ganze Volkswirtschaft ihre wahre Bedeutung gewinnen, sobald sie das werden, was sie sein sollen: ein Verkehrserleichterungsmittel; das heißt also, sobald sie aufhören, an und für sich reiche Geldquellen für die Privatspekulation zu sein und sobald sie, in Eigentum und Verwaltung des Staates stehend und vom überreichen Gewinn abstrahierend, mit der ganzen Macht ihrer Fähigkeit, den allgemeinen Güterverkehr auf die leichteste Weise zu vermitteln, dieser Aufgabe gerecht werden. Von diesem Standpunkte aus erscheint die Erwerbung aller Eisenbahnen durch den Staat dringend wünschenswert; sie wird, wie allen anderen Gewerben, auch der Forstwirtschaft zu gute kommen, sofern sie ihnen die Verkehrsmittel zum Kostenpreise anzubieten vermag.


Auch die Vertretung der Bodenproduktion im gesetzgebenden Körper, wo die Kenntnis der forstwirtschaftlichen Verhältnisse und Bedürfnisse in gar keiner Proportion zu ihrer Bedeutung zu stehen scheint, mag vielleicht keine ausreichende sein. Da nun den bestehenden Vereinen das Recht der offiziell-politischen Vertretung der forstwirtschaftlichen Interessen abgeht, so erweist sich die Errichtung land- und forstwirtschaftlicher Kammern, in welchen beide Produktionszweige gleich repräsentiert erscheinen, als eine unleugbare Notwendigkeit.

Auch in der großen Welt herrscht zu wenig Verständnis für den Wald und sein inneres Wesen. Alle anderen Gewerbe erfreuen sich ausgiebiger und offener Besprechung in der Tagespresse, dem forstlichen aber werden höchstens kurze Notizen gewidmet, in einer Fassung, welche größtenteils vollkommene Unkenntnis der Dinge zur Schau trägt, und wenn sich ja einmal ein kleiner Leader in die Spalten einer Zeitung verirrt, so stammt er aus einer Feder, welche zwar Manches vom Hörensagen weiß, aber den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht. Die Fachliteratur, welche nicht in außerforstliche Kreise dringt, ist nicht so wie die Tagespresse geeignet, die so notwendige Verquickung der Kenntnis der wahren Waldverhältnisse mit dem allgemeinen Volksleben zu inaugurieren, und es sollten sich daher Fachmänner angelegen sein lassen, sich einen Sprechsaal in den politischen Blättern, welche jeder Gebildete zu lesen gewohnt ist, zu gewinnen.

Wäre dies schon früher geschehen, so hätte man rechtzeitig z. B. die Bildung von Raubgesellschaften bekämpfen können, die den Schwindel „der raschen Verwertung der Vorratsüberschüsse" zur Devise haben und den eigentlichen und gesunden Holzhandel durch Überflutung der Märkte beeinträchtigen. Die Wirksamkeit dieser Gesellschaften führt nicht nur zur Wald-, sondern auch zur Bodendevastation, und das nicht beim Kleinwaldbesitz, an dem weniger gelegen ist, sondern gerade beim Großbesitz, dem die Walderhaltung zumeist ans Herz zu legen und ihre Möglichkeit in die Hand gegeben ist.

Der Wald höre nur einmal auf, die Rolle des Aschenbrödels zu spielen. Man gewähre ihm, was ihm gebührt. Die erwünschten natürlichen Zustände werden allerdings nicht sofort eintreten, denn der Wald braucht immer und zu Allem viel Zeit. Sein wahres Heil liegt in der Kraft der Selbsterhaltung — einem Kinde der Zukunft. So lange aber der Wald nicht zur selbsterhaltenden Tätigkeit gediehen ist, wache der Staat über ihn, damit er im Kampfe ums Dasein nicht unterliege, bevor er selbst zum Kampfe erstarkt.