Die Einwanderung der Ostjuden - Eine Gefahr oder ein sozial-politisches Problem

Schriften des Arbeiterfürsorgeamtes der jüdischen Organisationen Deutschlands
Autor: Kaufmann, Fritz Mordechai (1888-1921) Mediziner, Historiker, Publizist und Redakteur. Generalsekretär des jüdischen Arbeiterversorgungsamts in Berlin Senator, David Werner Dr. (1896-1953) Sozialarbeiter und Politiker, Verwaltungsbeamter und Vizepräsident der Hebräischen Universität Jerusalem, Erscheinungsjahr: 1920
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Juden, Judentum, Ostjuden, Einwanderung, Einwanderer, Deutschland, Russland, Polen, Progrome, Gewalt, Krieg, Vertreibung, Wohnungsnot, Gründe, Not, Elend, Arbeitsplätze, Flüchtlinge, Solidarität, Glaubensfreiheit, Religion, Nächstenliebe, Wahrheitsliebe, Berichterstattung, Medien, Wahrheit, Öffentlichkeit, Kultur, Parteien, Gerechtigkeit
Vier Aufsätze

Auf keinem Gebiet der Politik und des Wirtschaftslebens ist die Gefahr von typischen Legendenbildungen so groß wie dort, wo es sich um osteuropäische Verhältnisse handelt. Dies hat dazu geführt, dass sich um die Tatsache der zahlenmäßig schwachen und belanglosen Einwanderung von Ostjuden infolge der von bestimmten politischen Parteien systematisch betriebenen Hetze ein ganzer Knäuel von Entstellungen und Lügen gebildet hat, so dass selbst viele deutsche Männer, die durchaus Sinn für Wahrheitsliebe, Gerechtigkeit und Menschentum haben, sich durch diese Gegenden haben immer wieder in die Irre führen lassen. Auch die nahe Berührung mit östlichen und insbesondere mit ostjüdischen Verhältnissen, die während des Krieges da und dort eingetreten ist, hat an dieser leidigen Tatsache nichts ändern können. Es ist im Rahmen dieser Darstellung nicht möglich, die maßlosen Beschimpfungen und Verdächtigungen, denen der zentrale osteuropäische Teil des jüdischen Volkes ausgesetzt ist, durch eine rein sachliche, die Tatsachen reden lassende Darstellung der kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse dieses Volkes richtig zu stellen. Es sei aber von vornherein betont, dass im Folgenden weder an Judenfreundschaft, noch an sentimentale Philanthropie appelliert wird, sondern an ein sachliches, von allen politisch-hetzerischen Nebenabsichten freies Urteil.

Diese Darstellung bedarf naturgemäß der späteren Ergänzung auf der Grundlage von einwandfreiem statistischen Material; bis zum Abschluss unserer statistischen Arbeiten würde aber zu viel Zeit verstreichen, während auf der anderen Seite dem Mangel jeder sachlichen Informierung der Öffentlichkeit über diese Frage nicht weiter tatenlos zugesehen werden durfte. – Nicht berücksichtigt ist jene besondere Gruppe von russisch-jüdischen Einwanderern, die sowohl ihrem kulturellen Zuschnitt nach, wie auch siedlungsmäßig aus dem Rahmen der typischen Ostjudenwanderung herausfallen. Wir denken dabei an jene Personen, die einen gewissen Prozentsatz der in Neubildung begriffenen „russischen Kolonien“ aus machen.


                                Inhalt

I. Die ostjüdische Einwanderung in Deutschland nach dem Kriege.
1. Die ostjüdische Einwanderung und Siedlung in Deutschland vor dem Kriege
2. Die Einwanderungsverhältnisse während und nach dem Kriege bis April 1919
3. Die Ursachen der jüngsten Einwanderung seit Frühjahr 1919:
a) Die Zerstörung der polnischen Industrie als Einwanderungsfaktor
b) Der systematische wirtschaftliche Boykott der Polen gegen die Juden
c) Die Pogromwelle im Osten
d) Die Stauung der Amerikaimmigration wahrend der fünf Kriegsjahre
e) Die Palästinawanderung als weiterer Anlass für vorübergehende Immigration
4. Die Zusammensetzung der Immigranten:
a) Ihr unterschiedlicher Charakter als Durchwanderer, Passanten und in geringem Maße als Immigranten von Dauer
b) Ihre Rekrutierung nach Heimatsgebieten
c) Ihre Zusammensetzung nach Berufen
5. Versuch einer Dynamik der jüngsten seit Frühjahr 1919 einsetzenden Einwanderung
6. Versuch einer Prognose über den weiteren Umfang der Immigration

II. Die sozialpolitischen Maßnahmen des Arbeiterfürsorgeamtes der jüdischen Organisationen Deutschlands für Regulierung und planmäßige Verteilung der nach dem Kriege in Deutschland eingewanderten Ostjuden

1. Allgemeine Vorbemerkungen
2. Die Aufgabe:
a) vom deutschen Standpunkt aus
b) vom Standpunkt der Flüchtlinge aus
3. Organisation und Gliederung des Arbeiterfürsorgeamtes
4. Die Maßnahmen des Arbeiterfürsorgeamtes:
a) Die Regelung der Personalverhältnisse
b) Die Wohnungsfürsorge
c) Die Arbeitsvermittlung
d) Die ergänzende soziale Fürsorge
5. Ausblick auf die behördliche Regelung der Eingewandertenfrage

III. Der Arbeitsmarkt in Deutschland und die ostjüdischen Arbeiter

IV. Die ostjüdische Einwanderung und die Wohnungsnot

greiser Jude aus dem Osten Europas

greiser Jude aus dem Osten Europas

greiser Jude aus dem Osten Europas 02

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greiser Jude aus dem Osten Europas 03

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greiser Jude aus dem Osten Europas 04

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greiser Jude aus dem Osten Europas 05

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greiser Jude aus dem Osten Europas 06

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greiser Jude aus dem Osten Europas 07

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greiser Jude aus dem Osten Europas 08

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junge jüdische Frau

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jüdisches Mädchen

jüdisches Mädchen