— Bevölkerung, — Beschäftigung der Bewohner, — Wohnung, Nahrung und Kleidung.

Mecklenburg ist freilich in sehr verschiedenem Grade, im Ganzen aber nur schwach bevölkert und hat von sämtlichen deutschen Ländern relativ die geringste Einwohnerzahl. Im Jahr 1858 betrug dieselbe in Mecklenburg-Schwerin 542.148. Auf dem platten Lande verteilt die Bevölkerung sich durchschnittlich in der Weise, dass in den Domänen 2087, in den ritterschaftlichen Besitzungen aber nur 1396 Einwohner auf die Quadratmeile kommen.

Die hauptsächlichste Beschäftigung der Einwohner Mecklenburgs ist Ackerbau und Viehzucht; Fabriken fehlen fast gänzlich und die Beschäftigung der Stadteinwohner beschränkt sich daher fast nur auf die gewöhnlichen Gewerbezweige und auf den Ackerbau. Der in der Ausfuhr von Getreide und anderen Landesprodukten bestehende Handelsbetrieb wurde früher fast gänzlich von Rostock und Wismar absorbiert, hat sich aber seit der Erbauung der Eisenbahn auch in einzelne Städte des Binnenlandes verbreitet.


In den Städten sind die Wohnungen im Allgemeinen geräumig und selbst die ärmere Bevölkerung, deren Umfang übrigens, zum Teil in Folge der eigentümlichen Heimatsverhältnisse des Landes, ein relativ nicht besonders großer ist, wohnt hier in der Regel nicht so zusammengedrängt und so schmutzig, wie dies in anderen Gegenden Deutschlands häufig der Fall ist. Auf dem Lande dagegen genügen die Wohnungen für die arbeitende Klasse oft kaum den bescheidensten Ansprüchen. Hier findet man noch fast regelmäßig große Hütten mit Strohdächern und ohne Schornsteine, kleine, hier und da kaum 6 Fuß hohe Wohngemächer mit unbedeckten, einfach aus der Erde des Standortes bestehenden Fußböden und diese Räume in der Regel mit Menschen überfüllt. Große Dungmengen lagern gewöhnlich nahe bei den Häusern in flachen, ungemauerten Gruben und erfüllen Atmosphäre und Erdreich der Nachbarschaft mit Stoffen, welche unter Umständen die nachteiligsten Wirkungen auf die Einwohnerschaft der angrenzenden Häuser ausüben können. Alle diese schädlichen Bedingungen finden sich in höchster Potenz in den Wohnungen der Armen und Hilflosen. Die Hütten dieser Unglücklichen, welche außer Stande sind, die für ihren Unterhalt nötige Arbeit zu leisten, die sogenannten Armenkathen, sind, als die Schauplätze jeglichen Elendes, auch die Orte, in welchen epidemische Krankheiten ihre ergiebigsten Ernten zu halten pflegen.

Kartoffeln und Schwarzbrot, bilden zwar Hauptbestandteile der Nahrung für den ländlichen Arbeiter; dennoch kann die Kost desselben nicht als eine ungesunde gelten. Die Kartoffel ist in Mecklenburg durchschnittlich von guter, zum Teil von ausgezeichneter Beschaffenheit und neben derselben werden auch außer dem Schwarzbrote noch Fleisch- und Mehlspeisen, Bier- und Milchsuppen, Obst u. s. w. als Nahrungsmittel für die arbeitende Klasse auf dem Lande verwandt. — Fast allgemein ist beim Landvolk die Sitte, sehr warme Unterkleider zu tragen und in übermäßig warmen und schweren Betten zu schlafen. Bei Krankenbesuchen auf dem Lande hat der Arzt, selbst in heißen Sommertagen, nicht selten Gelegenheit, mit Staunen zu sehen, wie zum Zweck der Krankenuntersuchung nach Entfernung eines dicken Halstuches und einer schweren wollenen Weste noch drei bis vier Flanellhemden und Jacken allmählich vom Körper gezogen werden, und zuweilen gelingt es ihm nur unter erheblicher Anstrengung, das gewaltige Oberbett zu lüften, unter welchem Kranke und Gesunde oft neben einander begraben liegen.