— Die Epidemie auf der Altstadt, — Die Epidemie in der Kröpeliner Vorstadt, — Die Epidemie im nördlichen und nordwestlichen Teil der Neustadt,


Es war dies höchst wahrscheinlich die erste Choleraerkrankung, bestimmt der erste tödliche Fall, welcher im Jahre 1859 in Rostock vorkam. Ob zwischen ihm und dem oben erwähnten Choleraanfall, welcher an demselben Tage (3. Juli) bei dem Mitgliede der Reitergesellschaft vorkam, ein Zusammenhang bestanden, ob, wenn derselbe bestand, jener oder dieser Fall der primäre war, oder ob beide vielleicht unter einer gemeinsamen Ursache zur Entwicklung kamen, darüber ist eine Entscheidung nach den vorliegenden Tatsachen auch nicht einmal mit annähernder Sicherheit möglich. Sie ist es um so weniger, als bereits seit Anfang Juni in den verschiedensten Teilen der Stadt (Baustraße, Lange Straße, Rostocker Heide, Vogelsang u. s. w.) heftige Cholerinefälle vorgekommen waren. Diese Tatsache und die Beobachtung, dass die auf den ersten Fall folgenden Choleraerkrankungen nicht in unmittelbarer Nabe desselben, sondern (mit Ausnahme zweier, Faulestraße 4, vorgekommener Erkrankungen) am alten Markt, am Gerberbruch, in der Wollenweberstraße auftraten, berechtigen mit größerer Wahrscheinlichkeit zu der Annahme einer dem Ausbruche der vollendeten Cholera vorangegangenen Verbreitung des Contagiums durch Cholerinekranke.

Wenn man die Verheerungen, welche die Cholera im Jahre 1859 in der Stadt anrichtete, nicht mit in Rechnung bringt, so war der Gesundheitszustand wahrend dieses Jahres ein besonders günstiger. Es verstarben nämlich in der Zeit vom 1. Dezember 1858 bis dahin 1859 mit Ausnahme der an der Cholera Verstorbenen nur 445 Personen.


Die Masern, welche bereits seit Juni 1858 epidemisch waren, dauerten bis Anfang März 1859 noch fort. Im November 1858 waren sie noch sehr häufig, indes war gegen Ende dieses Monats eine Abnahme bemerkbar, welche bis an das Ende des Dezember fortdauerte. Von dieser Zeit an gewann die Krankheit zum dritten Male bedeutend an Ausbreitung, so dass im Januar bisweilen die Hälfte der Kinder in den Schulen fehlte und auch Erwachsene nicht eben selten ergriffen wurden. Indes hatte die Krankheit durchweg einen gutartigen Charakter und es ist wohl kaum ein einziger tödlicher Fall vorgekommen. Im Februar 1859 kamen nur noch vereinzelte Erkrankungen vor und gegen Ende März scheint die Epidemie völlig erloschen zu sein.