Zucker, Seide

Die Herstellung von Zucker nimmt mit jedem Jahre mehr ab; er reicht sogar für den Bedarf der Bevölkerung nicht aus, so dass solcher eingeführt werden muss. Russland (Astrachan) und Frankreich (Marseille) liefern Runkelrübenzucker; früher führten Indien, Java und die Insel St. Maurice aus Zuckerrohr hergestellten Zucker ein.

Russland bezieht eine geringe Menge masanderanschen Zucker aus Persien [Iran] , im Jahre 1892 948 Pud, im Jahre 1897 nach Rittich für 22.726 Rubel. Die günstigen Boden- und klimatischen Verhältnisse für die Kultur von Zuckerrohr ermöglichten es jedoch, dass schon im 7. Jahrhundert solche musterhaft war; man verstand es sogar, raffinierten Zucker herzustellen. Dass dies jetzt anders geworden ist, erklärt sich dadurch, dass die Bereitung des Zuckers sehr nachlässig betrieben wird und auf demselben Standpunkte geblieben ist wie in alter Zeit.


Die Kultur von Maulbeerbäumen ist sehr entwickelt, damit Seidenraupen gezüchtet werden können. Es bestehen in Teheran, Kaschan und Jesd Seidenfabriken, wo aus den Kokons Seide hergestellt wird. Da in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts eine Krankheit unter den Seidenraupen herrschte und 2/3 starben, so wurde dieser Industriezweig, der schon sehr lange in Persien blühte, auf viele Jahre geschädigt. Erst seit dem Jahre 1891 hat die Seidenfabrikation wieder merklich zugenommen, aus der dem Staate eine außerordentliche Einnahme erwachst. Dass sich diese so entwickelt hat, verdankt Persien der griechischen Gesellschaft Paschalidi, die im Jahre 1889 ihren Vertreter Besanow nach Rescht schickte. Letzterer brachte Pasteursche Grains mit, verteilte sie an die einheimischen Seidenraupenzüchter und verpflichtete diese, 1/3 aller erhaltenen Kokons abzugeben. Die Ergebnisse waren anfangs nicht glänzend, aber schon 1893 erhielt er über 3 kg Seide oder 1 Batman Seide von 8 Batman Kokons; eine Erkrankung wurde nicht bemerkt. Durch diesen Erfolg wurde Besanow unter der Bevölkerung berühmt, die jetzt pasteursche Grains verlangt.

Nach Russland wurden ausgeführt:

Flockseide, Florettseide und Kokons: 1891 786 Pud, 1892 1.018 Pud
Rohseide: 1891 251 Pud, 1892 136 Pud.

Nach Europa als Transitware über Russland:

Flockseide und Kokons: 1891 12.686 Pud, 1892 6.990 Pud
Rohseide: 1891 263 Pud, 1892 87 Pud

Nach Europa über Trapezunt:

Kokons: 1891 480 Pud, 1892 75 Pud, 1893 700 Pud

Aus Schiras und Isfahan über Buschir:

Rohseide: 1891 920 Pud, 1892 550 Pud

Aus Jesd über Bender-Abbas:

Rohseide: 1891 40 Pud, 1892 10 Pud

In Gilan und Masanderan sammelt man die Seide Ende Mai und verkauft sie im August und September, während in Chorassan und den anderen nördlichen Provinzen man sie im Juli sammelt. Überhaupt ist es mit der Seidenproduktion gut bestellt, und allein nach Russland wurden im Jahre 1893 281 Pud Rohseide und 15 Pud Zwirnseide ausgeführt; nach Rittich für 13.290 Rubel. Da die Moskauer Seidenindustrie Mangel an Rohseide hat, wird die russische Seidenindustrie von sachverständiger Seite neuerdings auf die Entwickelung des Seidenbaues am persischen Südufer des Kaspischen Meeres aufmerksam gemacht, um ihren Bedarf von dort zu decken. Man verspricht sich große Vorteile für die russische Seidenindustrie aus der Zunahme des Seidenbaues in Persien [Iran].

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Beziehungen Russlands zu Persien / Iran