Ackerbau

Die Ackergerätschaften sind ganz veraltet. Der Pflug besteht aus einem Holzstück mit einem eisernen Ende; die Egge wird durch ein Bündel Stangen oder durch eine Reihe von Brettern, die mit spitzen Steinen versehen sind, ersetzt. Der Spaten ist für den Perser das wichtigste Gerat für den Garten- und Gemüsebau. Gedroschen wird in freiem Felde auf einem mit einer Holzpritsche geebneten Platze. Die Ähren werden handhoch daraufgelegt, dann fahren Schlitten, die mit Ochsen oder Eseln bespannt sind, darüber. Auf dem Vorderteil der Schlitten sitzen zwei Leute, an den hinteren Schleifen sind zwei Pritschen angebracht, in die eiserne Zylinder hineingesteckt werden. Durch die Hufe der Ochsen oder Esel, durch die Schleifen der Schlitten werden die Ähren ausgekörnt und durch die Pritschen das Stroh zerkleinert. Die so gewonnenen Körner werden in tiefe Gruben geworfen und als Schutz gegen die Feuchtigkeit mit Stroh bedeckt.

Getreide wird vorzugsweise in Aserbeidjan und Kurdistan gebaut, wo der Boden und das Klima dazu geeignet sind. Vorzugsweise wird Weizen und Gerste gesät, welch letztere zur Speise der Leute wie zum Futter der Pferde und Maultiere dient. Der Ertrag an Weizen und Gerste reicht vollständig für den Bedarf des Landes, und eine Ausfuhr ist eigentlich nicht nötig. Da es aber an Wegen fehlt und keine Nachrichten über den Ausfall der Ernte im Innern des Landes vorhanden sind, so sind die Bewohner der Grenzbezirke genötigt, Getreide auszuführen, was die Veranlassung zu Hungersnoten ist, die oft Aufstände hervorrufen.


Tomara beziffert in seinem Werk „Der wirtschaftliche Zustand Persiens, 1895“ die Ausfuhr von Getreide wie folgt:

Aus Buschir (von den anliegenden Gegenden) 1891 720.000 Pud*) ; aus Bender-Abbas (von Kirman) 1891 40.000 Pud und 1892 100.000 Pud; aus Aserbeidjan nach Russland 1891 170.000 Pud.

*) 1 Pud = 16,38 kg.

Aus Buschir und Bender-Abbas wird Getreide nach dem Küstenlande des Persischen Golfs, sogar nach Indien ausgeführt: aus Mohammer 1891 250.000 Pud und 1892 426.000 Pud; aus Chorassan 1891 46.000 Pud und 1892 6.000 Pud.

Rittich macht in seinem Werke „Die Eisenbahn durch Persien, 1900“ folgende Angaben über die Ausfuhr von Getreide nach Russland:

im Jahre 1894 im Werte von 230.789 Rubel;1895 105.718 Rubel; 1896 163.329 Rubel; 1897 222.504 Rubel.

Hafer, den man in Persien überhaupt nicht kennt, wird gar nicht gebaut. Roggenbau findet in den hohen, Weizenbau in den niedrigen Gebirgsgegenden statt. Da der Reis eine heiße Temperatur und eine reichliche Bewässerung bedarf, wird er hauptsachlich in Gilan und Masanderan, die diesen Bedingungen entsprechen, aber auch an anderen Stellen gebaut. Den besten Reis findet man in Fars. Er wird in großer Menge im Innern verbraucht, bildet aber jetzt einen Hauptausfuhrartikel aus Gilan und Masanderan nach Russland:

nach Tomara: 1891 2.549.000 Pud, 1892 2.464.000 Pud; nach Rittich 1897 für 3.288.828 Rubel.

Die Aussaat erfolgt zu verschiedenen Zeiten, meistens im Herbst, aber nicht später als im Oktober. Die Ernte findet nördlich von Teheran im Juni, südlich davon schon im Mai statt. Die abgeernteten Felder werden dann mit 10 — 12 Sorten vorzüglicher Melonen oder mit Kartoffeln bestellt, welche noch unlängst nach Persien eingeführt wurden, sich aber jetzt immer mehr, besonders in Aserbeidjan, verbreiten. Von Gemüsen kommen in Persien [Iran] alle europäischen Arten fort, welche bei guter Bearbeitung des Bodens sehr ertragreich und gut sind. Besonders sind Lauch und Gurken verbreitet und wegen ihrer Güte berühmt.

Persien [Iran] ist auch an verschiedenen und sehr guten Früchten reich. Die Arbusen (Wassermelonen) und Melonen sind vorzüglich. Von ersteren sind die „Chinduane“, die masaderansche Sorte, die besten und beliebtesten; von den Melonen sind besonders hervorzuheben die Ananas und turkestanischen Melonen und eine besondere Sorte von Sommermelonen (germek), welche im Juni reifen, eine wachsgelbe Farbe haben und sehr süß sind, ferner die Sorte „Tohmesk Schemsk“, d. i. Samen der Sonne, welche sich durch einen eigentümlichen Geschmack und Geruch auszeichnen. Es gibt sehr viele Kürbissorten, deren Rinde zu Wassergefäßen benutzt wird. Die Weintrauben werden nicht nur zur Herstellung von Wein benutzt, sondern man trocknet sie auch; sie werden als Rosinen ohne Kerne auf den Weltmarkt und besonders nach Russland versendet. Kirschen, Äpfel, Birnen und Pflaumen werden wohl geerntet, sind aber nicht so gut wie die europäischen, weil das Klima zu heiß ist; nur in einigen, vorzugsweise Gebirgsgegenden reifen sie langsam und geben eine gute Ernte; aber für alle diese Früchte ist das Klima nicht geeignet. Sehr gut sind hier die Apfelsinen, Zitronen, Quitten, Nüsse, Mandeln und auch Pfirsiche, welche sehr groß werden und ihres Geschmackes wegen berühmt sind.

Nach den Daten Tomaras betrug die Einfuhr nach Russland über die kaukasisch-persische Grenze über Astrachan aus den Bezirken Kaswin und Karadagh und nach Transkaspien aus Chorassan im Jahre 1892:

von frischen Früchten, außer Apfelsinen u. a. 14.065 Pud
von Apfelsinen, Zitronen und Pomeranzen 31.945 Pud
von getrockneten Früchten und Rosinen 402.343 Pud
von Nüssen, und Pfirsich-, Aprikosenkernen 38.502 Pud
von Mandeln und Pistazien 48.325 Pud

Über die russisch-persische Grenze aus Kurdistan und Aserbeidjan im Jahre 1892:

von frischen Früchten jeglicher Art 10.493 Pud
von getrockneten Früchten und Rosinen 967.134 Pud
von Nüssen und Fruchtkernen 8.785 Pud
von Mandeln und Pistazien 50.982 Pud

Über die transkaspische Grenze und Chorassan:

von frischen Früchten jeglicher Art 1.932 Pud
von getrockneten Früchten und Rosinen etwa 170.000 Pud
von Nüssen und Kernen 7.860 Pud
von Mandeln und Pistazien 8.670 Pud

Rittich beziffert die Einfuhr von Gemüsen und Früchten nach Russland im Jahre 1897 auf 2.040.653 Pud.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Beziehungen Russlands zu Persien / Iran