von der Marwitz beim Staatskanzler Hardenberg, um Weihnachten 1812.

Ich sagten „Der gegenwärtige Augenblick müsse jeden Preußen und jeden Deutschen ergreifen, jetzt käme es darauf an, alle den Schaden wieder gut zu machen, den man dem Lande getan hätte; wenn die Regierung sich jetzt würdig betrage, würde alles Vergangene vergessen werden. Ich käme also, um zu vernehmen, wie er dächte, und um zu allem Vaterländischen die Hand zu bieten.“

Es war, als ob ihm ein Stein vom Herzen fiele; er wurde ganz gesprächig und gab sich ganz preis. „Dies sei seine Meinung auch; schon lange habe er auf einen solchen Zeitpunkt gewartet“ - er detaillierte mir alle seine geheimen Verbindungen mit England und während des Krieges mit Rußland, - „jetzt müßten und würden wir alles wieder gewinnen, darum werde auch schon gerüstet. Wahrscheinlich aber werde man es nicht brauchen, Napoleon sei so herunter, daß er Frieden machen müsse, und wir würden ohne Blutvergießen bloß durch Negoziationen zu unserm Zweck kommen.“ Ich erstarrte! - Also noch nicht belehrt? die Zeit noch nicht begriffen? Napoleon noch nicht kennen gelernt? - Ich sagten „Wenn dem auch so sei, so werde die Zeit vergehen, der Augenblick sei dringend; wenn man jetzt alle Franzosen festhielte, so ständen wir im Vorteil, und ganz Deutschland würde entbrennen.“ Er: „Dazu sei der König nicht zu bewegen.“ – Ich: „Er habe ihn ja doch während seines Ministeriums zu allem gebracht, wozu er ihn habe bringen wollen, so werde ja auch dies möglich sein in dem wichtigsten und dringendsten Momente der Zeit.“ Er: „Das möge ich nicht glauben, der König ließe sich wohl leiten bis auf einen gewissen Punkt, aber wenn es zur Entscheidung komme, behalte er seinen Willen . . .“ Ich ließ fallen: „Wenn es so stehe, würden wir alles verlieren und alles versäumen.“ Dieses verneinte er und versicherte, es werde fleißig gearbeitet, vorzüglich wären wir in Übereinstimmung mit den Österreichern, und der König sei entschlossen, alles zu tun, was diese tun würden. Man könne nichts übereilen; wenn es Zeit sein würde, werde er es mich wissen lassen.


(von der Marwitz, Nachrichten aus meinem Leben)


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Befreiung 1813 - 1814 - 1815. Teil 1