Parchim

Literatur. Dr. Uterhart, Beschreibung des Gesundbrunnens bei Parchim. Parchim, 1824. — Dornblüt im freimütigen Abendblatte 1824, No. 284. p. 391 ff.

Im Südwesten Mecklenburgs in der Nähe der Stadt Parchim erhebt sich von Westen kommend und bald nach Süden sich wendend ein hauptsächlich mit Eichen, Buchen und Tannen aufs köstlichste geschmückter Höhenzug, welcher bis 600 Fuss hoch emporsteigt. Am nördlichen Abhang dieser waldigen Höhe, eine halbe Stunde von der Stadt und zu deren Gebiet gehörend, liegt der Brunnen inmitten der Waldung, etwa 120 Fuss über dem Spiegel der Elde. Es ist eine kräftige Stahlquelle hier, ein au kohlensaurem Gas armes, erdiges salinisches Eisenwasser von 9 ° R., zu deren bequemeren Benützung fur die Kurgäste bereits 1822 mehrere stattliche Gebäude aufgeführt wurden. Das Badehaus nebst einer offenen Halle liegt unten dicht an der Eide. Hierher fuhrt von der Stadt eine schöne Allee. Eine Zugbrücke verbindet die beiden Eldeufer nahe am Badehause. In der Nähe ein sehr mächtiges Braunkohlenlager. — Der Brunnen ist verpachtet, und dient hauptsächlich als Vergnügungsort der Parchimer. Christian Schmidt ist der Hauptstifter des Parchim'schen Brunnens, und es hat sich der am 3. Januar 1856 im 76. Jahre Verstorbene ganz entschiedene Verdienste um die Einrichtung des Brunnens erworben. Durch den Dr. Commann, damals in Parchim, auf die Heilkraft der am nördlichen Abhang des Sennenbergs, nahe an der Elde, befindlichen Quelle aufmerksam gemacht, ergriff S. die Idee zur Errichtung eines Brunnen- und Badeorts, nahe an seiner Vaterstadt, mit grosser Lebhaftigkeit. Der Gedanke wurde zur Tat: der Bau begann 1821 und war 1823 vollendet. Es waren in diesen Jahren ein großes, geschmackvolles Logierhaus am Abhange des Bergs, längs dem Flusse aber ein Badehaus, eine Art Esplanade mit Büffet und ein Pumpenhaus gebaut, ausserdem aber eine Menge Anlagen und Spaziergänge in dem Gehölze eingerichtet, eine Zugbrücke über die Elde, und ein eigener Weg zwischen der Stadt und dem Brunnen angelegt. 1823 konnten bereits an 800 Bäder gegeben werden. Hunderten von Leidenden hat der Brunnen seitdem Heilung oder Linderung ihrer Schmerzen gebracht, Tausenden aber ist es ein angenehmer, lieblicher Aufenthalt geworden, da der Brunnen einer der schönsten und herrlichst gelegenen Orte Mecklenburgs ist.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Bäder und Heilquellen in Mecklenburg-Schwerin.