Eine vierte Forderung des Arbeiterstandes ist das Verbot der Arbeit der Kinder in den Fabriken für die Zeit, in welcher sie noch schulpflichtig sind.

Ich kann diese Forderung nur mit Bedauern nicht als eine durchaus allgemeine des Arbeiterstandes bezeichnen, da ja leider es Arbeiter gibt, die ihre Kinder des Geldgewinnes wegen in die Fabriken schicken. Ich muss sie daher richtiger als eine Forderung einiger Stimmführer des Arbeiterstandes bezeichnen. Namentlich hat Fritzsche, welcher an der Spitze des Verbandes der Zigarrenarbeiter in Deutschland steht, und dadurch euch besonders bekannt ist, noch vor Kurzem auf dem Parlamente des Nordbundes in Berlin mit großer Entschiedenheit verlangt, dass die Arbeit der Schulkinder gesetzlich gänzlich verboten werde. Er hat bei dieser Gelegenheit in ergreifender Weise auf die Erfahrungen seines eigenen Lebens hingewiesen, da er selbst von Jugend auf in den Fabriken gearbeitet hat.

Namentlich hob er hervor, dass die Sittlichkeit der Kinder durch die Fabrikarbeit im höchsten Grade gefährdet sei. Leider ist sein Antrag nicht durchgedrungen. Man hat zwar die Arbeit der Kinder in den Fabriken beschränkt, aber nicht verboten. Ich habe dieses Resultat tief beklagt und in demselben einen Sieg materieller Rücksichten über große sittliche Grundsätze gefunden. Alle Erfahrungen meines Lebens stimmen mit den Behauptungen des Arbeiters Fritzsche über die Wirkung der Arbeit in den Fabriken für Schulkinder vollkommen überein. Es ist mir nicht unbekannt, was zur Entschuldigung derselben vorgebracht wird, und dass auch einzelne dem Arbeiterstande wohlwollende Männer die Fabrikarbeit der Kinder in einem gewissen Umfange für zulässig halten. Man hat sogar zur Entschuldigung auch darauf hingewiesen, dass es ohnehin Pflicht der Kinder sei, ihre Eltern bei der Arbeit in dem Hause und auf dem Felde zu unterstützen. Der überaus große Unterschied zwischen dieser Familienarbeit und der Fabrikarbeit des Kindes liegt aber zu Tage. Durch die Fabrikarbeit der Kinder wird der Familiengeist schon im Kinde zerstört, was, wie wir gleich noch näher sehen werden, ohnehin die größte Gefahr des Arbeiterstandes ist. Dadurch wird überdies dem Kinde jede freie Zeit zum heiteren Kinderspiele, welches so naturnotwendig zum Kindesalter gehört, geraubt. Dadurch wird ferner seine Gesundheit beschädigt, seine Sittlichkeit im höchsten Grade gefährdet. Ich halte die Fabrikarbeit der Kinder für eine entsetzliche Grausamkeit unserer Zeit, die der Zeitgeist und der Eigennutz der Eltern an den Kindern begeht. Ich halte ihn vielfach für einen langsamen Mord am Leibe und an der Seele des Kindes. Mit dem Opfer der Freuden ihrer Jugend, mit dem Opfer ihrer Gesundheit, mit dem Opfer ihrer Sittlichkeit müssen sie den Geschäftsgewinn vermehren und oft Eltern das Brot verdienen, die ihrer eigenen Liederlichkeit wegen nicht im Stande sind, den Kindern Brot zu geben. Ich freue mich daher über jedes Wort, das für die Arbeiterkinder gesprochen wird. Die Religion mit ihrer großen Liebe zu den Kindern kann die Forderung auf Verbot der Kinderarbeit nur unterstützen. Ich ermahne euch aber, geliebte Arbeiter, euch diesen Bestrebungen des Arbeiterstandes insbesondere dadurch anzuschließen, dass ihr selbst eure schulpflichtigen Kinder nie in Fabriken arbeiten lasset.