Die zweite Forderung des Arbeiterstandes ist die Verkürzung der Arbeitszeit.

Ich kann nicht beurteilen, in wieweit ihr in dieser Gegend über die Dauer der Arbeitszeit zu klagen habet. Gewiss ist es aber, dass es mit der Arbeitszeit geradeso gegangen ist, wie mit dem Arbeiterlohn. Die Grundsätze der modernen Volkswirtschaft, die alle sittlichen und religiösen Seiten des Menschenlebens, also das wahrhaft Menschenwürdige gänzlich außer Acht ließ, haben es dahin gebracht, dass, wo immer das Kapital in ihren Diensten stand, nicht nur der Lohn bis zur äußersten Grenze herabgeboten, sondern auch die Arbeitszeit gleichzeitig bis zur äußersten Grenze ausgedehnt wurde. Tag und Nacht, wie bei der eigentlichen Maschine, ging es nicht; aber so weit, wie es ging, wurde es dieser Menschenkraft, die im Geiste dieses Systems lediglich menschliche Maschine war, zugemutet. Wo also immer die Arbeitszeit über das in der Natur und in den Rücksichten auf die Gesundheit gegründete Maß ausgedehnt ist, da haben die Arbeiter ein wohlgegründetes Recht, durch einheitliches Zusammenwirken diesen Missbrauch der Geldmacht zu bekämpfen.

Aber auch hier, geliebte Arbeiter, hängt der wahre Nutzen solcher Bestrebungen, wenn sie Erfolg haben sollen, von der Sittlichkeit und Religiosität ab. Wenn der Arbeiter die Stunde, welche er für sich gewinnt, dazu benutzt, um in der Familie die Pflichten seiner Stellung als Vater, als Kind zu erfüllen, um die Angelegenheiten des Hauses gut zu besorgen, um das Grundstück, das er sich gekauft hat, zu bestellen, dann ist ihm diese Stunde für sich und die Seinigen von hohem Werte. Wenn er dagegen diese Stunde nur dazu benutzt, um sich am Abende um so länger auf den Straßen in schlechter Gesellschaft herumzutreiben, um so länger im Wirtshause zu sitzen, dann hat diese Stunde weder für seine Gesundheit, noch für seinen Wohlstand Wert. Sie wird nur dazu dienen, ihn an Leib und Seele um so schneller zu verderben und seinen Lohn um so sicherer zu vergeuden.