B. Die Intensivierung der Landwirtschaft durch Veredelungswirtschaft

Eine Folge und Begleiterscheinung dieser Zustände mag die nunmehr erhöhte Intensivierung der Landwirtschaft sein. Durch Vergrößerung des Bestandes und durch Zuchtversuche in der Viehhaltung und durch eine Verbesserung der Gartenkulturen suchte man eine Erhöhung der Rentabilität der Landwirtschaft zu erreichen.

Im Jahre 1555 wurden Ochsen aus Dänemark eingeführt, im Jahre 1558 für 200 Taler Vieh und Schweine aus Pommern, ebenso im Jahre 1561. Dass es dem Herzog Johann Albrecht sehr um gute Zuchtschweine zu tun war, beweist ein Schreiben des Hauptmannes von Prignitz und Ruppin, wonach dieser seine Bitte um eine Anzahl guter Zuchtschweine nicht erfüllen konnte. 1566 wurden 100 Schweine aus dem Stift Verden und eine Anzahl Zuchtschweine gekauft. Im gleichen Jahre wurden 300 Ochsen zum Preise von 1400 Talern in Podolien Westrussland) gekauft. Fast gleichzeitig fand eine Ochseneinfuhr von 226 Stück aus Polen statt, die auf die Ämter verteilt wurden. Die 100 größten sollten im Amte Neustadt gemästet und dann zum Teil verkauft werden, die übrigen in Mengen von 6 - 15 Stück an die übrigen Ämter versandt werden. Gleichzeitig erging der Befehl, den Amtleuten das nötige Korn und Stroh zur Fütterung zuzusenden. Es sollte aber nur altes und verdorbenes Korn neben Häcksel und Malztrebern verfüttert werden. Die Ochsenhäute wurden an die Schweriner Schuster verkauft. Das gleiche geschah mit den Hammel-, Schaf- und Lämmerfellen. Herzog Albrecht machte einen Vertrag mit einem gewissen Kaspar Kruse, der bei vereinbarten Preisen das Erstkaufrecht haben sollte. 1567 wurde eine allgemeine Bestimmung über den Verkauf von Fellen erlassen.


Ebenfalls aus Holstein wurde Vieh eingeführt. Der Küchenmeister von Wredenhagen erhielt 1564 den Auftrag, dort für 200 Gulden junges Rindvieh einzukaufen und ins Amt Schwerin zu bringen. Auch eine weitere Vergrößerung der Schafzucht scheint stattgefunden zu haben; sie nahm immer mehr an Bedeutung zu. Anfang der 70er Jahre wurde von Herzog Johann Albrecht eine Schäferei zu Wittenburg erbaut. Der Wollhandel ging damals weit über die mecklenburgischen Grenzen hinaus. In den Jahren 1550 -52 wurde Wolle nach Stettin versandt, 1550 etwa 580 Stein. Im Jahre 1559 kaufte der Magdeburger Bürgermeister für etwa 2650 Gulden alle vorrätige ein- und zweischerige Wolle in der Menge von 1880 Stein. Der Magister Simon Leupold verkaufte in herzoglichem Auftrag weiterhin Wolle in Bergedorf. Bis nach Sachsen und in die Niederlande, in die Lausitz und nach Schlesien ging sein Wollhandel. In Torgau, Schmiedeberg, Herzberg, Goldberg und Jessen wurde mecklenburgische Wolle von den Tuchmachern verarbeitet. Im letzten Jahrzehnt des Jahrhunderts erreichte die Einnahme aus der Wolle durchschnittlich 5.000 Gulden im Jahr.

Die Amtsordnung von 1567 hatte bestimmt, daß die herzoglichen Gärten für einen ausgedehnten Gemüsebau erweitert und der Überschußssdaraus verkauft werden sollte. Im Frühjahr 1567 brachte ein Weinrebner aus Köln Weinstöcke nach Mecklenburg und pflanzte sie in Schwerin an. Erbsen wurden in ziemlicher Menge angebaut. Gartensamen wurde 1597 sogar aus Augsburg bezogen.

In den Wäldern wurde im Sinne der Amtsordnung von 1567 aufgeforstet. Herzog Ulrich kaufte Tannensaat aus der Mark. Das Holzroden und die Verwüstung der Holzungen wurde streng verboten.