2. Der Bau herzoglicher Schiffe, Klipphafenschiffahrt und Streit mit den Hansestädten Rostock und Wismar

Die Herzoge versuchten nun, zur Erweiterung ihres Handels in den Besitz eigener Schiffe zu gelangen. Im Jahre 1517 finden wir zum ersten Male Schiffe in ihrem Besitz. Auf der Lübecker Reede vor Travemünde wurden zwei herzogliche Schiffe schiffbrüchig. 1519 schickte Herzog Heinrich wiederum in einem Schiff 28 Last Roggen nach Danzig. Zur gleichen Zeit, in den Jahren 1516 - 19 etwa, war wiederum ein Schiff mit Korn westwärts gefahren, das aber durch die Friesen, Holländer und Burgunder beraubt wurde. Deshalb wandte sich einer der Herzoge an die Stadt Amsterdam, wo das Schiff hingebracht worden war und der Inhalt versteigert werden sollte, und bat, ihm das Schiff oder seinen Geldwert zuzustellen. Gleichzeitig wandte er sich in derselben Angelegenheit an den Herzog Karl von Burgund, den späteren Kaiser Karl V. (1519 - 58), und an die Stadt Enkhuizen, deren Bürger an dem Schiffsraub beteiligt waren.

Am 2. Mai 1526 wurde ein Schiff für 154 Gulden von einem Bürger zu Nästved auf Seeland gekauft. Im gleichen Jahre wurde von dänischen Ausliegern ein mit Waren beladenes Schiff Herzog Albrechts beraubt, eine Folge von des Herzogs Parteinahme in den nordischen Wirren für den entthronten König Christian II. von Dänemark. Herzog Albrecht wandte sich schließlich an Kaiser Karl X., der an den neuen dänischen Herrscher Friedrich III. und Lübeck, das mit diesem verbündet war, den Befehl ergehen ließ, das geraubte Gut Herzog Albrecht wieder zuzustellen. Ebenso wurde 1526 ein herzogliches Schiff von Rostockern beraubt.


Im Jahre 1527 ging wieder ein Schiff, diesmal ein größeres, in den Besitz Herzog Albrechts über. Er kaufte es für 800 Gulden von den Schiffern Albrecht Cleie van Horn und Johann van der Bowe. Letzterer trat in des Herzogs Dienste. Dieses ist wahrscheinlich das gleiche Schiff, das Wismar im selben Jahre aus dem Klipphafen bei Golwitz auf Poel einholen ließ.

Ein offener Kampf mit den Seestädten Lübeck, Rostock und Wismar, die den Herzogen das Recht, Klipphäfen anzulegen, absprachen, hatte eingesetzt. Trotz dieser Streitigkeiten ließen die Herzoge 1528 ein weiteres Schiff bauen. Der herzogliche Kornhandel war inzwischen bis nach Schweden ausgedehnt worden. Der Schiffer Klaus Wernow zu Travemünde nahm im Auftrage Herzog Heinrichs 70 Last Roggen, Mehl und Malz an Bord, die er nach Schweden bringen sollte.

1533 wurde mit dem Hamburger Kaufmann Heinrich Wapensticker, zu dessen Bruder Christoph Herzog Albrecht ebenfalls Handelsbeziehungen unterhielt, ein Vertrag abgeschlossen, in dem Herzog Albrecht ihm 100 Last Roggen, die Last für 20 Gulden, zu verkaufen versprach. Wismar gestattete das Auslaufen der mit dem Roggen beladenen drei Schiffe jedoch nicht. Wapensticker reiste nach Antwerpen, veranlaßte den Herzog von Cleve, die Durchfahrt in Hamburg zu erwirken, und stellte bei Gelingen des Handels, was bei dem Verhalten Wismars unwahrscheinlich war, noch weitere Ausfuhrmöglichkeiten nach dem Westen für Wolle in Aussicht.

Bei vielen Handelsunternehmungen sehen wir also die Herzoge von den Seestädten gehemmt. Der Streit um den Klipphafen bei Golwitz und ein dort errichtetes herzogliches festungsähnliches Gebäude erwachte 1532 aufs neue und dauerte, von den Seestädten gemeinsam gegen die Herzoge durchgeführt, bis 1534. Er wurde erst beigelegt, als Herzog Albrecht die Hilfe der Städte bei der Erwerbung der schwedischen Königskrone brauchte, und die Städte, um ihre Hegemonie im Handel zu retten, eine gütliche Vereinbarung herbeizuführen suchten. Herzog Albrecht versprach, daß den Städten ihre alten Privilegien unbeschnitten sein sollten, daß er mit Dänemark keinen Handel treiben und den Handel des Adels dorthin verhindern wollte. Herzog Heinrich schloss sich diesen Versprechungen an. 1)

1) Undatierter Vertrag Lübecks mit Hg. Albrecht: Hanseatica, Vol. XI; Bekenntnis der Städte Lübeck, Rostock, Stralsund und Wismar vom 14. Nov. 1534: Hanseatica, Vol. VIII; Abschrift des Vertrags zwischen Hg. Albrecht und den Städten Lübeck Rostock, Stralsund und Wismar 1534 gegen den Hg. von Holstein, darauf der dänische Krieg erfolget: Hanseatica, Vol. VIII. Vgl. Koppmann, a. a. O., S. 124 f.

Der herzogliche Handel wurde aber aus diesem Grunde nicht eingestellt. 1534 erschienen zwei hamburgische Schiffe bei Golwitz und nahmen Korn von den Landesherren ein, wogegen Rostock und Wismar Protest einlegten. 1535 benutzte Herzog Albrecht die Zeit der Grafenfehde zu Handelsgeschäften in Kopenhagen und verkaufte dort Korn.

1538 wurde ein herzogliches Schiff nach Amsterdam gesandt und so der Handel mit den Niederlanden wieder aufgenommen. Ein gewisser Gottschalk Remlingradt verkaufte wahrscheinlich dort Speck und Mehl, die er zu Wismar vom Herzog erhalten hatte. 1539 beabsichtigte Herzog Albrecht, zwei Schiffe im wismarschen Hafen zu befrachten, doch die von Wismar gestellten Bedingungen scheinen dies verhindert zu haben.

Auf den Versammlungen der wendischen Städte von 1538 und 1539 wurde Herzog Albrecht des Einvernehmens mit dem eben genannten Remlingradt, der Seeraub trieb, bezichtigt. Tatsächlich scheint sich Herzog Albrecht zu dieser Zeit am Freibeuterwesen beteiligt zu haben, wohl um die im dänischen Kriege erlittenen Verluste dadurch wettzumachen. Auf einem der gekaperten Schiffe befand sich Kupfer, das den Fuggern zu Augsburg gehörte und das auf das Ersuchen ihres Prokurators zu Danzig wahrscheinlich wieder herausgegeben wurde.

Auf dem Regensburger Reichstag von 1546 wurde nun Herzog Albrecht von Kaiser Karl V. unter anderem das Privileg zugebilligt, zwei neue Häfen, einen bei Golwitz und den anderen bei Ribnitz, anzulegen. Wahrscheinlich handelte es sich jedoch nur um Privilegienentwürfe . Herzog Albrecht starb am 5. Jan. 1547, wohl ohne die feste Zustimmung des Kaisers erhalten zu haben.