Das Bergwerkswesen in Mecklenburg im 16. Jahrhundert

Mannigfache Bestrebungen der mecklenburgischen Herzöge im 16. Jahrhundert finden sich auf dem Gebiete des Bergwerkswesens. Antrieb hierzu war sowohl das persönliche, wissenschaftliche Interesse, das besonders bei Herzog Christoph vorhanden war, als auch die Finanznot der Fürsten. Die uns erhaltenen Schriftstücke über den Bergbau zeigen mit Deutlichkeit, wie rührig die Bestrebungen der Herzöge zeitweise auch auf diesem Gebiete waren. Die Armut Mecklenburgs an Edelmetallen, die dem Zeitalter der Alchimisten eigentümliche Unkenntnis der Naturwissenschaft, die Unkontrollierbarkeit der durch „Sachverständige“ verwalteten Unternehmungen und andere Umstände bewirkten jedoch, daß die herzoglichen Bemühungen letzten Endes ziemlich erfolglos blieben.

Ein erster Hinweis auf einen Versuch, Edelmetalle zu gewinnen, findet sich in einem Memorial des Herzogs Heinrich von 1527. Es heißt hierin: „Es ist auch (in der Jabelheide) ein Silber-Ertz gefunden, das men dar Achtyngen uf habe und den Probierer bestelle.“ In einem anderen undatierten herzoglichen Memorial aus der Zeit um 1541 über die Wiederaufrichtung der Saline zu Conow wurde befohlen, nach der Ader, welche Eisen, Silber, Kalk und Salz enthalte, zu forschen.


Aus derselben Zeit findet sich eine Nachricht, aus der wir auf gleichgerichtete Bestrebungen Herzog Albrechts schließen können. Am 28. Juni 1544 übersandten der Kanzler Peter von Sprengel und der Amtmann Jorg von Carlewitz dem Herzog eine Probe von Silber und anderm Erz, die dieser einschätzen Iassen sollte. Gleichzeitig berichteten sie, daß zwei Personen auf der Steinburg bei der neuen Fundgrube einen neuen Schacht eingesenkt hätten.

Bis 1573 fehlt nun leider jegliche Nachricht, aber von da an erhalten wir ein klareres Bild von den Bemühungen, besonders Herzog Christophs, den Bergbau des Landes zu fördern. Am 6. Dez. 1573 verlieh der Herzog dem Bergmeister Melchior Hüscher aus Schneeberg das Privileg, im Stift Ratzeburg und den dazu gehörigen Ämtern Ablagerungen von Gold, Kupfer, Zinn, Blei, Alaun, Eisen, Stahl, Vitriol, Schwefel, Salz, Steinkohlen und allem anderen Metall ausfindig zu machen und diese auf seine Kosten abzubauen. Nach seinem Gutdünken sollte er andere Bergleute hinzuziehen. Der Herzog versprach, ihm freies Holz zum Schacht und zum Hause aus seinen Hölzungen zur Verfügung zu stellen. Aus dem Ertrag behielt sich der Herzog vom dritten Jahre an den Zehnten vor. In den ersten zwei Jahren brauchten der Zehnt und andere Abgaben nicht gezahlt zu werden, „damit er das Bergkwergk desto besser muge anrichten, die Schachthäuser und allerlei Mulen und Eysenhemer auch Hutten erbawen“. Außerdem befahl der Herzog allen Amtleuten und Befehlshabern, den Melchior Hüscher und dessen Gesellen überall ungehindert wirken zu lassen und sie in ihrer Tätigkeit zu fördern.

Melchior Hüscher blieb mehrere Jahre im Dienste des Herzogs. 1574 berichtete er aus Berlin, daß er sich auf die Reise begeben hätte, um seine Kuxe zu verkaufen und um einige Leute anzuwerben, damit er den Bau des Bergwerks bei Gadebusch zum Nutzen des Herzogs fortsetzen könnte. Er bat um Geld, damit er den „reichen Segen Gottes“ der in Mecklenburg noch verborgen liege, nutzbar machen könne. Weil er dieses große Werk auf eigene Kosten übernommen hätte, müsste er sich nach sachverständigen Bergleuten umsehen, die, was das Wesentliche sei, Betriebskapital zur Verfügung stellen könnten. Er empfahl, einen Sachverständigen anzunehmen, der 26 Jahre lang oberster Faktor in der „Alchimia“ des verstorbenen Kurfürsten Markgraf Joachim gewesen war. Dieser habe schon neue „Bergwerke“ erschlossen, die noch in Betrieb seien. Er habe ihn zum Teilhaber des geplanten Unternehmens gemacht und mit ihm schon um mehr als 1000 Gulden verhandelt. Am 15. Oktober 1574 griff Herzog Christoph selbst fördernd in diese Angelegenheit ein. Er erbot sich brieflich, der Stadt Gadebusch zwei Buchen, die Hüscher zum Bau des Bergwerks benötigte, zu bezahlen. Aus diesem Brief geht eindeutig hervor, daß das Bergwerk sich bei Gadebusch befand. Der Herzog plante sogar eine persönliche Besichtigung des Bergwerks. Sein Interesse am schnellen Fortschreiten der Arbeiten geht auch daraus hervor, daß er Hüscher ermahnte, das Buchenholz ausschließlich zum Stollenbau, nicht etwa als Brennholz zu benutzen. Eine weitere kurze Nachricht über das Bergwerk zu Gadebusch fällt in das folgende Jahr 1575. Der Herzog schrieb am 18. März an Hüscher, der sich damals in Perleberg befand, daß er mit dem kurfürstlich sächsischen Kammerjunker Wolf Reuchheupt über das Bergwerk zu Gadebusch verhandeln möchte. Da er nunmehr angefangen habe, das Bergwerk durch eigene Arbeitskräfte anlegen zu lassen, erachte er es für unnötig, Bergleute von außerhalb anzustellen. Aus dem Jahre 1579 ist eine letzte Nachricht über das Bergwerk in dem Schreiben eines Lübeckers an den fürstlich mecklenburgischen Sekretär Jens Wolff erhalten. Danach ging das Werk, das anscheinend eine Zeitlang stillgelegen hatte, in Privathand über.

Ein weiteres Bergwerk befand sich zu dieser Zeit auf dem Hilligenberge bei Tempzin. Auch hier ist das Interesse Herzog Christophs, sogar an der technischen Abwicklung der Arbeiten, offensichtlich. Befahl er doch am 25. April 1575 dem Küchenmeister zu Stowe, Johann Grube, er solle sich bei dem Bergmeister erkundigen, wie tief bereits gegraben sei und ob die Arbeit etwa durch Wasser gehindert werde. Am 3. Mai antwortete Johann Grube, man habe eine Tiefe von fünf guten Faden erreicht, es sei aber bisher noch nichts Nutzbares gefunden worden.

Wie sehr man sich bemühte, wertvolle Mineralien zu finden, zeigt, daß man sogar in den Bächen danach suchte. Johann Grube berichtete, daß auch hier noch nichts gefunden sei, daß man aber Schlich im Waldbache zu Kronskamp bei Laage angetroffen habe. Ein Bach jenseits dem Schmachtfelde nach Neschow zu verspräche nicht viel Ertrag. 1580 sehen wir einen erneuten Versuch, Edelmetall zu gewinnen. Herzog Christoph verpflichtete Hans Hillinger zur Bleistadt an einigen Orten, wo er Edelmetall vermutete, ein halbes Jahr lang danach zu suchen. Nach Ablauf dieser Zeit wurde Hans Hillinger entlassen, vermutlich, weil auch er nichts ausrichten konnte. Alle Versuche also, Edelmetall zu gewinnen, scheiterten. 1580 dachte Herzog Christoph noch einmal an Goldgewinnung. In einem Schreiben vom 21. August an den Rostocker Bürgermeister Berndt Pauluß erinnerte er diesen an eine Unterredung zu Warnemünde wegen eines Goldbergwerks. Er befahl, den Bau des Bergwerks zu fördern.

Der geringe Erfolg im eigenen Lande veranlasste den Herzog vielleicht 1582, sich in einem anderen Territorium, und zwar in der Grafschaft Waldeck, an Bergwerken zu beteiligen. Er besaß Anteile des Bergwerks am Eisenberge, der St. Georg-, St. Sebastian- und St. Christoph-Fundgruben bei Corbach. Durch Vermittlung eines gewissen Wilhelm Friedrich aus Nordhausen kaufte er Kuxe der Waldeckischen Bergwerke. Sein Interesse am Gelingen dieser Unternehmungen war sehr stark, reiste er doch selbst nach Corbach, um dort mit Friedrich zu verhandeln.

Die mecklenburgischen Herzöge, besonders Christoph, bemühten sich also eifrig um Erschließung von Bergwerken, offenbar auch zu dem Zweck, den Reichtum ihres Landes zu vermehren. Es war nicht ihre Schuld, wenn die Bestrebungen nicht von Erfolg gekrönt waren.