Deutschlands literarische und religiöse Verhältnisse im Reformationszeitalter. Band 1
Mit besonderer Rücksicht auf Willibald Pirckheimer (1470-1530)
Autor: Hagen, Karl Dr. (1810-1868) deutscher Historiker, Professor, Politiker und Publizist, Rektor der Universität Bern, Erscheinungsjahr: 1841
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Reformation, Reformationszeit, Reformationszeitalter, Reformatoren, Luther, Willibald Pirckheimer, Religion, Glauben, Kirche,
Nur einige Worte glaube ich meinem Werke zur Beherzigung voranschicken zu müssen.
Das Buch ist weder eine allgemeine Geschichte Deutschlands in der Reformationszeit, noch eine förmliche Gelehrten- oder Literaturgeschichte. Es soll vielmehr die Entwicklung der reformatorischen Ideen in Deutschland von ihrem Anfange bis in die drei ersten Dezennien des 16. Jahrhunderts verfolgen und namentlich von der Zeit vom Ende des 15. Jahrhunderts bis zum angegebenen Zeitpunkte ein wo möglich anschauliches Bild von dem gesamten geistigen Zustand und den vielfachen literarischen und religiösen Bestrebungen der Nation geben.
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Das Buch ist weder eine allgemeine Geschichte Deutschlands in der Reformationszeit, noch eine förmliche Gelehrten- oder Literaturgeschichte. Es soll vielmehr die Entwicklung der reformatorischen Ideen in Deutschland von ihrem Anfange bis in die drei ersten Dezennien des 16. Jahrhunderts verfolgen und namentlich von der Zeit vom Ende des 15. Jahrhunderts bis zum angegebenen Zeitpunkte ein wo möglich anschauliches Bild von dem gesamten geistigen Zustand und den vielfachen literarischen und religiösen Bestrebungen der Nation geben.
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Inhaltsverzeichnis
- Einleitung. Über Entstehung und Fortgang der reformatorischen Ideen
- Allgemeine Bemerkungen über Altertum, Mittelalter, neuere Zeit
- Die ersten Spuren der Opposition gegen die mittelalterliche Richtung
- Reaktionen
- Innerlicher Verfall der alten Richtung
- Zunahme der entgegengesetzten Richtungen. Verhältnis der volksmäßigen, religiösen, humanistischen Richtung zu einander
- Neue Opposition. Die Konzilien. Wicliffe. Huß
- Lage der Dinge in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts
- Teilnahme Deutschlands an der allgemeinen Entwicklung
- Nationale Opposition
- Religiöse Richtungen
- Volksmäßig satyrische Richtung
- Humanistische Richtung
- Äneas Sylvius und seine Bemühungen um die Einführung der klassischen Literatur in Deutschland
- Kampf mit dem herrschenden System um die Mitte des 15. Jahrhunderts. Reaktionsversuche
- Überhandnahme der neuen Richtung in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts
- Volksmäßige Opposition
- Theologische Richtung. (Johann Wessel, Geiler von Kaisersberg)
- Klassische Literatur. Die Schüler des Thomas von Kempen, Rudolph Agricola, Johann Reuchlin, Conrad Celtes
- Verbreitung der neuen Richtung in Deutschland gegen Ende des 15. Jahrhunderts
- Franken und Nürnberg in ihrem Verhältnisse zur neuen Richtung. Willibald Pirckheimer
- Franken
- Nürnberg
- Willibald Pirckheimers Jugend, Studienzeit und politische Laufbahn
- Verbreitung der neuen Richtung am Anfang des 16. Jahrhunderts
- Rheingegenden
- Schwaben
- Bayern
- Österreich
- Nördliches Deutschland
- Sächsische Länder
- Franken
- Bedeutendere Persönlichkeiten. Celtes, Hermann vom Busche, Rhagius Ästicampianus, Ulrich von Hutten, Wimpheling. Reuchlin. Erasmus
- Pirckheimer im Verhältnis zu seinen Zeitgenossen und seine Einwirkung auf die literarischen Bestrebungen seiner Zeit
- Charakter der neuen Richtung. Bearbeitung der einzelnen Disziplinen. Pirckheimers Anteil daran.
- Allgemeine Bemerkungen
- Philologie. Klassiker. Übersetzungen. Schulbücher. Grammatiken. Stilistik
- Poetische Produktionen
- Mathematik. Astronomie. Naturwissenschaften
- Geschichte
- Religion und Theologie
- Theologie des Erasmus
- Religiöse Ansichten des Mutianus Rufus
- Volksmäßige Stimmen
- Weltansicht. Gesellige Verhältnisse
- Ansichten von der Kirche
- Kampf der neuen mit der alten Richtung
- Reaktionsversuche
- Opposition von wissenschaftlicher Seite
- Vereinigung der volksmäßigen, humanistischen, religiösen Opposition
- Sebastian Brandt und andere
- Heinrich Bebel. (Triumph der Venus, Facetien.)
- Das Lob der Narrheit von Erasmus
- Kampf der neuen mit der alten Richtung. Fortsetzung. Der Streit Reuchlins mit den Kölnern
- Der Streit Wimphelings mit den Augustinern
- Anfang des Streites Reuchlins mit den Kölnern. Teilnahme Pirckheimers
- Teilnahme Ulrichs von Hutten
- Die Briefe der dunklen Männer
- Pirckheimers Apologie Reuchlins. Sieg der Humanisten
- Anfang der ernsteren Opposition gegen Rom
Der erste vorliegende Band enthält die Entwicklung bis zum Jahre 1517 etwa. Der zweite und letzte wird mit dem Auftreten Luthers beginnen und mit dem Jahre 1530, dem Stiftungsjahre der Augsburger Konfession, schließen.
Ich glaube, dass meine Arbeit auch neben dem ausgezeichneten Werke Leopold Rankes nicht überflüssig ist, da ich ein viel spezielleres Ziel verfolge.
Über die Anlage des Werks muss ich noch etwas hinzufügen. Ich hatte ursprünglich vor, nur die Biographie Willibald Pirckheimers *) zu bearbeiten. Ich sah aber bald, dass diese nur dann bedeutend sein würde, wenn man die Tendenzen der Zeit, die er repräsentierte, hinein verflöchte. Da ich nun zu diesem Zwecke Studien machte, hielt ich es zuletzt für das Beste, den Plan meiner Arbeit auszudehnen, und die geistigen Bestrebungen der Zeit überhaupt darzustellen. Aber ich glaubte doch, den ursprünglichen Plan nicht ganz aufgeben zu dürfen, Pirckheimer nämlich zum Mittelpunkte der Darstellung zu machen, weil durch die Festhaltung einer Persönlichkeit die an sich abstrakte Arbeit mehr Leben und Anschaulichkeit gewänne. Ich weiß nicht, ob mir mein Plan gelungen ist: das mögen die Kritiker beurteilen.
Das erste Kapitel oder die Einleitung bitte ich mit Schonung aufzunehmen. Auf sie lege ich den wenigsten Wert, obschon sie mir verhältnismäßig vielleicht die meiste Mühe gekostet hat. Denn es entstand da ein Konflikt zwischen dem, was ich sagen wollte, und zwischen dem, was ich wusste. Sie sollte mir nur als Basis für die eigentliche Arbeit dienen: ich wollte in ihr nur die Grundideen niederlegen, die mich bei der Abfassung des Werkes leiteten, und darum durfte sie nicht zu ausführlich werden. Aber ich wusste gar wohl, dass der, Stoff, den die Einleitung enthält, in ein Paar Bogen nicht zur Genüge abgemacht werden kann. So kam ich denn in Widerspruch mit mir selbst: ich bestrebte mich der Kürze, deutete oft bloß an, hatte aber dabei immer den Zweifel, ob nicht die Klarheit und Anschaulichkeit und Überzeugungsfähigkeit dadurch zu Grunde ginge. Das konnte natürlich von keinem guten Einfluss auf die Darstellung sein.
Überhaupt wäre es mir lieb gewesen, wenn ich bei meinem Buche das nonum prematur in annum hätte anwenden können. Ich habe zwar alles durchgelesen, was ich erreichen konnte: aber sehr Vieles, was ich noch zu lesen wünschte, wurde mir doch nicht zu Teil. Jeder, welcher sich mit ähnlichen Studien beschäftigt, weiß, wie schwer, ja wie unmöglich oft das ist. Demohngeachtet sehe ich meine Arbeit immer noch für keine ganz vollkommene an. Wäre es ganz von mir abgehangen, ich hätte sie jetzt noch nicht abgeschlossen, ich hätte noch geforscht und gesammelt, ich hätte Änderungen vorgenommen, wenn auch nicht in der inneren, in der Struktur, doch in der äußeren, im Style, der vielleicht hier und da etwas nachlässig sein mag. Allein wer weiß denn nicht, dass man in der gelehrten Welt heut zu Tage nur dann zu einiger Geltung gelangen kann, wenn man etwas geschrieben? dass man die Würdigkeit des Menschen nicht nach seiner Individualität, nach seiner Gesinnung, nach seinem Streben und sonstigem Wissen, sondern nur nach seinen Büchern abmisst? Es ist nicht anders, wie zu den Zeiten des Scholastizismus. Da fragte man, ob einer Doktor, Magister oder Baccalaureus sei? heut zu Tage: was haben Sie geschrieben?
Diese Gedanken und die vielen Aufforderungen meiner Freunde und Gönner bestimmten mich endlich, nicht länger mit der Herausgabe des ersten Bandes zu zögern.
Und so übergebe ich denn dieses Buch dem Publikum mit der Hoffnung, dass dieses, welches schon andere Bücher von minder gewissenhaften Autoren günstig aufgenommen hat, auch dem meinigen nicht ganz seine Anerkennung versagen werde.
*) Pirckheimer, Willibald (1470-1530) deutscher Humanist, Jurist, Übersetzer, Publizist, Freund Albrecht Dürers
Ich glaube, dass meine Arbeit auch neben dem ausgezeichneten Werke Leopold Rankes nicht überflüssig ist, da ich ein viel spezielleres Ziel verfolge.
Über die Anlage des Werks muss ich noch etwas hinzufügen. Ich hatte ursprünglich vor, nur die Biographie Willibald Pirckheimers *) zu bearbeiten. Ich sah aber bald, dass diese nur dann bedeutend sein würde, wenn man die Tendenzen der Zeit, die er repräsentierte, hinein verflöchte. Da ich nun zu diesem Zwecke Studien machte, hielt ich es zuletzt für das Beste, den Plan meiner Arbeit auszudehnen, und die geistigen Bestrebungen der Zeit überhaupt darzustellen. Aber ich glaubte doch, den ursprünglichen Plan nicht ganz aufgeben zu dürfen, Pirckheimer nämlich zum Mittelpunkte der Darstellung zu machen, weil durch die Festhaltung einer Persönlichkeit die an sich abstrakte Arbeit mehr Leben und Anschaulichkeit gewänne. Ich weiß nicht, ob mir mein Plan gelungen ist: das mögen die Kritiker beurteilen.
Das erste Kapitel oder die Einleitung bitte ich mit Schonung aufzunehmen. Auf sie lege ich den wenigsten Wert, obschon sie mir verhältnismäßig vielleicht die meiste Mühe gekostet hat. Denn es entstand da ein Konflikt zwischen dem, was ich sagen wollte, und zwischen dem, was ich wusste. Sie sollte mir nur als Basis für die eigentliche Arbeit dienen: ich wollte in ihr nur die Grundideen niederlegen, die mich bei der Abfassung des Werkes leiteten, und darum durfte sie nicht zu ausführlich werden. Aber ich wusste gar wohl, dass der, Stoff, den die Einleitung enthält, in ein Paar Bogen nicht zur Genüge abgemacht werden kann. So kam ich denn in Widerspruch mit mir selbst: ich bestrebte mich der Kürze, deutete oft bloß an, hatte aber dabei immer den Zweifel, ob nicht die Klarheit und Anschaulichkeit und Überzeugungsfähigkeit dadurch zu Grunde ginge. Das konnte natürlich von keinem guten Einfluss auf die Darstellung sein.
Überhaupt wäre es mir lieb gewesen, wenn ich bei meinem Buche das nonum prematur in annum hätte anwenden können. Ich habe zwar alles durchgelesen, was ich erreichen konnte: aber sehr Vieles, was ich noch zu lesen wünschte, wurde mir doch nicht zu Teil. Jeder, welcher sich mit ähnlichen Studien beschäftigt, weiß, wie schwer, ja wie unmöglich oft das ist. Demohngeachtet sehe ich meine Arbeit immer noch für keine ganz vollkommene an. Wäre es ganz von mir abgehangen, ich hätte sie jetzt noch nicht abgeschlossen, ich hätte noch geforscht und gesammelt, ich hätte Änderungen vorgenommen, wenn auch nicht in der inneren, in der Struktur, doch in der äußeren, im Style, der vielleicht hier und da etwas nachlässig sein mag. Allein wer weiß denn nicht, dass man in der gelehrten Welt heut zu Tage nur dann zu einiger Geltung gelangen kann, wenn man etwas geschrieben? dass man die Würdigkeit des Menschen nicht nach seiner Individualität, nach seiner Gesinnung, nach seinem Streben und sonstigem Wissen, sondern nur nach seinen Büchern abmisst? Es ist nicht anders, wie zu den Zeiten des Scholastizismus. Da fragte man, ob einer Doktor, Magister oder Baccalaureus sei? heut zu Tage: was haben Sie geschrieben?
Diese Gedanken und die vielen Aufforderungen meiner Freunde und Gönner bestimmten mich endlich, nicht länger mit der Herausgabe des ersten Bandes zu zögern.
Und so übergebe ich denn dieses Buch dem Publikum mit der Hoffnung, dass dieses, welches schon andere Bücher von minder gewissenhaften Autoren günstig aufgenommen hat, auch dem meinigen nicht ganz seine Anerkennung versagen werde.
*) Pirckheimer, Willibald (1470-1530) deutscher Humanist, Jurist, Übersetzer, Publizist, Freund Albrecht Dürers
Pirckheimer, Willibald (1470-1530) deutscher Humanist, Jurist, Übersetzer, Publizist, Freund Albrecht Dürers
Martin Luther als Mönch. Holzschnitt von Lukas Cranach
Luther und Melanchthon beim Übersetzen der Bibel
Fig. 42. Inneres einer Apotheke. (Jeronimus Brunswig, Das Apothekerbuch der Vergift. — Strassburg, Grüninger, 1500.)
Zisterzienserkirche Doberan 13.-14. Jahrhundert
Katharina von Bora, M. Luthers Frau
Sittenbilder aus dem Mittelalter
Sittenbilder aus dem Mittelalter
Sittenbilder aus dem Mittelalter
Raubritter überfallen einen Handelszug