Einführung

Man hat diese zunehmende lokale und landschaftliche Historiographie wohl aus dem Verfall der kaiserlichen Macht in Deutschland, und selbst hinwieder als ein Moment der Reichsauflösung zu erklären versucht, allein es scheint unbewiesen zu bleiben, ob nicht auch in den Jahrhunderten der großen Kaisermacht das historische Interesse vorwiegend lokaler Natur gewesen wäre, wenn die Geschichtschreibung damals eine so populäre Richtung hätte einschlagen wollen, und jedenfalls vermöchten die Keime dieser vorwiegend territorialen Entwickelung der deutschen Historiographie selbst in den ältesten Geschichtschreibern, die doch auch vorwiegend sächsisch, bayrisch oder schwäbisch waren, unschwer nachgewiesen zu werden. Nur das Überwuchern dieser Richtung bezeichnet die späteren Jahrhunderte des Mittelalters. Eine größere den nationalen Zusammenhang begreifende Auffassung der Historie war zu allen Zeiten nur Eigentum eines kleineren politisch denkenden Kreises. Was der Einzelne von allgemeiner deutscher und Reichsgeschichte neben der Landesgeschichte zu wissen begehrte, wurde ihm durch die Compendien der Weltgeschichte geleistet, welche um so trockener und langweiliger geworden waren, je mehr sie zum Schulgebrauch hergerichtet worden sind. Hier kam es darauf an, eine gewisse Masse des geschichtlichen Stoffes leichtfasslich mitzuteilen, was denn auch durch eine weitverbreitete eigentümliche Literatur geschah, der man merkwürdigerweise den Personennamen Martin, statt des ihr zukommenden Gattungsnamens, ein für alle Male beigelegt sein lies. Selbstverständlich konnte aber dieser Zweig weder den historischen Sinn eigentlich fördern, noch durfte er als ein Beweis der Zunahme an Intensität historischer Studien angeführt werden. Es ist auch hier lediglich das Bedürfnis einer allgemeineren encyklopädischen Bildung, dem man Abhilfe zu schaffen sucht.

Fasst man nun diese Eigentümlichkeiten der Geschichtschreibung in der letzten Epoche des Mittelalters zusammen, so lässt sich darüber nicht leicht im ganzen urteilen. Vom Standpunkt des späten Quellenforschers wird es ganz begreiflich sein, wenn er über die gewaltigen Rückschritte seiner Gewährsmänner klagt. Nirgend beinahe findet er mehr die fast urkundliche Treue großer in die Verhältnisse eingeweihter Schriftsteller, wie in der Zeit der großen Kaiser der Fall ist. Eine Zeitgeschichte im größeren Stil von staatsmännischen Persönlichkeiten abgefasst, fehlt fast ganz, und selten wird man aus den machthabenden Kreisen heraus unmittelbar unterrichtet. Glücklich wenn schon einige zufällige Beziehungen den einen und den andern vertrauenswürdiger erscheinen lassen. Aber die Betrachtung nach dem Quellenwert für Feststellung des Tatsächlichen ist nicht der einzige Maßstab bei Beurteilung eines Schriftstellers. Auch seine literarische Stellung, sein Einfluss auf die Entwickelung der Menschen selbst, seine Bedeutung als beliebter Autor, als vielgesuchter Vorleser, seine Benützung von Seite späterer Autoren, auch diese Dinge haben und verleihen ihren besonderen Wert, und dürfen nicht unterschätzt werden. Von dieser Seite gesehen, zeigt aber die Geschichtschreibung seit dem 13. Jahrhundert in Deutschland einen ungemeinen Fortschritt. Sie nimmt überall einen gewaltigen Anlauf eine möglichst große Anzahl von Menschen über ihre Vergangenheit zu unterrichten und selbst in den fabelhaftesten Überlieferungen regt sie das historische und politische Denken einer ungleich größeren Mehrzahl von Personen an, als ehedem der Fall gewesen ist. Der Umstand, dass tausende durch die neuen Schulbücher von der, wenngleich fabelhaften Päpstin Johanna gehört haben, ist eine Tatsache, die historisch ebenso wertvoll ist, wie die Untersuchung über die Wahrheit oder Falschheit ihrer Existenz. So lagen denn auch auf diesem Gebiete geistiger Entwickelung — Verwilderung und Fortschritt dicht neben einander.


Es wäre gewiss schön, wenn man die Kräfte, welche überall der Auflösung einerseits und den fortschrittlichen Keimen der Zukunft andererseits dienen, klar auseinanderlegen könnte, aber es wäre eine Vermessenheit, bei solchem Stoff nur daran zu denken. Im allgemeinen aber steht soviel fest, dass man den außerordentlichsten Anteil an der Verwandlung der Historiographie, wie wir sie eben geschildert haben, den beiden neu aufgekommenen Orden der Minderbrüder und der Prediger zuschreiben muss. So wenig sie ihrer ursprünglichen Einrichtung und Absicht nach auf die Geschichtsforschung hingewiesen waren, so kamen sie doch auf ihrem eigentümlichen den praktischen Zwecken nachgehenden Wege zu eifrigem Betriebe und zu tätiger Pflege der Historie. Insbesondere finden wir die Dominikaner alsbald beschäftigt, Handbücher für ihre Predigten, historische Vorratskammern für den Gesammtzweck ihrer Wirksamkeit anzulegen, wie dies Wattenbach an seinem Platze schon mit wenigen inhaltreichen Worten gezeigt hat*). Indem sie durch Predigt und Unterricht in viel engeren Verkehr mit der Masse des Volkes, namentlich auch der städtischen Bevölkerungen, getreten waren, als dies bei den alten der Einsamkeit ihrer festen Wohnsitze hingegebenen Mönchen der Fall gewesen ist, haben beide Orden auf die verschiedensten geistigen Richtungen einen gleich wichtigen Einfluss genommen. Wie sie in der theologischen und der sogenannten philosophischen Weltanschauung jener Zeiten eine neue Epoche begründen, ist männiglich bekannt. Vielleicht würde es gelehrteren Forschern auch gelingen können, die so auffallende und plötzliche Wendung in der mittelhochdeutschen Dichtung guten Teils auf die populären Predigten zurückzuführen, welche die Geschmacksrichtungen der Zeit wohl ernüchtern, den Cultus der Liebe durch eine, größere Belohnungen in Aussicht stellende, Askese, und die Poesie der Höfe durch die prosaische aber angenehme Anweisung auf jenes himmlische, das irdische doch nicht beirrende Wohlbefinden verdrängen mochten. Den Nachfolgern des heiligen Franciscus rühmte man ja besonders solche volkstümliche, allen Segen gerne und für alle Fälle des Lebens spendende Züge nach. Da ist denn wohl kein Zweifel, dass sie mit ihren Predigten auf das ganze geistige Leben Einfluss nahmen, von dem hier nur ein kleiner Bruchteil zur Betrachtung kommt.

*) Wattenbach, Deutschlands Geschichtsquellen (die Seitenzahl dieses Werkes, auf welches wir uns, überall anschließend, so oft zu beziehen haben, und welches wir kurz mit W. G. bezeichnen, bezieht sich stets auf die 2. Auflage. Um aber nicht durch die rasch auf einander folgenden Auflagen allzuleicht antiquiert zu sein, fügen wir auch die Paragraphen nach den fünf Hauptabteilungen jedesmal bei. Vgl. S. 508 ff. V, 20).

Eben die Predigt ist von einem Minoriten speziell als der Zweck bezeichnet worden, um deswillen historische Studien gepflegt werden müssen*). Die Geschichtschreibung ist daher auch bei ihren gelehrten Arbeiten immer nur als ein untergeordneter Gegenstand behandelt worden, und beschränkte sich auf die Vervielfältigung von historischen Compendien und Heiligenleben. Die scholastische Spekulation hat ihre besten Köpfe ganz in Anspruch genommen und ihre bedeutendsten Männer, wie der Italiener Bonaventura oder der Schotte Duns, und dessen zahlreiche Schüler bis auf Occam, haben unter den vielen Schriften, die sie verfassten, kaum eine aufzuweisen, die für die Geschichte im engern Sinne berechnet wäre**). — Es ist eine mehr aus der Neigung des Einzelnen und aus zufälligen lokalen Verhältnissen hervorgehende Erscheinung, dass sie dann doch wieder durch ihre populären Darstellungen an vielen Orten die erste Anregung zu den Chroniken der Städte gegeben, und einige, wie etwa Detmar, im deutschen Norden bahnbrechend gewirkt haben. In einem größern Zusammenhang mit ihrer sonstigen gelehrten Tätigkeit steht dagegen das, was sie auf dem Gebiete der politischen Tractate geleistet haben, deren eine große Zahl in wichtigen Epochen der deutschen Geschichte von ihnen ausgegangen ist. Sie vertreten auch da, wie in ihren scholastischen Schriften, eine sehr bestimmte politisch-kirchliche Anschauung der Dinge, von welcher die Geschichte selbst nicht absehen dürfte***).

*) Ebend. 509, Not. 1, V, 20.

**) Zur allgemeinen Orientierung dient das mit den Annales Minorum in Zusammenhang stehende Werk von Wadding, Scriptores ordinis minorum, Romae 1650, welches besonders für Italien wichtig ist, und sehr gute nach Fächern geordnete Indices hat. Vgl. auch Annales minorum VI, 116 ff. (Ausgabe Wadding -Fonseca). Der ursprüngliche Zweck der Bekehrung der Ketzer und Heiden trat bei den von Jahr zu Jahr steigenden Klostergründungen besonders in den Städten bald zurück, besonders da der Eifer für die Bekehrung der Tataren, welche im 14. Jahrhundert fleißig besucht wurden, sich fruchtlos erwies, und in den nordischen Ländern bei den ehrenwerten Versuchen Preußen und Letten auf friedliche Weise zu gewinnen, Streitigkeiten mit dem deutschen Orden, in dessen politisches System die Franciskaner nicht recht eingriffen, unvermeidlich waren. Diese missglückten äußeren Unternehmungen des Ordens übten dann die Rückwirkung, dass sich die Bevölkerung der deutschen Franciskanerklöster immer vermehrte, eine größere Sesshaftigkeit des einzelnen Mönchs eintrat und dieser dann seit der Mitte des 14. Jahrhunderts besonders für die Geschichte seiner städtischen oder landesherrlichen Heimat tätig werden konnte.

***) Vgl. besonders Schreiber, die politischen und religiösen Doctrinen unter Ludwig dem Baiern. Landshut 1858.


Ein noch engerer und systematischerer Zusammenhang der gesamten wissenschaftlichen Tätigkeit findet sich bei den Dominikanern. Alles gipfelt bei ihnen in den praktischen Zwecken, die sie sich setzen. Hierzu aber bedurften sie neben einem sehr strengen und unabänderlichen System der Theologie und neben dem, was sie Philosophie nannten, auch der Historie als Hilfswissenschaft. Von einem Predigermönch verlangte man eine nicht tiefe, aber umfassende encyklopädische Bildung. Sie nannten das die Erudition, auf deren Pflege in allen ihren Klöstern die größte Sorgfalt verwendet worden ist*). Der Prediger sollte nicht bloß ein fest geschulter Streiter sein, sondern er sollte auch in dem, was die Profangeschichte lehrt, den Laien sich überlegen zeigen. Es kam also bei den historischen Arbeiten auf ein doppeltes an: auf Zusammentragung und Vervollständigung des Stoffes und auf praktische Verwendbarkeit desselben. Diesen Bedürfnissen entsprachen die großen Sammlungen der Heiligenleben**) und die Weltchroniken, systematisch und in Perioden geteilt, alte heilige, römische und profane Geschichte zusammenschmelzend.

*) Humbertus de Romanis hat ein sehr merkwürdiges Buch de eruditione Praedicatorum verfasst, welches im Orden im größten Ansehn stand. Vgl. auch Ludw. Oelsner, Über die Pflege der Studien bei den Dominikanern im ersten Jahrhundert seit der Ordensstiftung. Sybels bist. Zeitschr. Bd. III, 410. Vgl. Hein in Zeitschrift für thür. Gesch. III, S. 51, wo eine vollkommene Statistik des Dominikaner-Ordens in Thüringen zu finden ist.

**) Über die Sammlungen von Heiligenleben, besonders über den praktischen Gebrauch derselben und über den Charakter und die Verwilderung derselben hat W. G. S. 511 alles nötige trefflich bemerkt. Nur wo in den folgenden Jahrhunderten ganz charakteristisches für die Sittengeschichte etwa aus denselben zu gewinnen ist, glaubte ich dergleichen im einzelnen anführen zu sollen, sonst in der Regel nicht. Neben Jacob de Voragine und Thomas von Chantimpre gibt es noch eine andere Art von solchen Heiligenleben in Form von Predigten auf alle Tage des Jahres. Solche führt Sennae Bibliotheca 138 und 139 von Johann Pichard, Johann Russim, Tauler u. a. an. Von Jacob de Voragine ist die Überlieferung des Sixtus Sennensis nicht uninteressant, wornach er eine Bibelübersetzung ins Italienische gemacht hätte. Vgl. auch die Biogr. univers. s. v. Jacob, d. V.


Doch beschränkte man sich hiebei nicht auf bloße Wiederholung; jene Heiligenleben wurden immer wieder von neuem bearbeitet und die Ordensoberen beauftragten geschickte Männer eigens mit solchen Forschungen, wie z. B. Theodorich von Apolda, da er das Leben der heiligen Elisabeth geschildert, von dem siebenten Ordensgeneral Frater Munio angewiesen wurde, eine neue Bearbeitung der Vita des heiligen Dominik selbst zu schreiben*). Auch die Frauen der Dominikanerklöster wurden zu diesen Arbeiten herangezogen. Im Elsass hatte sich zu Unterlinden unweit von Colmar Katharina Gebweiler, welche schon 1260 in den Orden trat und 1330 erst gestorben sein soll, durch die Abfassung von zahlreichen Lebensgeschichten ihrer Ordensschwestern hervorgetan**). Auf die Geschichte des Prediger-Ordens selbst hat Albertus Magnus Gewicht gelegt und veranlasste Reiner, den Prior der Prediger zu Basel, eine Geschichte der Dominikaner und ihrer Leistungen seit ihrem Beginne zu schreiben, doch scheint dies Buch verloren zu sein. In Bezug auf die Zeitgeschichte aber sind die Dominikaner in den meisten Fällen indirekt zu Leistungen gezwungen worden, besonders dadurch, dass sie ihre älteren Compendien, welche sie mit dem Namen Martins untrennbar verbunden hielten, fleißig fortsetzten, oder indem die Verfasser von großen Welthistorien, wie etwa Heinrich von Hervord, die Geschichte bis auf ihre Zeiten fortzuführen bemüht waren***). Doch kommen auch wohl selbständige Zeitgeschichten vor, und diese sind dann um so bedeutender. An Material für die Pflege zeitgenössischer Geschichte hätte es diesen Dominikanermönchen nicht gefehlt, denn ihre allseitige Verbreitung und ihre regelmäßigen Zusammenkünfte sind für die Beurteilung des historischen Wertes ihrer Nachrichten sehr beachtenswert. Die histo rischen Schriftsteller hatten in der Tat sehr viel Gelegenheit, durch ihre Ordensbrüder aus aller Welt Nachrichten zu bekommen, und dass Relationen solcher Art in amtlicher Weise unter ihnen verbreitet waren, wird sich wenigstens in einigen Fällen wahrscheinlich machen lassen. Die Provinzialconvente wurden mit aller Strenge und Regelmäßigkeit abgehalten, und in ihnen ist ebenso ein Sammelpunkt politischer Nachrichten zu erblicken, wie in den Generalversammlungen des Ordens zu Rom.

*) Ant. Sennae Bibl. S. 232. Quetif et Echard I, 453.

**) Pez, Bibl. ascet. VIII. Unterlinden ist von zwei Wittwen, Agnes von Wittelnheim und Agnes von Herckenheim 1222 auf den Rat des Lectors der Dominikaner zu Straßburg, Walter, gegründet, erfreute sich aber nicht des besten Rufes. Das angebliche Werk der Katharina Gebweiler wollen andere einer Elisabeth Kempfin zuschreiben.

***) W. G. 515, V, 21. Eine Martinianische Chronik schrieben die Dominicaner unter andern dem Johannes de Malliaco zu, natürlich ist das nichts, als eine der zahlreichen Handschriften, bis 1290 zufällig ergänzt. Eine sonderbare Notiz findet sich bei Sagittarius, Introductio in hist. eccles. cap. 7 § 19, wo es heißt, dass eine alte deutsche Übersetzung im Besitze des sächsischen Rates J. L. Lolmann gewesen sei; — wahrscheinlich hat also eine der Handschriften der sächsischen Kaiserchronik auch die Aufschrift Chronica Martiniana geführt. Woraus sich schon neben anderem, was wir später anführen, erschließen lässt, was eigentlich seit dem 14. Jahrhundert „Chronik des Bruder Martin“ zu bedeuten hat: einen Gattungsnamen.


Einen großen Einfluss auf ihre Zeit haben die Dominikaner auch durch die politischen Schriften genommen, welche im Anschluss an ihre theologischen und kirchenrechtlichen Arbeiten entstanden waren*). Sie trennten sich in dieser Richtung scharf von den Minoriten, und die Gegensätze der scholastischen Lehren beginnen sich seit dem 14. Jahrhunderte auch auf den staatsrechtlichen und politischen Gebieten geltend zu machen.

Das Wanderleben der Dominikaner hat übrigens noch eine andere wissenschaftliche Frucht hervorgetrieben, welche nicht zu unterschätzen ist. Es sind zahlreiche Reisewerke von ihnen ausgegangen, und besonders sind die Beschreibungen des heiligen Landes und die zahlreichen Pilgerfahrten dahin ein sehr beliebtes Tema ihrer schriftstellerischen Muse**). Auch in den einzelnen Klöstern jeder Provinz sind sehr verschiedene nationale Elemente beisammen, und der kosmopolitische Charakter des Ordens findet in diesem stetigen Wechsel der Personen seinen äußeren Ausdruck. So mögen denn auch unter den Geschichtschreibern des Ordens in Deutschland nicht eben lauter Deutsche gewesen sein. Raimund von Capua starb zu Nürnberg, Johann von Tombacho aus Straßburg war um 1330 Regens des Prager Studiums, Johann Pichard aus Luxemburg war Vorsteher der Regensburger Kirche 1310 u. s. w. Es ist ein großer innerer Zusammenhang, wie in dem Auftreten und der Verfassung, so auch in dem literarischen Wirken der Dominikaner, welches fast eine zusammenhängende Betrachtung auch ihrer historischen Erzeugnisse gebieterisch zu fordern scheint. Da aber ihre Geschichtschreiber in Deutschland von dem allgemeinen Zuge der territorialen Entwickelung doch keineswegs unberührt geblieben waren, so hat es sich als zweckmäßig gezeigt, sie auch mit den anderen dem mehr geographischen System unserer Darstellungsweise auf Kosten ihrer Einheit unterzuordnen.

*) Von dem W. G. 514, V, 21 schon genannten Bartholomäus von Lucca kann noch mit Rücksicht auf die politische Seite der dominikanischen Tätigkeit dessen Vervollständigung der Schrift de regimine principum angeführt werden. Vgl. Quétif et Echard I, 543, wobei für die popularisierende Tendenz der Dominikaner beachtenswert, wie bald dieses ihr staatsrechtliches Glaubensbekenntnis ins Italienische übersetzt ist; vgl. ebend. S. 336. Von anderen staatsrechtlichen Schriften, die wir später anführen, finde hier nur mit Rücksicht auf das, was W. G. S. 509 wegen ihrer Exemtion von den Interdicten berührt, die Schrift Hermannus von Minden de interdicto Erwähnung, weil ihnen dieses Privileg im Volke sehr zu statten kam. Vgl. Leander Alberti, Uber de viris illustr. ord. pred. bei Sennae bibliotheca 107.

**) Häufig finden sich die Descriptiones terrae sanctae unter den dominikanischen Schriftstellern, wie Burchards um 1260 und das interessante Directorium ad faciendum passagium transmarinum. Quétif et Echard I, 571. Auf vieles ähnliche kommen wir an anderen Stellen zurück, vgl. besonders unten bei Ludolf von Suchen § 15.


Der im ganzen vorherrschend lokale Charakter der Geschichtschreibung im späteren Mittelalter macht die Anordnung des Stoffes, wie sie Wattenbach schon in den früheren Perioden in ähnlicher Weise durchgeführt, hier besonders wünschenswert und gestattet eine noch weitergehende Beachtung der sich entwickelnden Territorial -Verhältnisse Deutschlands.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter