Die Großherzogtümer Mecklenburg
... Betrachtet man die Bewohner, so findet man einen, im Durchschnitte regelmäßig und hochgewachsenen Menschenschlag, von heller Hautfarbe und hellen Haaren und Augen, nicht (wie der Schwede R. N. sie ansieht) Patagonen, aber meist große und schlank gewachsene Leute, von welchen manche, wenn sie die Dreißig hinter sich haben, das Talent dick zu werden besitzen, und, wenn sie vermöglich sind, auch nicht selten kultivieren. Durch die vielen Speisen aus dem Tierreiche, und körperliche Anstrengungen und Übungen, haben die meisten, und, im Durchschnitte genommen alle, mehr Körperkraft, als die Bewohner Süddeutschlands; denn es ist in Mecklenburg-Strelitz (wo der Berliner Scheffel eingeführt ist) ganz gewöhnlich, dass jeder erwachsene Tagelöhner oder Knecht, auf einem Domanial- oder Rittergute, fünf Scheffel Getreide, Berliner Maß, in einem Sacke, treppab auf den Wagen, und vom Wagen treppauf tragen kann. Selten ist es, dass einem Manne diese Last zu groß ist. Wer 7 oder 8, oder gar 10 Scheffel zu tragen vermag, der gilt für stark.[1 Scheffel Getreide = 30 – 35 Kilogramm]
Einst gab es in Mecklenburg Leibeigene und Hörige, wie es früher auch anderswo gab, und noch gibt. Diese an die Scholle gefesselten Menschen sind aber nicht mehr im Lande, sondern leben nur noch in Büchern, deren Verfasser Mecklenburg nicht kennen.
Da es an Nahrungsmitteln (welche sehr wohlfeil sind) auch den Ärmeren nicht fehlt, sind im Durchschnitte die Leute besser genährt, als im mittleren und südlichen Deutschlande, und die armen Leute, welche in einer Woche kein Ei, noch weniger in mehren Wochen kein Stückchen Fleisch auf ihren Tisch bekommen, sind dort unbekannt. Jeder, auch der Ärmste, hat zu leben. Der Verfasser, welcher selbst vier Jahre auf einem Domanialgute Hauslehrer war, also auch die Umgegend kennen lernte, glaubt, dass (wider Willen) daselbst nie ein Mensch hungrig zu Bette ging.
Die Mecklenburger essen (im Allgemeinen) sehr viel, und man darf wohl sagen, ungeheuer viel, und möglichst gut. Suppe und Gemüse lieben sie nicht. Sie essen, (die höchsten Personen ausgenommen) nicht öfter als fünf Mal in einem Tage. Ganz in der Frühe nimmt der, welcher das Feld bebaut, ein Frühstück zu sich, das für manchen andern bloß auf einen Tag (für solche, die wenig essen, auf 3 Tage) hinreichen würde. Um 8 oder 9, spätestens 10 Uhr genießt der Mann Klein-Mittag, eine Kleinigkeit, die nicht viel stärker ist, als die Einleitung für den Tag war; andere nennen sie Frühstück. Von 12 bis 1 Uhr (bei Vornehmen später) wird Mittag, zwar nicht wenig, aber viel gegessen, ungefähr von zwei Mann so viel, als ein halbes Dutzend Personen in Württemberg den ganzen Tag genießen. Dann wird bis 4 oder 5Uhr gefastet, wo das kleine Abendbrot einrückt. Endlich gibt es, nach vollbrachter Arbeit nichts mehr, als das große Abendbrot (im südwestlichen Deutschlande Nachtessen genannt). „Min Söhn, ätt du man langsam, du glöwst nich, watt sich dåhl drücken lett,“ („Mein Sohn, iss du nur langsam, du glaubst nicht, was sich hinunter drücken lässt.“), sagte ein Vater zu seinem Sohne. Dazu wird dann im Verhältnis getrunken. Wein kommt höchst selten an, oder in, den Mund der untersten Klasse, aber desto mehr Schnaps und Bier. Jener mehr, als dieses. Wenn zehn Männer in ein Dorfwirtshaus (dort Krug — statt Schnapsglas — genannt) kommen; so verlangt einer, oder es fordern höchstens zwei, Bier; die Übrigen wollen bloß einen Schnaps, und sie gießen denselben so hinunter, als ob es Wasser wäre. Fleisch, Spickgänse, Speck, Schinken (nicht gesotten, wie in Süddeutschland, denn die Leute wissen gar nicht, dass man ihn so verderben kann), Fische, Krebse, recht viel Kartoffeln, und Grütze von Hafer, Buchweizen oder Gerste, Eier, gestandene Milch, Butter und Käse, zu welchen schwarzes, sehr kräftiges, Roggenbrot kommt, und wozu Mittags oder Abends, Erbsen, Linsen oder Bohnen den Appetit stillen helfen, sind die Hauptspeisen.
Das Andere schlägt nicht an, nach dortiger Meinung. Die Mittelklasse isst ähnlich, nur besser, und bei den höheren Ständen geht es vollauf und hoch her.
In der Kleidung findet man, besonders beim weiblichen Geschlechte, manches Eigentümliche. Die Strichhauben mit Spitzen, welche z. B. in Friedland getragen werden, sind den Hauben der Bürgerfrauen in Augsburg sehr ähnlich, nur fehlen hinten die Schleifen daran, und sie werden umgekehrt getragen, so dass der Strich, welcher in Augsburg hinten hinabhängt, in Mecklenburg vorne, und aufwärts gerichtet, getragen wird. Die Landleute männlichen Geschlechtes tragen, wenn sie auf dem Felde arbeiten, gewöhnlich leinene Beinkleider und leinene Röcke, die meistens ohne Kragen sind, und runde Filzhüte mit breiten Krampen. Häufig trifft man bei denen, welche pflügen, leinene Kamaschen.
Da Mecklenburg überaus viele fischreiche Seen und Teiche hat, auch auf eine beträchtliche Strecke vom Meere bespült wird, beschäftigen sich viele Menschen mit der Fischerei. Die Jagd ist ebenfalls ergiebig, und in manchen Strichen, besonders um Neustrelitz herum, so viel Hochwild, dass die Saatfelder schwer dagegen zu schützen sind.
Die Viehzucht wird, da es an Futter nicht mangelt, sehr ausgedehnt betrieben. Auf den großen Landgütern sind große Herden von Schafen, Schweinen, Rindern, viele Pferde, und sehr viel Federvieh. Die Schafzucht hat seit den letzten zwanzig Jahren, durch Veredelung, sehr an Einträglichkeit gewonnen. Auch das Rindvieh ist, durch Einführen ausländischer Zuchtstiere und Kühe, verbessert worden. Besonders hoch steht in Mecklenburg die Pferdezucht, welche die besten Pferde Deutschlands, die sich besonders zum Reiten eignen, liefert.
Der Ackerbau ist die Hauptbeschäftigung der meisten Menschen, und wird durch verständige Landwirte, so ausgezeichnet, und in so großer Ausdehnung betrieben, als nur in wenigen andern Landstrichen. Allgemein ist die Schlagwirtschaft, und jährlich wechseln, nach der Reihenfolge, auf den Schlägen die Getreidearten. Je nachdem der Boden dazu sich eignet, wird die eine oder die andere Getreideart vorzugsweise gebaut. Dinkel gedeiht vortrefflich, wird aber nur sehr selten, an wenigen Orten, und in geringer Quantität gesäet. Dagegen wird viel Weizen, Roggen, Hafer, Gerste und im südlichen Mecklenburg auch viel Buchweizen gebaut. Hirse trifft man nicht so häufig. Erbsen, Wicken und Linsen, findet man viel, und Tabak in Menge, so dass auf einem Gute nicht selten ein halbes tausend, ja öfter über 1.000 Zentner, in einem Jahre, gewonnen werden. Zum Ackern bedient man sich am häufigsten eines, in Süddeutschland unbekannten, Geschirres, welches ohne Räder ist, von Ochsen gezogen, und Haken genannt wird. Pflüge mit Rädern sind ebenfalls im Gebrauche, und man sieht oft, auf demselben Gute, Pflüge, welche von Pferden gezogen werden, neben den Haken, gleichzeitig im Gebrauche. Der Obstbau hat in der neuem Zeit sehr an Ausdehnung zugenommen. Die in Deutschland gewöhnlichen Obstarten werden auch in Mecklenburg gebaut. Aprikosen und Pfirsiche müssen im Winter geschützt werden, und Wallnussbäume findet man weit seltener, als im mittleren und südlichen Deutschlande. Gemüse (welches die Mecklenburger wenig lieben) ist in Überfluss vorhanden, und Kartoffeln werden in ungeheurer Menge gebaut, und großenteils zum Essen, teils als Viehfutter benutzt. Wie die Landgüter in Mecklenburg beschaffen sind, kann man aus nachstehender Schilderung eines bayerischen Edelmannes, des Herrn J. F. von Welch, sehen, der sich im dritten Teile seiner Reise nach Brasilien S. 223 u. ff. so darüber ausspricht:
„Da ich großes Verlangen äußerte, einige bedeutende Landgüter in Holstein und Mecklenburg zu sehen, um mich mit der Landwirtschaft dieser Gegend bekannt zu machen, war man so gefällig, mir Empfehlungsbriefe an einige daselbst wohnende und groß begüterte Personen zu geben, und nachdem ich mich von den Beschwerden der Seereise etwas erholt hatte, reiste ich in der angenehmen Gesellschaft des Herrn Bernhard Limpricht über Lübeck und Travemünde nach Rosenhagen, der Besitzung seines Herrn Bruders, woselbst ich auf die zuvorkommendste Weise aufgenommen wurde.
„Ich durchlebte im Kreise der höchst gebildeten Familie des Gutsbesitzers und seiner nicht minder ausgezeichneten Verwandten lang entbehrte frohe Tage. Häusliche Freuden und der Besuch benachbarter Landgüter wechselten mit landwirtschaftlicher Beschäftigung; und wenn ich auf der einen Seite Vergnügungen genoss, an welchen das Landleben so reich ist, wenn gebildete Menschen, mit wahrer Empfänglichkeit für seine Reize, sich unter dem friedlichen Dache einer ländlichen Wohnung vereinigen, verging auch wieder kein Tag, an dem ich nicht Belehrung in meinem Lieblingsfache, der Landwirtschaft, erhalten hätte, worin keiner auslernt, so lange die Natur tätig bleibt, und dem denkenden Menschen nur allmählich gestattet, einen forschenden Blick in ihre geheimnisvolle Werfstätte zu werfen. Geschäfte veranlassten Herrn Limpricht, eines der größten Güter im Holsteinischen zu besuchen, an dessen Besitzer ich zufällig Empfehlungsbriefe abzugeben hatte; die Gelegenheit, in meines würdigen Freundes Gesellschaft dahin zu reisen, konnte mir daher nur erwünscht sein, und nach dem herzlichsten Abschied von seiner Familie verließen wir Rosenhagen, verweilten ein paar Stunden in der, durch ihr Alter und ihre einstige Macht berühmten Hansestadt Lübeck, besahen einige ihrer altertümlichen Merkwürdigkeiten, und trafen bald darauf in Friesenhagen bei Herrn Gabe ein. Dieser Herr, aus einer der angesehensten Familien Hamburgs abstammend, hatte einen Teil seines großen Vermögens erst vor kurzer Zeit auf den Ankauf der prächtigen Besitzung, welche er gegenwärtig mit seiner liebenswürdigen Gemahlin bewohnte, verwendet. Die Einrichtung des modernen Wohnhauses war fürstlich, die Ökonomie-Gebäude waren sämtlich gemauert und von großem Umfange, die Stallungen für die Luxuspferde prächtig. Der neue Gutsbesitzer hatte noch nicht Zeit gefunden, seine ganze Aufmerksamkeit auf die genaue Besichtigung seines großen Gutes zu verwenden, und bestimmte den ersten Tag nach unserer Ankunft zur Ausführung dieses Vorhabens. Von seinen Gästen, dem neuen Gutsbesitzer und seinem Förster begleitet, trat Herr Gabe daher die Reise an; eine nicht ganz unrichtige Benennung, da wir über sechs Stunden zubrachten, um einen allgemeinen Überblick von dem Zustande und der bisherigen Bewirtschaftungsweise dieser großen Besitzung zu erhalten, die bisher an mehre Personen verpachtet war, welche, mit Ausnahme des Hauptpächters (der seine Ausgaben nicht mit seiner Einnahme in Übereinstimmung zu bringen wusste, und während seine nachlässig bestellten Felder magere Ernten brachten, als landwirtschaftlicher Schriftsteller glänzen wollte) sehr gut zu bestehen schienen. Einer dieser Gentleman Farmers begegnete uns mit seiner Familie in einem prächtigen Wagen, der von vier raschen Holsteiner Pferden gezogen wurde. Später hatte ich Gelegenheit, mich häufig von dem Wohlstande der Landeigentümer und Pächter in Holstein und Mecklenburg zu überzeugen, und fand bei genauerer Prüfung, dass der Grund desselben nicht allein in der Güte des Bodens, welche, wie allenthalben, gar sehr verschieden ist, oder in der Leichtigkeit des Absatzes und den höheren Preisen der landwirtschaftlichen Produkte zu suchen sei. Auf vielen Gütern des Adels fand ich die Besitzer mit ihrer Verwaltung beschäftigt, über andere waren die jüngeren Söhne der Familie gesetzt, und Manche, die ihres großen Umfanges wegen in mehre Pachtgüter abgeteilt waren, wurden von den Brüdern ihres Majoratsherrn in Pacht genommen, so zwar, dass die ganze, prächtige Besitzung von Denjenigen verwaltet wurde, welchen am Meisten an ihrer guten Erhaltung liegen musste. Auch die übrigen Pächter waren Männer von Erziehung und hinreichend bemittelt, um mit dem Beginnen des Pachtes eine energische Bewirtschaftung des Gutes, in seiner ganzen landwirtschaftlichen Verzweigung, vorzunehmen. Dass die Gutsbesitzer und Pächter in den erwähnten Ländern vollkommen unterrichtete und tätige Männer sein müssen, versteht sich von selbst, da sich halbes Wissen, oder bloße Büchergelehrsamkeit, nirgends so schnell verrät und so empfindlich ahndet, als in dem Fache der Landwirtschaft. Es war mir, selbst ein leidenschaftlicher Landwirt, daher ein großer Genuss, manchmal den freundschaftlichen Vereinigungen der Gutsbesitzer beizuwohnen, und, nachdem ich mich in Stallung und Scheune von dem Wohlstande des Festgebers überzeugt hatte, bei einem fröhlichen Mahle zu vernehmen, mit welcher Liebe und Einsicht diese Männer sich über alle Zweige der Landwirtschaft aussprachen; unter ihnen befanden sich Namen, welche die strengste Ahnenprobe des vergangenen Jahrhunderts bestehen konnten. Vergleicht man dagegen die wahrhaft traurige Lage, in welcher sich der größte Teil des Adels im südlichen Deutschlande befindet, so kann man nur bedauern, dass er es von jeher verschmähte, seine prächtigen Besitzungen zu bewohnen, und ohne dass es nötig gewesen wäre, sich selbst ihrer Bewirtschaftung zu unterziehen, sich wenigstens doch so weit mit dem Betriebe der Landwirtschaft bekannt zu machen, dass er von den Verwaltern seiner Güter nicht gänzlich abhängig wurde. Warum widmen sich die jüngeren Söhne des Adels nicht der praktischen und theoretischen Erlernung des Ackerbaues, um später für ihre Familien von außerordentlichem Nutzen zu werden? warum übernehmen sie nicht selbst die Verwaltung der Familiengüter, anstatt die Sorgenlast ihrer Eltern durch die Schwierigkeit zu vermehren, sie alle im Staatsdienste unterzubringen? warum ziehen diese jungen Männer es vor, Jahre lang in den Kanzleien zu sitzen, und in den untergeordnetsten Verhältnissen daselbst zu arbeiten, an Statt auf ihren Gütern unabhängig zu leben, und, mit ihrem und ihrer Untertanen Wohl beschäftiget, ihre Zeit auf die edelste und lohnendste Weise zuzubringen?“ -
Im Jahre 1824 wurde die reine Einnahme von Mecklenburg-Schwerin von seinen Gütern auf 5.633.325 Thaler berechnet, wie folgt:
Winterfrüchte 34.880 Last (zu 96 Scheffel) die Last zu 60 Thaler = 2.092.800 Thaler.
Sommerfrüchte 34.880 Last, die Last zu 40 Thaler = 1.393.200 Thaler.
Pacht für 149.500 Kühe, die Kuh zu 8 Thaler = 1.196.000 Thaler
Ertrag von 747.500 Schafen = 747.500 Thaler
Vom Tabaksbaue = 149.500 Thaler
Für verkauftes Vieh und dessen Abfall = 52.500 Thaler
Die letzte Summe ist gewiss sehr viel zu gering angeschlagen, auch sind der Ertrag vom Raps, Flachse und Hanf nicht in Rechnung gebracht.
Steht Mecklenburg, in Hinsicht auf Viehzucht und Ackerbau, auch auf einer hohen, man darf wohl sagen, sehr hohen Stufe, so kann man das Gleiche nicht von den Gewerben rühmen, denn sehr viele Gegenstände müssen aus dem Auslande bezogen werden.
Die Tuchmacherei, welche besonders in der Stadt Malchow stark betrieben wird, ist im Zunehmen begriffen, doch werden meistens nur grobe Tücher gemacht, während die mittelfeinen und feinen aus dem Auslande bezogen werden.
Die Lederbereitung ist in Rostock am ausgedehntesten.
Tabak wird viel fabriziert. Die Papierbereitung, welche nur Lösch-, Druck- und schlechtes Schreibpapier liefert, lässt viel zu wünschen übrig, weshalb alle feineren Papiere aus dem Auslande bezogen werden.
Glas, aber nur grünes ordinäres, wird viel gemacht, und seewärts ausgeführt. Branntweinbrennereien gibt es in großer Menge, sowohl in den, Städten, als auf dem Lande, und es wird von den Orten, welche nicht fern von der preußischen Grenze liegen, ungemein viel nach Preußen eingeschmuggelt, der strengen Bewachung der Grenzen ungeachtet.
Durch die günstige Lage an der See, zwischen den großen Städten Lübeck, Hamburg, Berlin und Stettin hat Mecklenburg gute Gelegenheit zum Handel, und derselbe würde noch bedeutender sein, wenn die schlechten Landstraßen, die sogenannten Mordwege, welche oft nicht einmal den Namen von Wegen verdienen, den innern Verkehr nicht so sehr erschwerten. In der neuesten Zeit hat man angefangen, Landstraßen zu bauen, doch ist die Zahl derselben noch klein. Von großem Vorteile ist die Fahrbarmachung der Elde und die Verbindung des Müritzsees mit der Havel, an welcher gearbeitet wird. —
Der vorzüglichste Handelsplatz Mecklenburgs ist Rostock, wo jährlich 500 bis 600 Schiffe ankommen und auslaufen, während zu Wismar im Durchschnitte jährlich etwas über 200 Schiffe ein- und aussegeln. Den vorzüglichsten Gegenstand der mecklenburgischen Ausfuhr bildet das Getreide, welches teils zur See nach England und Schweden, teils auf der Elbe nach Hamburg, teils zu Lande in das Preußische verschickt wird. Wolle wird ebenfalls viel ausgeführt, so wie auch viele Butter und Käse nach Hamburg und Berlin versendet wird. Das gemästete Vieh wird meistens nach Hamburg und Berlin, doch werden auch viele Schafe bis nach Dresden gebracht. Von Holz kommt das meiste, auf der Elbe, nach Hamburg. Pferde, Fische (Bücklinge, Lachse, Aale), Häute, Federkiele (dort Posen genannt), Bettfedern und Obst, Tabak, Lumpen, Knochen, Rostocker Essig, Wachs und Honig, Glas, Salz und Branntwein sind weniger erhebliche Gegenstände der Ausfuhr.
Eingeführt werden fast alle Erzeugnisse der Manufakturen und Fabriken. Die Messer und Gabeln, mit welchen man isst, die Teller aus Porzellan oder Fayenze, das Tuch, das man trägt, alle feineren Zeuge, deren sich das weibliche Geschlecht bedient, selbst das feinere Leder und die feinen Hüte, Nadeln und Scheren, Alles und noch viel Anderes ist aus dem Auslande. Hierzu kommen noch die Material-, Kolonial- und Apothekerwaren, Südfrüchte, Wein, Heringe, Steinkohlen, Hanf, Eisen und andere Metalle. Doch gewinnt Mecklenburg beträchtlich im Handel.
Die Mecklenburger sind, bis auf etwa 4.000 Juden und 700 Katholiken, sämtlich evangelisch, und zwar sogenannte Lutheraner. Auf dem Lande gehören meist mehre Dörfer und Güter zu einer Pfarrei, wodurch die Geistlichen, dort Pastoren genannt, sehr gut gestellt sind, und viel größeres Einkommen haben, als ihre Amtsbrüder im übrigen Deutschlande. Landpfarrer, welche keine eigene Equipage haben, sind dort seltener, als Geistliche mit Equipage in Württemberg es sind. Dabei haben sie sehr viele freie Zeit, indem Leichenreden, die dort nicht gebräuchlich sind, ihnen keinen Teil ihrer Freistunden rauben.
Für den Volksunterricht ist im Allgemeinen gut, und in neuerer Zeit besser, als früher gesorgt. Ein Jugendfreund des Verfassers, Pfarrer in einer Stadt des Großherzogtums Mecklenburg-Strelitz, spricht sich in einem Briefe so darüber aus:
„Dieses Studium (nämlich das der Naturwissenschaften) floriert überhaupt jetzt in unserem Lande, und wird auch in höheren Bürgerschulen, namentlich, in der Neustrelitzer Realschule, bedeutend gefördert. Unserer Stadt fehlt es leider noch an einer solchen Schulanstalt, wir haben ein Gymnasium, in welchem vorzugsweise die Sprachwissenschaft betrieben wird; ich wünsche damit eine Parallel-Realklasse verbunden zu sehen. Außerdem ist die ehemalige *** Schule in eine höhere Elementarschule (Bürgerschule genannt) verwandelt, die gegenwärtig schon drei Lehrer besitzt. Für das Volksschulwesen, für das ich mich natürlich lebhaft interessiere, ist in unserer Stadt noch viel zu wenig getan, jedoch schon Einiges, und hoffentlich wird bald mehr geschehen. Wohl aber gedeiht das Schulwesen auf dem Lande sehr erfreulich, namentlich in den großherzoglichen Domänen. Die Lehrer für diese Landschulen werden in dem Seminar zu Mirow gebildet. Auch in den Schulen der Rittergutsbesitzer dürfen nunmehr nur Lehrer vom Fach, und zwar vom Konsistorio geprüfte, angestellt werden. Unter der Regierung unseres Großherzogs Georg und dem heilsamen Einflusse des Staatsministers von Oerzen, der mit dem regesten Eifer für Verbesserung der Schulen sorgt, ist das gesamte Bildungswesen im mecklenburgischen Vaterlande vortrefflich fortgeschritten und zu der Höhe gediehen, dass uns die Süddeutschen, die noch, aus altem Vorurteile, vornehm auf uns Norddeutsche herabsehen, schon Gerechtigkeit widerfahren lassen werden, wenn sie den Zustand der Dinge näher betrachteten, als es bisher geschehen zu sein pflegt. Wenn du dein altes Heimatland wieder besuchest, so wirst du in der Tat in dieser, und in anderer Beziehung, doch Manches vorteilhaft verändert und umgestaltet finden; auf den Dörfern bessere Schulen und Einrichtungen in sozialer und gewerblicher Hinsicht, Bauernhöfe von freien Eigentümern bewohnt und benutzt, durch Häggräben und Hecken, wie im Ratzeburgischen und Holsteinischen, eingefriedigt und separiert, die dem Lande ein freundlicheres Aussehen geben, und den Kulturzustand in aller Hinsicht erhöhen, auf den, von adeligen, wie von bürgerlichen Besitzern bebauten, Landgütern Ackerbau und Viehzucht in höherem Gedeihen, und auf denselben keine Leibeigene mehr, sondern freie Leute auf Vertrag angenommen! und zu entlassen; im Lande hie und da Kunststraßen, an Statt der alten, verrufenen mecklenburgischen Wege, hoffentlich bald auch in den Städten mehren Wohlstand, der jetzt gesunken ist, vornämlich wenn sie nur Ackerstädte sind, hart an der Grenze liegen) und unter der Maut des Nachbarlandes in ihrem Verkehre gehemmt sind, einen regeren Gewerbsfleiß und lebhafteren Handel, genug, Vieles in einer freundlicheren Gestalt erblicken. Wenigstens so viel ist gewiss, dass wir zum Bessern, wenn auch langsamer, und darum desto sicherer, fortschreiten.
Ihrem Charakter nach haben die Mecklenburger mit ihren Nachbarn viele Ähnlichkeit. Sie sind große Freunde des häuslichen Lebens, lieber in Familienkreisen, als an öffentlichen Orten beisammen, und ungemein gastfreundschaftlich. Leidenschaftlich das Wetten, Wagen und Spielen liebend, setzen sie zuweilen Habe und Gut daran, um mit elenden Kartenspielen Abende, ja Nächte, zu verlieren. Die strengen Verordnungen gegen Hazardspiele haben nicht den wünschenswerten und gehofften Erfolg gehabt, da man sie geschickt zu umgehen weiß. Die deutschen Karten sind daselbst unbekannt; es wird stets mit französischen gespielt. Bei der untern Volkskasse sind Dreikart, Fünfkart, Schafskopf und Solo am beliebtesten, die Honorationen spielen zuweilen auch Solo, doch häufiger Whist, Boston, L'hombre, und das leidige Faro. Es gibt Silberbanken und Goldbanken, selbst in kleinen Städten, wo namentlich an Jahrmärkten, viel verloren und gewonnen wird. Bei den Goldbanken kann man nicht weniger, als einen Friedrichsd'or auf eine Karte setzen. Es stehen aber nicht selten auf einer solchen ganze Hände voll Goldstücke, und werden viele tausend Friedrichsd'or von einzelnen manchmal in einer Nacht oder an einem Tage verloren, und gewonnen, wie der Verfasser als Augenzeuge weiß. Brettspiele werden selten, und noch seltener Würfel gesehen, und das sogenannte Knöcheln ist dem Verfasser nie zu Gesichte gekommen. Auch das weibliche Geschlecht des Mittelstandes und der Höhern ist den Karten, nicht abhold, denn im Hahnrei, in der Mariage und dem Whist findet man zuweilen Meisterinnen. Das Kegelschieben ist mehr in den Städten, als auf dem Lande üblich, und man trifft oft sehr zweckmäßig und hübscheingerichtete Kegelbahnen. Billard wird weniger, und nur von den höheren Ständen gespielt.
Im Gruße liegt etwas Wohlwollendes; dem Arbeitenden ruft man zu? „Gott belf!“ worauf die Antwort ist: „schönen Dank,“ sonst sagt man heim Begegnen: guten Morgen, guten Tag und guten Abend, und wenn man am Abend scheidet: „gute Nacht“. Das Wörtchen schön wird sehr häufig mit gut verwechselt, z. B. es schmeckt schön, riecht schön usw. Bei Kindtaufen, Konfirmationen, Verlobungen, Hochzeiten und Todesfällen, wird hier, wie es auch in den meisten Gegenden anderswo der Fall ist, gegessen und getrunken. Aberglaube ist hier und da unter dem gemeinen Manne noch im Schwange, und es gibt hin und wieder noch alte Leute, welche an Hexen und Gespenster glauben. So ist es z. B. in vielen Dörfern gebräuchlich, in der Walpurgisnacht (die Nacht vom letzten April auf den ersten Mai) in welcher, nach dem Volksglauben, die Hexen auf den Blocksberg reiten, mit Kreide drei Kreuze an die Türe der Viehställe zu schreiben, damit die Vorüberziehenden das Vieh nicht behexen können. In der Neujahrsnacht gießen Mägdchen geschmolzenes Zinn oder Blei in das Wasser, um aus der dadurch entstandenen Figur sehen zu können, ob sie bald heiraten werden, und was der Zukünftige für ein Gewerbe habe. In eben dieser Nacht kann man, wenn man gerade um 12 Uhr, wenn das Jahr scheidet, sich in ein Leintuch hüllt, zum Hause hinaus geht, und über die Schulter rücklings in das Stubenfenster sieht, sehen, ob jemand aus dem Hause im nächsten Jahre sterben wird. Das gleiche kann man erfahren, wenn man einen ererbten Schlüssel nimmt, und durch den Griff auf das Haus sieht. Stirbt in dem Jahre ein Mitglied des Hauses, so erblickt man auf dem Dache einen schwarzen Sarg. Ob das Dienstmägdchen das Jahr im Hause bleiben oder dasselbe verlassen werde, kann sie in eben der Nacht dadurch erfahren, dass sie einen ihrer Pantoffeln rückwärts über sich wirft; steht die Spitze nach dem Hause zu, so bleibt sie, im entgegengesetzten Falle muss sie das Haus verlassen.
Die Jahrmärkte, auf welchen alte Bekannte, die sich lange nicht sahen, sich oft wiederfinden, sind wahre Volksfeste. Die Kirchweihfeste oder Kirmsen sind unbekannt. Zu Ostern, an andern Orten zu Pfingsten, werden in manchen Städten, und auf vielen Dörfern, Pferde-Wettrennen der jungen Bursche gehalten. Der Sieger erhält eine große, mit Bändern und Flittergold reichlich verzierte, Krone, welche er über seinen Hut setzt. Diejenigen, welche nächst ihm am schnellsten ritten, erhalten geringere Titel, vom Könige abwärts. Der letzte wird Schweinetreiber. In den Städten halten die Bürgerschützen dann Schießen. Wer am besten getroffen hat, wird König für ein Jahr, und hat an manchen Orten eine Einnahme davon.
Das Austreiben des Viehes, im Frühlings ist ebenfalls eine Volksbelustigung, und die dabei Statt findenden Gefechte der Zuchtstiere, namentlich in solchen Orten, welche große Rinderherden besitzen, wie z. B. die Stadt Friedland, endigen zuweilen mit starken Verwundungen, ja selbst mit dem Tode einzelner Stiere. Allgemein ist der Jubel, wenn die Roggenernte beginnt. In Mecklenburg wird das Korn nicht mit der Sichel geschnitten, sondern mit der Sense (die aus der eisernen Sense, und damit, in einem Abstande von einigen handbreiten, parallelen, verbundenen hölzernen Reifen besteht) gemäht. Das Korn bleibt nicht liegen, sondern wird sogleich in Garben gebunden. Deshalb folgt jedem Mäher seine Binderin auf dem Fuße, und für mehre Mähende und Bindende ist ein Aufhocker (ein Mensch, welcher die Garben zusammenstellt). Die Mäher tragen dann Sträuße an ihren Hüten, und die Binderinnen Bänder an ihren Rechen (Harken), und auch die Kinder sind festlich und ähnlich geschmückt. Das Roggenmähen pflegt 2 bis 2 Tage zu dauern, und gewährt auf den großen Landgütern, wo oft über 30 Mäher und eben so viele Binderinnen, vom frühesten Morgen bis zum späten Abend, beschäftigt sind, einen großartigen Anblick. Da dann die Anstrengung der Menschen ungeheuer ist, so dass nicht selten Arbeitende davon ohnmächtig werden, erhalten sie an diesen Tagen Festkost und Zulage. Ist die Ernte (plattdeutsch de Aust) vorbei, und der Herbst da, so wird auf den Gütern das Erntefest (plattdeutsch de Austköst) mit Speise, Trank und Tanz gefeiert. Außer den Pferde-Wettrennen, welche in einzelnen Ortschaften (ohne magistratisches Zutun und Einmischung der Polizei von den jungen Leuten gehalten werden), sind an mehren Orten des Landes, wo eigene Rennbahnen dafür bestehen, große, vielbesuchte Wettrennen, bei welchen Preise ausgeteilt werden. Zu Weihnachten werden Kristgeschenke an Kinder und Erwachsene ausgeteilt, und es hat sich an manchen Orten eine alte Sitte erhalten, die Geschenke durch Emballagen unkenntlich zu machen, und durch fremde Personen in das Haus dessen, der sie erhalten soll, zu senden. Sobald man ein solches Paket in das Haus wirft, ertönt dazu der Ruf: „Julklapp.“
Obgleich von der größeren Volksmasse in Mecklenburg verhältnismäßig wenige musikalisch sind, und kaum der Hundertste ein Instrument spielen kann, findet man doch viele Neigung zum Gesange. An den Herbstabenden, wenn auf den Landgütern, oft bis spät in die Nacht, die Tabakblätter durch Männer, Weiber und Kinder auf Schnüre gezogen werden, folgt ein Lied dem andern, und Alles, groß oder klein, singt mit.
Die Verfassung beider Großherzogtümer ist seit langer Zeit beschränkt monarchisch, und sie nehmen im deutschen Bunde die 14te Stelle ein. Die Landstände beider Großherzogtümer Mecklenburg stehen seit dem Jahre 1523 in einer unzertrennlichen Verbindung, welche die Landes-Union genannt wird. Zur Ritterschaft, welche den ersten Stand bildet, gehören die eigentümlichen Besitzer der landtagsfähigen Rittergüter des mecklenburgischen, wendischen und stargard’schen Kreises. Jeder Kreis hat einen Erb-Landmarschall, und der stargardsche außerdem noch einen Vice-Landmarschall. Den zweiten Stand (die Landschaft genannt), bilden die Obrigkeiten der 44 landtagsfähigen Städte (18 Städte des mecklenburgischen, 18 des wendischen, 7 des stargardschen Kreises und die Stadt Rostock). Rostock und die Vorderstädte Parchim, Güstrow und Neubrandenburg stehen an der Spitze der Landschaft. Das Fürstentum Schwerin, die Herrschaft Wismar und das Fürstentum Ratzeburg haben keine Landstände. Der Landtag wird jährlich abwechselnd zu Sternberg und Malchin gehalten.
Die Thronfolge ist in männlicher Linie erblich. Der Großherzog wird mit dem zurückgelegten 18ten Jahre volljährig. Der Titel beider Großherzoge ist: „Großherzog von Mecklenburg, Fürst zu Wenden, Schwerin und Ratzeburg, auch Graf zu Schwerin, der Lande Rostock und Stargard Herr.“ Der Regent und der Erbgroßherzog haben das Prädikat königliche Hoheit, die nachgeborenen Herzoge und Prinzessinnen das Prädikat Hoheit.
Der gegenwärtige Großherzog von Mecklenburg-Schwerin, Friedrich Franz, geboren den 10ten Dezember 1756, regiert seit dem 24sten April 1785.
Der gegenwärtige Großherzog von Mecklenburg-Strelitz, Georg (Friedrich Karl Josef), geboren den 12ten August 1773, regiert seit dem 6ten November 1816.
Das Wappen hat sechs Felder und einen Mittelschild. Im ersten, goldenen, Felde ist ein gerade vor sich gekehrter, schwarzer, rot gekrönter, Büffelkopf, mit silbernen Hörnern und einem silbernen Ringe durch die Nase, wegen Mecklenburg; das zweite, blaue, Feld zeigt einen goldenen Greif, wegen der Herrschaft Rostock; das dritte Feld ist quer geteilt, so dass in der oberen, blauen, Hälfte ein silberner Greif, und in der unteren, silbernen, Hälfte ein grünes Viereck, wegen der Stadt Rostock, ist. Von dem quergeteilten Mittelschilde ist die obere Hälfte rot, die untere Gold, wegen Schwerin. Das vierte, rote, Feld enthält ein silbernes Kreuz, wegen Ratzeburg. Das fünfte, rote, Feld, zeigt den silbernen aus einer Wolke hervorreichenden Arm, dessen Hand einen goldenen Fingerring empor hält, wegen Stargard. Im sechsten, goldenen Felde ist ein schwarzer Büffelkopf mit einer goldenen Krone, wegen Wenden.
Die Staatseinnahmen und Staatsausgaben, so wie die Staatsschulden, sind nicht genau bekannt. Die Einnahme von Mecklenburg-Schwerin wird auf 1.500.000 Thaler geschätzt, wozu die Domänen 700.000 Thaler beitragen sollen. Die Domanialforsten lieferten 1821 eine Brutto-Einnahme von 543.146 Thalern. Die Staatsschulden sollen sich auf 7.000.000 Thaler belaufen.
Das Einkommen von Mecklenburg-Strelitz wird zu 400.000 Thalern angenommen, wozu die Domänen und die großen Forsten viel beitragen, und Mecklenburg-Schwerin 9.000 Thaler Spezies, aus dem Boitzenburger Elbzolle, gibt.
Das Militär von Mecklenburg - Schwerin besteht aus einem Garde-Grenadierbataillon, 800 Mann mit 21 Offizieren; 2 Musketierbataillonen, zu 800 Mann jedes, einem 420 Mann und 13 Offiziere starken leichten Infanteriebataillon, einer Batterie von 8 Kanonen, mit 125 Mann und 6 Offizieren. Von dem leichten Reiterregimente ist nur die 125 Mann starke Stamm-Schwadron mit 8 Offizieren im Dienste. Die Garnisonskompagnie hat 5 Offiziere und 90 Mann. Das Kontingent des Großherzogtums zum deutschen Bundesheere beträgt (ohne die Reserve) 3.580 Mann, welche zur 2. Division des 10. Heerhaufens gehören.
Mecklenburg-Strelitz hat ein Infanteriebataillon und 25 Husaren.
Einst gab es in Mecklenburg Leibeigene und Hörige, wie es früher auch anderswo gab, und noch gibt. Diese an die Scholle gefesselten Menschen sind aber nicht mehr im Lande, sondern leben nur noch in Büchern, deren Verfasser Mecklenburg nicht kennen.
Da es an Nahrungsmitteln (welche sehr wohlfeil sind) auch den Ärmeren nicht fehlt, sind im Durchschnitte die Leute besser genährt, als im mittleren und südlichen Deutschlande, und die armen Leute, welche in einer Woche kein Ei, noch weniger in mehren Wochen kein Stückchen Fleisch auf ihren Tisch bekommen, sind dort unbekannt. Jeder, auch der Ärmste, hat zu leben. Der Verfasser, welcher selbst vier Jahre auf einem Domanialgute Hauslehrer war, also auch die Umgegend kennen lernte, glaubt, dass (wider Willen) daselbst nie ein Mensch hungrig zu Bette ging.
Die Mecklenburger essen (im Allgemeinen) sehr viel, und man darf wohl sagen, ungeheuer viel, und möglichst gut. Suppe und Gemüse lieben sie nicht. Sie essen, (die höchsten Personen ausgenommen) nicht öfter als fünf Mal in einem Tage. Ganz in der Frühe nimmt der, welcher das Feld bebaut, ein Frühstück zu sich, das für manchen andern bloß auf einen Tag (für solche, die wenig essen, auf 3 Tage) hinreichen würde. Um 8 oder 9, spätestens 10 Uhr genießt der Mann Klein-Mittag, eine Kleinigkeit, die nicht viel stärker ist, als die Einleitung für den Tag war; andere nennen sie Frühstück. Von 12 bis 1 Uhr (bei Vornehmen später) wird Mittag, zwar nicht wenig, aber viel gegessen, ungefähr von zwei Mann so viel, als ein halbes Dutzend Personen in Württemberg den ganzen Tag genießen. Dann wird bis 4 oder 5Uhr gefastet, wo das kleine Abendbrot einrückt. Endlich gibt es, nach vollbrachter Arbeit nichts mehr, als das große Abendbrot (im südwestlichen Deutschlande Nachtessen genannt). „Min Söhn, ätt du man langsam, du glöwst nich, watt sich dåhl drücken lett,“ („Mein Sohn, iss du nur langsam, du glaubst nicht, was sich hinunter drücken lässt.“), sagte ein Vater zu seinem Sohne. Dazu wird dann im Verhältnis getrunken. Wein kommt höchst selten an, oder in, den Mund der untersten Klasse, aber desto mehr Schnaps und Bier. Jener mehr, als dieses. Wenn zehn Männer in ein Dorfwirtshaus (dort Krug — statt Schnapsglas — genannt) kommen; so verlangt einer, oder es fordern höchstens zwei, Bier; die Übrigen wollen bloß einen Schnaps, und sie gießen denselben so hinunter, als ob es Wasser wäre. Fleisch, Spickgänse, Speck, Schinken (nicht gesotten, wie in Süddeutschland, denn die Leute wissen gar nicht, dass man ihn so verderben kann), Fische, Krebse, recht viel Kartoffeln, und Grütze von Hafer, Buchweizen oder Gerste, Eier, gestandene Milch, Butter und Käse, zu welchen schwarzes, sehr kräftiges, Roggenbrot kommt, und wozu Mittags oder Abends, Erbsen, Linsen oder Bohnen den Appetit stillen helfen, sind die Hauptspeisen.
Das Andere schlägt nicht an, nach dortiger Meinung. Die Mittelklasse isst ähnlich, nur besser, und bei den höheren Ständen geht es vollauf und hoch her.
In der Kleidung findet man, besonders beim weiblichen Geschlechte, manches Eigentümliche. Die Strichhauben mit Spitzen, welche z. B. in Friedland getragen werden, sind den Hauben der Bürgerfrauen in Augsburg sehr ähnlich, nur fehlen hinten die Schleifen daran, und sie werden umgekehrt getragen, so dass der Strich, welcher in Augsburg hinten hinabhängt, in Mecklenburg vorne, und aufwärts gerichtet, getragen wird. Die Landleute männlichen Geschlechtes tragen, wenn sie auf dem Felde arbeiten, gewöhnlich leinene Beinkleider und leinene Röcke, die meistens ohne Kragen sind, und runde Filzhüte mit breiten Krampen. Häufig trifft man bei denen, welche pflügen, leinene Kamaschen.
Da Mecklenburg überaus viele fischreiche Seen und Teiche hat, auch auf eine beträchtliche Strecke vom Meere bespült wird, beschäftigen sich viele Menschen mit der Fischerei. Die Jagd ist ebenfalls ergiebig, und in manchen Strichen, besonders um Neustrelitz herum, so viel Hochwild, dass die Saatfelder schwer dagegen zu schützen sind.
Die Viehzucht wird, da es an Futter nicht mangelt, sehr ausgedehnt betrieben. Auf den großen Landgütern sind große Herden von Schafen, Schweinen, Rindern, viele Pferde, und sehr viel Federvieh. Die Schafzucht hat seit den letzten zwanzig Jahren, durch Veredelung, sehr an Einträglichkeit gewonnen. Auch das Rindvieh ist, durch Einführen ausländischer Zuchtstiere und Kühe, verbessert worden. Besonders hoch steht in Mecklenburg die Pferdezucht, welche die besten Pferde Deutschlands, die sich besonders zum Reiten eignen, liefert.
Der Ackerbau ist die Hauptbeschäftigung der meisten Menschen, und wird durch verständige Landwirte, so ausgezeichnet, und in so großer Ausdehnung betrieben, als nur in wenigen andern Landstrichen. Allgemein ist die Schlagwirtschaft, und jährlich wechseln, nach der Reihenfolge, auf den Schlägen die Getreidearten. Je nachdem der Boden dazu sich eignet, wird die eine oder die andere Getreideart vorzugsweise gebaut. Dinkel gedeiht vortrefflich, wird aber nur sehr selten, an wenigen Orten, und in geringer Quantität gesäet. Dagegen wird viel Weizen, Roggen, Hafer, Gerste und im südlichen Mecklenburg auch viel Buchweizen gebaut. Hirse trifft man nicht so häufig. Erbsen, Wicken und Linsen, findet man viel, und Tabak in Menge, so dass auf einem Gute nicht selten ein halbes tausend, ja öfter über 1.000 Zentner, in einem Jahre, gewonnen werden. Zum Ackern bedient man sich am häufigsten eines, in Süddeutschland unbekannten, Geschirres, welches ohne Räder ist, von Ochsen gezogen, und Haken genannt wird. Pflüge mit Rädern sind ebenfalls im Gebrauche, und man sieht oft, auf demselben Gute, Pflüge, welche von Pferden gezogen werden, neben den Haken, gleichzeitig im Gebrauche. Der Obstbau hat in der neuem Zeit sehr an Ausdehnung zugenommen. Die in Deutschland gewöhnlichen Obstarten werden auch in Mecklenburg gebaut. Aprikosen und Pfirsiche müssen im Winter geschützt werden, und Wallnussbäume findet man weit seltener, als im mittleren und südlichen Deutschlande. Gemüse (welches die Mecklenburger wenig lieben) ist in Überfluss vorhanden, und Kartoffeln werden in ungeheurer Menge gebaut, und großenteils zum Essen, teils als Viehfutter benutzt. Wie die Landgüter in Mecklenburg beschaffen sind, kann man aus nachstehender Schilderung eines bayerischen Edelmannes, des Herrn J. F. von Welch, sehen, der sich im dritten Teile seiner Reise nach Brasilien S. 223 u. ff. so darüber ausspricht:
„Da ich großes Verlangen äußerte, einige bedeutende Landgüter in Holstein und Mecklenburg zu sehen, um mich mit der Landwirtschaft dieser Gegend bekannt zu machen, war man so gefällig, mir Empfehlungsbriefe an einige daselbst wohnende und groß begüterte Personen zu geben, und nachdem ich mich von den Beschwerden der Seereise etwas erholt hatte, reiste ich in der angenehmen Gesellschaft des Herrn Bernhard Limpricht über Lübeck und Travemünde nach Rosenhagen, der Besitzung seines Herrn Bruders, woselbst ich auf die zuvorkommendste Weise aufgenommen wurde.
„Ich durchlebte im Kreise der höchst gebildeten Familie des Gutsbesitzers und seiner nicht minder ausgezeichneten Verwandten lang entbehrte frohe Tage. Häusliche Freuden und der Besuch benachbarter Landgüter wechselten mit landwirtschaftlicher Beschäftigung; und wenn ich auf der einen Seite Vergnügungen genoss, an welchen das Landleben so reich ist, wenn gebildete Menschen, mit wahrer Empfänglichkeit für seine Reize, sich unter dem friedlichen Dache einer ländlichen Wohnung vereinigen, verging auch wieder kein Tag, an dem ich nicht Belehrung in meinem Lieblingsfache, der Landwirtschaft, erhalten hätte, worin keiner auslernt, so lange die Natur tätig bleibt, und dem denkenden Menschen nur allmählich gestattet, einen forschenden Blick in ihre geheimnisvolle Werfstätte zu werfen. Geschäfte veranlassten Herrn Limpricht, eines der größten Güter im Holsteinischen zu besuchen, an dessen Besitzer ich zufällig Empfehlungsbriefe abzugeben hatte; die Gelegenheit, in meines würdigen Freundes Gesellschaft dahin zu reisen, konnte mir daher nur erwünscht sein, und nach dem herzlichsten Abschied von seiner Familie verließen wir Rosenhagen, verweilten ein paar Stunden in der, durch ihr Alter und ihre einstige Macht berühmten Hansestadt Lübeck, besahen einige ihrer altertümlichen Merkwürdigkeiten, und trafen bald darauf in Friesenhagen bei Herrn Gabe ein. Dieser Herr, aus einer der angesehensten Familien Hamburgs abstammend, hatte einen Teil seines großen Vermögens erst vor kurzer Zeit auf den Ankauf der prächtigen Besitzung, welche er gegenwärtig mit seiner liebenswürdigen Gemahlin bewohnte, verwendet. Die Einrichtung des modernen Wohnhauses war fürstlich, die Ökonomie-Gebäude waren sämtlich gemauert und von großem Umfange, die Stallungen für die Luxuspferde prächtig. Der neue Gutsbesitzer hatte noch nicht Zeit gefunden, seine ganze Aufmerksamkeit auf die genaue Besichtigung seines großen Gutes zu verwenden, und bestimmte den ersten Tag nach unserer Ankunft zur Ausführung dieses Vorhabens. Von seinen Gästen, dem neuen Gutsbesitzer und seinem Förster begleitet, trat Herr Gabe daher die Reise an; eine nicht ganz unrichtige Benennung, da wir über sechs Stunden zubrachten, um einen allgemeinen Überblick von dem Zustande und der bisherigen Bewirtschaftungsweise dieser großen Besitzung zu erhalten, die bisher an mehre Personen verpachtet war, welche, mit Ausnahme des Hauptpächters (der seine Ausgaben nicht mit seiner Einnahme in Übereinstimmung zu bringen wusste, und während seine nachlässig bestellten Felder magere Ernten brachten, als landwirtschaftlicher Schriftsteller glänzen wollte) sehr gut zu bestehen schienen. Einer dieser Gentleman Farmers begegnete uns mit seiner Familie in einem prächtigen Wagen, der von vier raschen Holsteiner Pferden gezogen wurde. Später hatte ich Gelegenheit, mich häufig von dem Wohlstande der Landeigentümer und Pächter in Holstein und Mecklenburg zu überzeugen, und fand bei genauerer Prüfung, dass der Grund desselben nicht allein in der Güte des Bodens, welche, wie allenthalben, gar sehr verschieden ist, oder in der Leichtigkeit des Absatzes und den höheren Preisen der landwirtschaftlichen Produkte zu suchen sei. Auf vielen Gütern des Adels fand ich die Besitzer mit ihrer Verwaltung beschäftigt, über andere waren die jüngeren Söhne der Familie gesetzt, und Manche, die ihres großen Umfanges wegen in mehre Pachtgüter abgeteilt waren, wurden von den Brüdern ihres Majoratsherrn in Pacht genommen, so zwar, dass die ganze, prächtige Besitzung von Denjenigen verwaltet wurde, welchen am Meisten an ihrer guten Erhaltung liegen musste. Auch die übrigen Pächter waren Männer von Erziehung und hinreichend bemittelt, um mit dem Beginnen des Pachtes eine energische Bewirtschaftung des Gutes, in seiner ganzen landwirtschaftlichen Verzweigung, vorzunehmen. Dass die Gutsbesitzer und Pächter in den erwähnten Ländern vollkommen unterrichtete und tätige Männer sein müssen, versteht sich von selbst, da sich halbes Wissen, oder bloße Büchergelehrsamkeit, nirgends so schnell verrät und so empfindlich ahndet, als in dem Fache der Landwirtschaft. Es war mir, selbst ein leidenschaftlicher Landwirt, daher ein großer Genuss, manchmal den freundschaftlichen Vereinigungen der Gutsbesitzer beizuwohnen, und, nachdem ich mich in Stallung und Scheune von dem Wohlstande des Festgebers überzeugt hatte, bei einem fröhlichen Mahle zu vernehmen, mit welcher Liebe und Einsicht diese Männer sich über alle Zweige der Landwirtschaft aussprachen; unter ihnen befanden sich Namen, welche die strengste Ahnenprobe des vergangenen Jahrhunderts bestehen konnten. Vergleicht man dagegen die wahrhaft traurige Lage, in welcher sich der größte Teil des Adels im südlichen Deutschlande befindet, so kann man nur bedauern, dass er es von jeher verschmähte, seine prächtigen Besitzungen zu bewohnen, und ohne dass es nötig gewesen wäre, sich selbst ihrer Bewirtschaftung zu unterziehen, sich wenigstens doch so weit mit dem Betriebe der Landwirtschaft bekannt zu machen, dass er von den Verwaltern seiner Güter nicht gänzlich abhängig wurde. Warum widmen sich die jüngeren Söhne des Adels nicht der praktischen und theoretischen Erlernung des Ackerbaues, um später für ihre Familien von außerordentlichem Nutzen zu werden? warum übernehmen sie nicht selbst die Verwaltung der Familiengüter, anstatt die Sorgenlast ihrer Eltern durch die Schwierigkeit zu vermehren, sie alle im Staatsdienste unterzubringen? warum ziehen diese jungen Männer es vor, Jahre lang in den Kanzleien zu sitzen, und in den untergeordnetsten Verhältnissen daselbst zu arbeiten, an Statt auf ihren Gütern unabhängig zu leben, und, mit ihrem und ihrer Untertanen Wohl beschäftiget, ihre Zeit auf die edelste und lohnendste Weise zuzubringen?“ -
Im Jahre 1824 wurde die reine Einnahme von Mecklenburg-Schwerin von seinen Gütern auf 5.633.325 Thaler berechnet, wie folgt:
Winterfrüchte 34.880 Last (zu 96 Scheffel) die Last zu 60 Thaler = 2.092.800 Thaler.
Sommerfrüchte 34.880 Last, die Last zu 40 Thaler = 1.393.200 Thaler.
Pacht für 149.500 Kühe, die Kuh zu 8 Thaler = 1.196.000 Thaler
Ertrag von 747.500 Schafen = 747.500 Thaler
Vom Tabaksbaue = 149.500 Thaler
Für verkauftes Vieh und dessen Abfall = 52.500 Thaler
Die letzte Summe ist gewiss sehr viel zu gering angeschlagen, auch sind der Ertrag vom Raps, Flachse und Hanf nicht in Rechnung gebracht.
Steht Mecklenburg, in Hinsicht auf Viehzucht und Ackerbau, auch auf einer hohen, man darf wohl sagen, sehr hohen Stufe, so kann man das Gleiche nicht von den Gewerben rühmen, denn sehr viele Gegenstände müssen aus dem Auslande bezogen werden.
Die Tuchmacherei, welche besonders in der Stadt Malchow stark betrieben wird, ist im Zunehmen begriffen, doch werden meistens nur grobe Tücher gemacht, während die mittelfeinen und feinen aus dem Auslande bezogen werden.
Die Lederbereitung ist in Rostock am ausgedehntesten.
Tabak wird viel fabriziert. Die Papierbereitung, welche nur Lösch-, Druck- und schlechtes Schreibpapier liefert, lässt viel zu wünschen übrig, weshalb alle feineren Papiere aus dem Auslande bezogen werden.
Glas, aber nur grünes ordinäres, wird viel gemacht, und seewärts ausgeführt. Branntweinbrennereien gibt es in großer Menge, sowohl in den, Städten, als auf dem Lande, und es wird von den Orten, welche nicht fern von der preußischen Grenze liegen, ungemein viel nach Preußen eingeschmuggelt, der strengen Bewachung der Grenzen ungeachtet.
Durch die günstige Lage an der See, zwischen den großen Städten Lübeck, Hamburg, Berlin und Stettin hat Mecklenburg gute Gelegenheit zum Handel, und derselbe würde noch bedeutender sein, wenn die schlechten Landstraßen, die sogenannten Mordwege, welche oft nicht einmal den Namen von Wegen verdienen, den innern Verkehr nicht so sehr erschwerten. In der neuesten Zeit hat man angefangen, Landstraßen zu bauen, doch ist die Zahl derselben noch klein. Von großem Vorteile ist die Fahrbarmachung der Elde und die Verbindung des Müritzsees mit der Havel, an welcher gearbeitet wird. —
Der vorzüglichste Handelsplatz Mecklenburgs ist Rostock, wo jährlich 500 bis 600 Schiffe ankommen und auslaufen, während zu Wismar im Durchschnitte jährlich etwas über 200 Schiffe ein- und aussegeln. Den vorzüglichsten Gegenstand der mecklenburgischen Ausfuhr bildet das Getreide, welches teils zur See nach England und Schweden, teils auf der Elbe nach Hamburg, teils zu Lande in das Preußische verschickt wird. Wolle wird ebenfalls viel ausgeführt, so wie auch viele Butter und Käse nach Hamburg und Berlin versendet wird. Das gemästete Vieh wird meistens nach Hamburg und Berlin, doch werden auch viele Schafe bis nach Dresden gebracht. Von Holz kommt das meiste, auf der Elbe, nach Hamburg. Pferde, Fische (Bücklinge, Lachse, Aale), Häute, Federkiele (dort Posen genannt), Bettfedern und Obst, Tabak, Lumpen, Knochen, Rostocker Essig, Wachs und Honig, Glas, Salz und Branntwein sind weniger erhebliche Gegenstände der Ausfuhr.
Eingeführt werden fast alle Erzeugnisse der Manufakturen und Fabriken. Die Messer und Gabeln, mit welchen man isst, die Teller aus Porzellan oder Fayenze, das Tuch, das man trägt, alle feineren Zeuge, deren sich das weibliche Geschlecht bedient, selbst das feinere Leder und die feinen Hüte, Nadeln und Scheren, Alles und noch viel Anderes ist aus dem Auslande. Hierzu kommen noch die Material-, Kolonial- und Apothekerwaren, Südfrüchte, Wein, Heringe, Steinkohlen, Hanf, Eisen und andere Metalle. Doch gewinnt Mecklenburg beträchtlich im Handel.
Die Mecklenburger sind, bis auf etwa 4.000 Juden und 700 Katholiken, sämtlich evangelisch, und zwar sogenannte Lutheraner. Auf dem Lande gehören meist mehre Dörfer und Güter zu einer Pfarrei, wodurch die Geistlichen, dort Pastoren genannt, sehr gut gestellt sind, und viel größeres Einkommen haben, als ihre Amtsbrüder im übrigen Deutschlande. Landpfarrer, welche keine eigene Equipage haben, sind dort seltener, als Geistliche mit Equipage in Württemberg es sind. Dabei haben sie sehr viele freie Zeit, indem Leichenreden, die dort nicht gebräuchlich sind, ihnen keinen Teil ihrer Freistunden rauben.
Für den Volksunterricht ist im Allgemeinen gut, und in neuerer Zeit besser, als früher gesorgt. Ein Jugendfreund des Verfassers, Pfarrer in einer Stadt des Großherzogtums Mecklenburg-Strelitz, spricht sich in einem Briefe so darüber aus:
„Dieses Studium (nämlich das der Naturwissenschaften) floriert überhaupt jetzt in unserem Lande, und wird auch in höheren Bürgerschulen, namentlich, in der Neustrelitzer Realschule, bedeutend gefördert. Unserer Stadt fehlt es leider noch an einer solchen Schulanstalt, wir haben ein Gymnasium, in welchem vorzugsweise die Sprachwissenschaft betrieben wird; ich wünsche damit eine Parallel-Realklasse verbunden zu sehen. Außerdem ist die ehemalige *** Schule in eine höhere Elementarschule (Bürgerschule genannt) verwandelt, die gegenwärtig schon drei Lehrer besitzt. Für das Volksschulwesen, für das ich mich natürlich lebhaft interessiere, ist in unserer Stadt noch viel zu wenig getan, jedoch schon Einiges, und hoffentlich wird bald mehr geschehen. Wohl aber gedeiht das Schulwesen auf dem Lande sehr erfreulich, namentlich in den großherzoglichen Domänen. Die Lehrer für diese Landschulen werden in dem Seminar zu Mirow gebildet. Auch in den Schulen der Rittergutsbesitzer dürfen nunmehr nur Lehrer vom Fach, und zwar vom Konsistorio geprüfte, angestellt werden. Unter der Regierung unseres Großherzogs Georg und dem heilsamen Einflusse des Staatsministers von Oerzen, der mit dem regesten Eifer für Verbesserung der Schulen sorgt, ist das gesamte Bildungswesen im mecklenburgischen Vaterlande vortrefflich fortgeschritten und zu der Höhe gediehen, dass uns die Süddeutschen, die noch, aus altem Vorurteile, vornehm auf uns Norddeutsche herabsehen, schon Gerechtigkeit widerfahren lassen werden, wenn sie den Zustand der Dinge näher betrachteten, als es bisher geschehen zu sein pflegt. Wenn du dein altes Heimatland wieder besuchest, so wirst du in der Tat in dieser, und in anderer Beziehung, doch Manches vorteilhaft verändert und umgestaltet finden; auf den Dörfern bessere Schulen und Einrichtungen in sozialer und gewerblicher Hinsicht, Bauernhöfe von freien Eigentümern bewohnt und benutzt, durch Häggräben und Hecken, wie im Ratzeburgischen und Holsteinischen, eingefriedigt und separiert, die dem Lande ein freundlicheres Aussehen geben, und den Kulturzustand in aller Hinsicht erhöhen, auf den, von adeligen, wie von bürgerlichen Besitzern bebauten, Landgütern Ackerbau und Viehzucht in höherem Gedeihen, und auf denselben keine Leibeigene mehr, sondern freie Leute auf Vertrag angenommen! und zu entlassen; im Lande hie und da Kunststraßen, an Statt der alten, verrufenen mecklenburgischen Wege, hoffentlich bald auch in den Städten mehren Wohlstand, der jetzt gesunken ist, vornämlich wenn sie nur Ackerstädte sind, hart an der Grenze liegen) und unter der Maut des Nachbarlandes in ihrem Verkehre gehemmt sind, einen regeren Gewerbsfleiß und lebhafteren Handel, genug, Vieles in einer freundlicheren Gestalt erblicken. Wenigstens so viel ist gewiss, dass wir zum Bessern, wenn auch langsamer, und darum desto sicherer, fortschreiten.
Ihrem Charakter nach haben die Mecklenburger mit ihren Nachbarn viele Ähnlichkeit. Sie sind große Freunde des häuslichen Lebens, lieber in Familienkreisen, als an öffentlichen Orten beisammen, und ungemein gastfreundschaftlich. Leidenschaftlich das Wetten, Wagen und Spielen liebend, setzen sie zuweilen Habe und Gut daran, um mit elenden Kartenspielen Abende, ja Nächte, zu verlieren. Die strengen Verordnungen gegen Hazardspiele haben nicht den wünschenswerten und gehofften Erfolg gehabt, da man sie geschickt zu umgehen weiß. Die deutschen Karten sind daselbst unbekannt; es wird stets mit französischen gespielt. Bei der untern Volkskasse sind Dreikart, Fünfkart, Schafskopf und Solo am beliebtesten, die Honorationen spielen zuweilen auch Solo, doch häufiger Whist, Boston, L'hombre, und das leidige Faro. Es gibt Silberbanken und Goldbanken, selbst in kleinen Städten, wo namentlich an Jahrmärkten, viel verloren und gewonnen wird. Bei den Goldbanken kann man nicht weniger, als einen Friedrichsd'or auf eine Karte setzen. Es stehen aber nicht selten auf einer solchen ganze Hände voll Goldstücke, und werden viele tausend Friedrichsd'or von einzelnen manchmal in einer Nacht oder an einem Tage verloren, und gewonnen, wie der Verfasser als Augenzeuge weiß. Brettspiele werden selten, und noch seltener Würfel gesehen, und das sogenannte Knöcheln ist dem Verfasser nie zu Gesichte gekommen. Auch das weibliche Geschlecht des Mittelstandes und der Höhern ist den Karten, nicht abhold, denn im Hahnrei, in der Mariage und dem Whist findet man zuweilen Meisterinnen. Das Kegelschieben ist mehr in den Städten, als auf dem Lande üblich, und man trifft oft sehr zweckmäßig und hübscheingerichtete Kegelbahnen. Billard wird weniger, und nur von den höheren Ständen gespielt.
Im Gruße liegt etwas Wohlwollendes; dem Arbeitenden ruft man zu? „Gott belf!“ worauf die Antwort ist: „schönen Dank,“ sonst sagt man heim Begegnen: guten Morgen, guten Tag und guten Abend, und wenn man am Abend scheidet: „gute Nacht“. Das Wörtchen schön wird sehr häufig mit gut verwechselt, z. B. es schmeckt schön, riecht schön usw. Bei Kindtaufen, Konfirmationen, Verlobungen, Hochzeiten und Todesfällen, wird hier, wie es auch in den meisten Gegenden anderswo der Fall ist, gegessen und getrunken. Aberglaube ist hier und da unter dem gemeinen Manne noch im Schwange, und es gibt hin und wieder noch alte Leute, welche an Hexen und Gespenster glauben. So ist es z. B. in vielen Dörfern gebräuchlich, in der Walpurgisnacht (die Nacht vom letzten April auf den ersten Mai) in welcher, nach dem Volksglauben, die Hexen auf den Blocksberg reiten, mit Kreide drei Kreuze an die Türe der Viehställe zu schreiben, damit die Vorüberziehenden das Vieh nicht behexen können. In der Neujahrsnacht gießen Mägdchen geschmolzenes Zinn oder Blei in das Wasser, um aus der dadurch entstandenen Figur sehen zu können, ob sie bald heiraten werden, und was der Zukünftige für ein Gewerbe habe. In eben dieser Nacht kann man, wenn man gerade um 12 Uhr, wenn das Jahr scheidet, sich in ein Leintuch hüllt, zum Hause hinaus geht, und über die Schulter rücklings in das Stubenfenster sieht, sehen, ob jemand aus dem Hause im nächsten Jahre sterben wird. Das gleiche kann man erfahren, wenn man einen ererbten Schlüssel nimmt, und durch den Griff auf das Haus sieht. Stirbt in dem Jahre ein Mitglied des Hauses, so erblickt man auf dem Dache einen schwarzen Sarg. Ob das Dienstmägdchen das Jahr im Hause bleiben oder dasselbe verlassen werde, kann sie in eben der Nacht dadurch erfahren, dass sie einen ihrer Pantoffeln rückwärts über sich wirft; steht die Spitze nach dem Hause zu, so bleibt sie, im entgegengesetzten Falle muss sie das Haus verlassen.
Die Jahrmärkte, auf welchen alte Bekannte, die sich lange nicht sahen, sich oft wiederfinden, sind wahre Volksfeste. Die Kirchweihfeste oder Kirmsen sind unbekannt. Zu Ostern, an andern Orten zu Pfingsten, werden in manchen Städten, und auf vielen Dörfern, Pferde-Wettrennen der jungen Bursche gehalten. Der Sieger erhält eine große, mit Bändern und Flittergold reichlich verzierte, Krone, welche er über seinen Hut setzt. Diejenigen, welche nächst ihm am schnellsten ritten, erhalten geringere Titel, vom Könige abwärts. Der letzte wird Schweinetreiber. In den Städten halten die Bürgerschützen dann Schießen. Wer am besten getroffen hat, wird König für ein Jahr, und hat an manchen Orten eine Einnahme davon.
Das Austreiben des Viehes, im Frühlings ist ebenfalls eine Volksbelustigung, und die dabei Statt findenden Gefechte der Zuchtstiere, namentlich in solchen Orten, welche große Rinderherden besitzen, wie z. B. die Stadt Friedland, endigen zuweilen mit starken Verwundungen, ja selbst mit dem Tode einzelner Stiere. Allgemein ist der Jubel, wenn die Roggenernte beginnt. In Mecklenburg wird das Korn nicht mit der Sichel geschnitten, sondern mit der Sense (die aus der eisernen Sense, und damit, in einem Abstande von einigen handbreiten, parallelen, verbundenen hölzernen Reifen besteht) gemäht. Das Korn bleibt nicht liegen, sondern wird sogleich in Garben gebunden. Deshalb folgt jedem Mäher seine Binderin auf dem Fuße, und für mehre Mähende und Bindende ist ein Aufhocker (ein Mensch, welcher die Garben zusammenstellt). Die Mäher tragen dann Sträuße an ihren Hüten, und die Binderinnen Bänder an ihren Rechen (Harken), und auch die Kinder sind festlich und ähnlich geschmückt. Das Roggenmähen pflegt 2 bis 2 Tage zu dauern, und gewährt auf den großen Landgütern, wo oft über 30 Mäher und eben so viele Binderinnen, vom frühesten Morgen bis zum späten Abend, beschäftigt sind, einen großartigen Anblick. Da dann die Anstrengung der Menschen ungeheuer ist, so dass nicht selten Arbeitende davon ohnmächtig werden, erhalten sie an diesen Tagen Festkost und Zulage. Ist die Ernte (plattdeutsch de Aust) vorbei, und der Herbst da, so wird auf den Gütern das Erntefest (plattdeutsch de Austköst) mit Speise, Trank und Tanz gefeiert. Außer den Pferde-Wettrennen, welche in einzelnen Ortschaften (ohne magistratisches Zutun und Einmischung der Polizei von den jungen Leuten gehalten werden), sind an mehren Orten des Landes, wo eigene Rennbahnen dafür bestehen, große, vielbesuchte Wettrennen, bei welchen Preise ausgeteilt werden. Zu Weihnachten werden Kristgeschenke an Kinder und Erwachsene ausgeteilt, und es hat sich an manchen Orten eine alte Sitte erhalten, die Geschenke durch Emballagen unkenntlich zu machen, und durch fremde Personen in das Haus dessen, der sie erhalten soll, zu senden. Sobald man ein solches Paket in das Haus wirft, ertönt dazu der Ruf: „Julklapp.“
Obgleich von der größeren Volksmasse in Mecklenburg verhältnismäßig wenige musikalisch sind, und kaum der Hundertste ein Instrument spielen kann, findet man doch viele Neigung zum Gesange. An den Herbstabenden, wenn auf den Landgütern, oft bis spät in die Nacht, die Tabakblätter durch Männer, Weiber und Kinder auf Schnüre gezogen werden, folgt ein Lied dem andern, und Alles, groß oder klein, singt mit.
Die Verfassung beider Großherzogtümer ist seit langer Zeit beschränkt monarchisch, und sie nehmen im deutschen Bunde die 14te Stelle ein. Die Landstände beider Großherzogtümer Mecklenburg stehen seit dem Jahre 1523 in einer unzertrennlichen Verbindung, welche die Landes-Union genannt wird. Zur Ritterschaft, welche den ersten Stand bildet, gehören die eigentümlichen Besitzer der landtagsfähigen Rittergüter des mecklenburgischen, wendischen und stargard’schen Kreises. Jeder Kreis hat einen Erb-Landmarschall, und der stargardsche außerdem noch einen Vice-Landmarschall. Den zweiten Stand (die Landschaft genannt), bilden die Obrigkeiten der 44 landtagsfähigen Städte (18 Städte des mecklenburgischen, 18 des wendischen, 7 des stargardschen Kreises und die Stadt Rostock). Rostock und die Vorderstädte Parchim, Güstrow und Neubrandenburg stehen an der Spitze der Landschaft. Das Fürstentum Schwerin, die Herrschaft Wismar und das Fürstentum Ratzeburg haben keine Landstände. Der Landtag wird jährlich abwechselnd zu Sternberg und Malchin gehalten.
Die Thronfolge ist in männlicher Linie erblich. Der Großherzog wird mit dem zurückgelegten 18ten Jahre volljährig. Der Titel beider Großherzoge ist: „Großherzog von Mecklenburg, Fürst zu Wenden, Schwerin und Ratzeburg, auch Graf zu Schwerin, der Lande Rostock und Stargard Herr.“ Der Regent und der Erbgroßherzog haben das Prädikat königliche Hoheit, die nachgeborenen Herzoge und Prinzessinnen das Prädikat Hoheit.
Der gegenwärtige Großherzog von Mecklenburg-Schwerin, Friedrich Franz, geboren den 10ten Dezember 1756, regiert seit dem 24sten April 1785.
Der gegenwärtige Großherzog von Mecklenburg-Strelitz, Georg (Friedrich Karl Josef), geboren den 12ten August 1773, regiert seit dem 6ten November 1816.
Das Wappen hat sechs Felder und einen Mittelschild. Im ersten, goldenen, Felde ist ein gerade vor sich gekehrter, schwarzer, rot gekrönter, Büffelkopf, mit silbernen Hörnern und einem silbernen Ringe durch die Nase, wegen Mecklenburg; das zweite, blaue, Feld zeigt einen goldenen Greif, wegen der Herrschaft Rostock; das dritte Feld ist quer geteilt, so dass in der oberen, blauen, Hälfte ein silberner Greif, und in der unteren, silbernen, Hälfte ein grünes Viereck, wegen der Stadt Rostock, ist. Von dem quergeteilten Mittelschilde ist die obere Hälfte rot, die untere Gold, wegen Schwerin. Das vierte, rote, Feld enthält ein silbernes Kreuz, wegen Ratzeburg. Das fünfte, rote, Feld, zeigt den silbernen aus einer Wolke hervorreichenden Arm, dessen Hand einen goldenen Fingerring empor hält, wegen Stargard. Im sechsten, goldenen Felde ist ein schwarzer Büffelkopf mit einer goldenen Krone, wegen Wenden.
Die Staatseinnahmen und Staatsausgaben, so wie die Staatsschulden, sind nicht genau bekannt. Die Einnahme von Mecklenburg-Schwerin wird auf 1.500.000 Thaler geschätzt, wozu die Domänen 700.000 Thaler beitragen sollen. Die Domanialforsten lieferten 1821 eine Brutto-Einnahme von 543.146 Thalern. Die Staatsschulden sollen sich auf 7.000.000 Thaler belaufen.
Das Einkommen von Mecklenburg-Strelitz wird zu 400.000 Thalern angenommen, wozu die Domänen und die großen Forsten viel beitragen, und Mecklenburg-Schwerin 9.000 Thaler Spezies, aus dem Boitzenburger Elbzolle, gibt.
Das Militär von Mecklenburg - Schwerin besteht aus einem Garde-Grenadierbataillon, 800 Mann mit 21 Offizieren; 2 Musketierbataillonen, zu 800 Mann jedes, einem 420 Mann und 13 Offiziere starken leichten Infanteriebataillon, einer Batterie von 8 Kanonen, mit 125 Mann und 6 Offizieren. Von dem leichten Reiterregimente ist nur die 125 Mann starke Stamm-Schwadron mit 8 Offizieren im Dienste. Die Garnisonskompagnie hat 5 Offiziere und 90 Mann. Das Kontingent des Großherzogtums zum deutschen Bundesheere beträgt (ohne die Reserve) 3.580 Mann, welche zur 2. Division des 10. Heerhaufens gehören.
Mecklenburg-Strelitz hat ein Infanteriebataillon und 25 Husaren.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Deutschland und seine Bewohner - Band 4