Deutschland und Russland

Autor: Bassermann - Ladenburg, Erscheinungsjahr: 1839
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Russland, Deutschland, Russen, Deutsche, Frankreich, Polen England, Türkei, Österreich, Befreiungskriege, Teilung Polens, Napoleon, Friedrich II, Leopold, Katharina II
Herausgegeben von:
Bassermann, Friedrich Daniel (1811-1855) deutscher Unternehmer, Politiker, Verleger und Publizist
Ladenburg, Leopold (1809-1889) deutscher Rechtsanwalt, Nationalökonom, Politiker und Publizist

„In fünfzig Jahren ist Europa kosackisch.“Napoleon

„Erst müssen die donischen Kosacken ihre Pferde in der Rhone tränken, dann wird Deutschland frei.“

So düster prophezeit ein jüngst verstorbener geistreicher Deutscher. So mancher Mund sprach es, und spricht mit ihm: „im Norden steht der Feind.“ — Gewiss, die Völker haben eine Ahnung ihrer Zukunft. Wehe, deutsches Land ob deiner Ahnung! —

Gibt es aber ein Fatum, dem wir verfallen, nun denn, so werft die Waffen weg; seid Bürger der Hausstube und etwa der Gemeinde, und vergesset, dass ihr ein großes Volk, dass ihr Deutsche seid! Und ihr, nach Gott, Lenker der Geschicke unseres Vaterlands, knüpft dann in heiliger Allianz engstes Bündnis mit dem Zaren, der noch in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts der schützende Alliierte von Polen war, das jetzt sein ist; der der beste Alliierte ist der Türkei, die ihm schon halb gehört, und der Persien schon so nah' an seine Brust drückt, dass man nicht unterscheiden kann, hat er es unter seinem Flügel, oder in seinen Klauen. — Ach! auch unseren Fürsten ist Russland schon der beste Alliierte! —

Gebietet aber das Fatum nicht über das Herzblut der Nationen; warnt vielmehr der Gott, dessen Staatskunst die Liebe ist, durch den düsteren Nebel der Ahnung, der über das Land sich lagert, so lasset uns laut der Warnung Stimme erheben. Und nicht warnen allein, auch raten.

Warnung und Rat sei daher der Wert unserer Arbeit. Sie nimmt nicht das Schwert im Tagesstreite, der zwischen Fürst und Volk gekämpft wird. Für Fürst und Volk weht die Fahne, die wir schwingen.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung.

„Ich weiß, dass Ihr kommt, mir eine Rede zu halten; ich kenne sogar den Inhalt derselben. Aber um Euch eine Lüge zu ersparen, mag ich sie nicht anhören. Ja, um Euch eine Lüge zu ersparen; denn ich kenne Eure Gesinnungen und weiß, dass sie nicht der Art sind, wie Ihr mir glauben machen wollt. Wie, ich sollte Euch, die Ihr unmittelbar vor dem Aufstand dieselbe Sprache gegen mich geführt habt, Vertrauen schenken? Seid Ihr es nicht, die vor fünf, vor acht Jahren von Treue und Ergebenheit sprachen, und mir die heiligsten Beteuerungen ihrer Anhänglichkeit gaben. Wenige Tage darauf habt Ihr die Schwüre gebrochen, und schreckliche Verbrechen begangen.“

„Kaiser Alexander, der für die Polen mehr getan hat, als ein Kaiser von Russland hätte tun sollen, der sie mit Wohltaten überschüttet, sie mehr als seine eigenen Untertanen begünstigt, der sie zur blühendsten und glücklichsten Nation gemacht hat, Kaiser Alexander erntete den schwärzesten Undank.“

„Ihr wart mit der glücklichsten Lage nicht zufrieden, Ihr habt Eure eigene Wohlfahrt zerstört. Ich sage Euch hier die Wahrheit, um unser gegenseitiges Verhältnis aufzuklären, damit Ihr wisst, woran Ihr Euch zu halten habt, denn ich spreche Euch heute zum ersten Mal seit dem Aufstande.“

„Eure Worte, Eure Handlungen mögen für Euch zeugen; die Reue muss aus dem Herzen kommen. Ich spreche, ohne mich zu ereifern; Ihr seht, ich bin ruhig. Ich hege keinen Groll, ich werde für Euer Wohl besorgt sein, auch wider Euren Willen. Der Marschall hier kennt meine Absichten, er unterstützt mich, und ist auf Eure Wohlfahrt bedacht.“

(Bei diesen Worten verneigen sich die Deputierten gegen den Marschall.)

„Wie! Was sollen diese Bücklinge? Vor Allem müsst Ihr Eure Pflichten erfüllen, und Euch als rechtliche Männer zeigen. Ihr habt die Wahl zwischen zwei Wegen: entweder verharret Ihr in der Täuschung von Polens Unabhängigkeit, oder Ihr lebt als ruhige und treue Untertanen meines Reichs. Wenn Ihr hartnäckig an Euren Traumen von besonderer Nationalität, von Unabhängigkeit Polens und dergleichen Chimären hängt, so könnt Ihr Euch nur Unglück bereiten. Ich habe hier diese Citadelle bauen lassen, und erkläre Euch, dass ich die Stadt bei der geringsten Unruhe dem Boden gleich mache; ich werde Warschau zerstören, aber aufbauen werde ich es gewiss nicht. Es ist sehr peinlich für mich, so zu Euch sprechen, meine Untertanen so behandeln zu müssen. Aber ich sage Euch das zu Eurem eigenen Besten. An Euch ist's, Vergessenheit des Vergangenen zu verdienen; nur durch Euer Betragen, nur durch Eure Hingebung für meine Regierung könnt Ihr dahin gelangen.“

„Ich weiß, dass Korrespondenzen mit dem Auslande unterhalten werden, dass man schlechte Schriften hierher sendet, und dass man die Gemüter aufzuregen sucht. Dergleichen geheime Verbindungen können bei einer Grenze, wie Polen sie hat, nicht verhindert werden. An Euch ist's daher, die Polizei zu handhaben, das Übel abzuwenden. Erzieht Eure Kinder gut, impft Ihnen religiöse Grundsätze und Treue gegen ihren Regenten ein, dann seid Ihr auf dem rechten Wege.“

„Mitten unter den Wirren, welche Europa unterwühlen, mitten unter den Lehren, welche die Staatsgesellschaft untergraben, bleibt Russland allein stark und unerschüttert. Glaubt mir, es ist ein wahres Glück, Russland anzugehören und seines Schutzes zu genießen. Wenn Ihr Euch gut benehmt, wenn Ihr alle Eure Pflichten erfüllt, so wird meine väterliche Fürsorge sich über Euch Alle erstrecken, und meine Regierung wird, des Geschehenen ungeachtet, immer auf Euer Bestes bedacht sein.“

„Gedenket dessen, was ich Euch gesagt habe.“ —

...

Friedrich II in Old Age.

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Zar Feodor Alexejewitsch

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Zar Peter der Grosse

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Iwan der Schreckliche

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Kaiserin Elisabeth von Österreich

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Katharina II. Kaiserin von Russland (2)

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Napoleon nach der Schlacht von Aspern

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