Innerdeutsche Kriege

Es leuchtet ohne weiteres ein, dass derartige Verhältnisse eine Quelle von Zank und Streit bildeten, die nie versiegen konnte, dann nicht, wenn das Recht klar war und schon gar nicht, wenn die Ansprüche gegenseitig strittig waren. Je kleiner die Gebiete, je größer pflegte der Zank der Nachbarn zu sein.

So stritt die Reichsstadt Schwäbisch-Hall mit dem Fürsten Hohenlohe, mit dem Stift Komburg und anderen um die gleichgültigsten Bagatellen, zu keinem andern Zweck, als um „Halls jura zu salvieren“. Die Grafen Öttingen hatten 1765 in Zipplingen und Unterschneidheim bei dem Tode des Kaisers Franz die Einstellung aller Lustbarkeiten angeordnet, was die Veranlassung zum Kriege mit dem Deutschorden wurde, dem diese Dörfer gehörten. Die Öttinger belagerten Kapfenburg, die Mergentheimer eilten dem Deutschorden zu Hilfe, schließlich musste der Kreis die Landmiliz aufbieten, um die Ruhe wiederherzustellen. Freiherr von Flemming auf Weißig in Sachsen erklärte der Herzogin von Sachsen-Weißenfels den Krieg, weil sie auf seinem Gebiet hatte einen Hirsch erlegen lassen; Mainz und Würzburg führten 1749 Krieg wegen eines Forstes, Köln und Kurpfalz kämpften um Strombauten am Rhein, die der eine anlegen, der andere sofort zerstören ließ.


Als Joh. Chr. Edelmann sich in Hachenburg aufhielt, brach 1743 Krieg zwischen dem Grafen Wittgenstein und den Grafen von Hachenburg aus, und er mußte eine 6 Wochen dauernde Belagerung durch kurpfälzische Truppen aushalten. Eine gewisse Berühmtheit hat der Krieg, der 1747 zwischen Sachsen-Gotha und Sachsen-Meiningen ausbrach, erhalten. Seine Veranlassung war der Streit, der sich am Hofe in Meiningen zwischen Frau von Gleichen und Frau von Pfaffrath über den Vortritt erhob. Gustav Freytag hat in seiner liebenswürdigen und herzlichen Art die Geschichte dieses sogenannten Wasunger Krieges erzählt.

Er spielte zur gleichen Zeit, als auch die Fürsten Hohenlohe miteinander kämpften, weil die eine Linie das Osterfest nach dem julianischen Kalender feiern wollte, während die andere es nach dem gregorianischen beging. Ansbacher Grenadiere mussten schließlich die Friedensengel machen. Eine Veranlassung unendlicher Streitigkeiten bildeten auch die Gebietsteilungen mancher fürstlicher Häuser, wie der Sachsen, Anhaltiner, Hessen u. a. So befehdete die Linie Anhalt-Bernburg die Linie Anhalt-Hoym wegen der Hoheitsrechte über Hoym, die sie nicht mit abgetreten haben wollte, und aus demselben Grunde haderte Hessen-Kassel mit Hessen-Rothenburg, Hessen-Darmstadt mit Hessen-Homburg.

Kaiser Joseph II. im „spanischen Mantellkleid“ als römischer König von J. C. Reinspergerr u. J. E. Mansfelt nach dem Bilde von Polko 1764
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Deutschland im 18. Jahrhundert. Band 1
006 Kaiser Joseph II. im „spanischen Mantellkleid“ als römischer König von J. C. Reinspergerr u. J. E. Mansfelt nach dem Bilde von Polko 1764

006 Kaiser Joseph II. im „spanischen Mantellkleid“ als römischer König von J. C. Reinspergerr u. J. E. Mansfelt nach dem Bilde von Polko 1764

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