Der Reichsdeputationshauptschluss

Jetzt begann in Regensburg am Sitz des ewigen Reichstages der große Schacher um deutsches Land und deutsche Leute, bei dem die Entschädigungen um so größer ausfielen, je kleiner der Verlust gewesen war. Mit Recht schreibt Hannibal Fischer: „Schamloser hat wohl nie die Diplomatie mit den Worten Schadenersatz, Entschädigungspflicht, Verteilungsgerechtigkeit, Wertermittelung gespielt als bei diesem Entschädigungswerke, welchem ganz die umgekehrte Regeldetri zugrunde gelegt zu sein schien: je geringer der Verlust, um so größer der Ersatz.“

Wie es in Regensburg seit Jahrzehnten üblich, führte nicht das Recht zum Erfolge, sondern die Bestechung, und diese floss in französische Taschen. Talleyrand, seine Mätresse und seine Helfershelfer steckten große Summen ein, Fürst Löwenstein, einst mit Talleyrand auf dei Schule, machte den Zwischenhändler. Fürst Wittgenstein zahlte 2.000 Louisdor, um sich eine Geldentschädigung von 300.000 Tlr. zu verschaffen; Talleyrands rechte Hand, ein gewisser Matthieu, empfing von Hessen-Darmstadt zwei Rittergüter, von Baden 6.000 Louisdor, von Württemberg eine Leibrente von 8.000 Louisdor und bediente die Herren ganz, nach ihrer Zahlungsfähigkeit.


Hessen gab eine Million und wurde befriedigt, Nassau, das 600.000 fl. versprochen hatte, konnte schließlich nur 400.000 auftreiben und erhielt dementsprechend auch ein ganzes Drittel an Land weniger. Der Reichsdeputationshauptschluss, der am 25. Februar 1803 unterzeichnet wurde, räumte mit 112 deutschen Staaten und der Unabhängigkeit einiger hundert Reichsritter auf, das Reich existierte nicht mehr.

Die dynastische Politik der Höfe hatte aus Gewinnsucht mit fremder Hilfe das historische Recht, auf dem doch ihre eigene Existenz beruhte, unter die Füße getreten, das Reich fiel, wie Treitschke so richtig gesagt hat, einer „Fürsten-Revolution“ zum Opfer. In Regensburg wurde die Auflösung besiegelt, die in Campo Formio begonnen hatte, und einer der glänzendsten Journalisten, die Deutschland je besessen hat, Josef Görres, hatte denn auch damals schon dem Reich die Grabrede gehalten.

Der Reichskanzleiflügel der Wiener Hofburg, erbaut von Fischer von Erlach. Nach einer Photographie
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Deutschland im 18. Jahrhundert. Band 1
024 Der Reichskanzleiflügel der Wiener Hofburg, erbaut von Fischer von Erlach. Nach einer Photographie

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Wiener Stubenmädchen

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