Der Kaiser viele Ehre, keine Macht

Es war ein seltsamer Widerspruch, dass das Reich, das seinem Oberhaupte jede Macht entwunden hatte, doch darauf angewiesen war, einen Kaiser zu wählen, dessen Hausbesitz groß genug war, um ihm nicht nur persönlich ein gewisses Ansehen zu geben, sondern auch dem Reich, das er vertrat,

Sicherheit nach außen zu gewähren. Je weniger es Ihm gab, je mehr verlangte es von ihm, ein Umstand, der mit Notwendigkeit dazu führen musste, dass die Kaiser in erster Reihe Haus- und nicht Reichspolitik machten. Schon im 17. Jahrhundert hatte Pufendorf darauf hingewiesen, dass die Habsburger sich immer dann als Glieder des deutschen Reiches betrachteten, wenn es ihr Vorteil so mit sich brachte, dass sie sich aber sofort als ausländische Großmacht fühlten, wenn das Kaisertum ihnen Nachteil zu bringen schien.


Die unselige Verbindung mit Österreich, das zu drei Vierteln seines Bestandes slawischer und magyarischer Nationalität war, das durch sein eifervolles Streben nach der Glaubenseinheit des katholischen Bekenntnisses seine Völker von jedem geistigen Fortschritt abzuhalten wusste, das seine Familienverbindungen in die gesamte europäische Politik verwickelte, ist Deutschland teuer zu stehen gekommen. Alle Niederlagen der Habsburgischen Politik hat das Reich mit Einbuße an Land und Leuten büßen müssen, ja, die lange dauernde Auseinandersetzung zwischen den Häusern Habsburg und Bourbon ist nur auf Kosten des Reiches erfolgt.

Kaiserin Maria Theresia. Kupferstich von Phillipp Andreas Kilian nach dem Gemälde von Martin Meytens
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Deutschland im 18. Jahrhundert. Band 1
002 Kaiserin Maria Theresia. Kupferstich von Phillipp Andreas Kilian nach dem Gemälde von Martin Meytens

002 Kaiserin Maria Theresia. Kupferstich von Phillipp Andreas Kilian nach dem Gemälde von Martin Meytens

alle Kapitel sehen