Preußen und Russland

Friedrich der Große sagte: „Wir haben es mit Barbaren zu tun, die am Begräbnis der Menschlichkeit arbeiten; wir müssen aber mehr darauf bedacht sein, dem Übel abzuhelfen, als darüber zu klagen.“

Diese Worte sollten fortan das Motto der preußischen Politik gegen Russland sein. Allein dieser und ähnlicher Worte wegen gehen eben jetzt die Werke des großen preußischen Königs nicht durch die preußische Zensur.


Friedrich handelte auch seinem Worte gemäß. Er war neben dem riesigen Russland nur ein kleiner König, aber er war sich einer Größe bewusst, die es ihm zur Pflicht machte, auf das prunkende Zarentum mit Verachtung herabzublicken. Während sich die anderen Mächte von der russischen Pracht blenden und bestechen ließen, sprach Friedrich laut seine Verachtung der russischen Serailswirtschaft aus, obwohl er dadurch den moskowitischen Zorn gegen sich aufreizte. Friedrich stellte besonders ein nachahmungswürdiges Beispiel des Verfahrens gegen Russland auf. Die Zarin Elisabeth gab sich nämlich viele Mühe, eine Ehe zwischen Friedrichs Schwester, Amalia, und dem Großfürsten Peter zu Stande zu bringen. Friedrich lehnte den Antrag entschieden ab, und hob als Hauptbeweggrund seiner Weigerung hervor, dass er es mit seiner Würde und mit der Stellung Preußens als Schutzmacht des deutschen Protestantismus durchaus unvereinbar finde, dass eine preußische Prinzessin ihr protestantisches Bekenntnis mit dem russisch-griechischen vertauschen sollte.

Allerdings wurde Friederich durch spätere politische Verwickelungen vielfach gezwungen, sich Russland zu nähern, und namentlich im bayerischen Erbfolgekrieg verleitete ihn die Eifersucht gegen Österreich, den russischen Einfluss in die deutschen Angelegenheiten hereinzuziehen; aber er wusste sich doch stets so zu halten, das Russland sich mehr um Preußen bewerben musste als umgekehrt.

Seine Nachfolger sind diesem Grundsatze nicht treu geblieben. Gegen das Ehrgefühl ihrer Völker und gegen die eigene bessere Überzeugung haben sie sich mehr und mehr gegen Deutschland erniedrigt, sind zuletzt gänzlich in die Stellung eines russischen Schützlings und Mündels herabgekommen.

Die Ursachen dieser unseligen Politik Preußens dürften folgende sein:

Preußen, nachdem es von dem Genius Friedrichs des Großen verlassen worden war, fing an, für seine Stellung zu fürchten. Es war auf Kosten Österreichs und anderer deutschen Fürstenhäuser groß geworden, es hatte durch sein Großwerden die Missgunst Englands und Frankreichs auf sich gezogen, es besaß den Großmächten gegenüber doch nur eine geringe materielle Macht, es entbehrte der Stütze eines althistorischen Bewusstseins, es hatte ein zerrissenes, schwer zu schützendes Staatsgebiet. Die Betrachtung aller dieser Schwierigkeiten machte Preußen bange, und weil es, wie gesagt, den Genius Friedrichs nicht mehr hatte, so glaubte es, eine auswärtige materielle Stütze suchen zu müssen, glaubte sie in Russland zu finden. In seiner Beklommenheit vergaß Preußen, dass Russland sein nächster und gefährlichster Feind ist, dass Russland, wenn es mit Preußen gegen Österreich gemeinsame Sache zu machen scheint, darunter nur die Absicht verbirgt, Preußen und Österreich mit einander und durcheinander zu Grund zu richten. Preußen vergaß, dass im Mai 1753 zu Moskau ein Kongress gehalten und beschlossen worden, alles mögliche anzuwenden, um nicht nur ein weiteres Zunehmen der preußischen Macht zu verhindern, sondern diese Macht wieder auf ihren frühern untergeordneten Stand zurückzubringen. Russland hatte schon Ärger genug daran, dass seinen südwestlichen Projekten das alte Österreich im Wege steht, es musste also um so heftiger ergrimmt sein, an der Ostsee, welche sich die russische Herrschsucht zum nächsten Schauplatz auserkoren, eine zweite deutsche Großmacht aufwachsen zu sehen. Da nun Zeit und Umstände gewaltsamen Gegenwirkungen nicht günstig waren, nahm Russland seine Zuflucht zur List. Es suchte Preußen ins russische Interesse hineinzulocken, so dass es auf Preußen ungefähr wie auf sich selbst rechnen konnte, dass Preußen halb und halb als ein Vorposten Russlands erschien. Für diesen Zweck benützte Russland vorzüglich Polen. Durch die Teilnahme an der Zerreißung und Zertretung Polens wurde Preußen ein Schuldgenosse Russlands, und zwar ein untergeordneter, ein dienender Schuldgenosse. Das Verderben dieses Verhältnisses habe ich bereits deutlicher auseinandergesetzt. —

Allein man muss die Hinneigung Preußens zu Russland vielleicht anders erklären. Preußen ist sich vielleicht der russischen Gefahr bewusst, und handelt eben in Folge dieses Bewusstseins in seiner russischen Politik so und nicht entgegengesetzt. Preußen weiß, dass es von Russland äußerst bedroht ist, weil Russland an der Ostsee vorrücken, die Ostsee beherrschen will. Allein Preußen fühlt sich zu schwach, der Feindschaft Russlands offen feindlich entgegenzutreten. Es nimmt also seine Zuflucht zu einer ähnlichen List, wie Russland. Es will die russische Politik so mit der preußischen verknüpfen und verwickeln, dass Russland nichts gegen Preußen tun könne, ohne sich selbst zu verletzen. Also List über List! Dass aber die russische über die preußische triumphiert, lehrt der Augenschein.'

Preußen unternahm es in deutscher Gemütlichkeit, Russland auch durch gemütliche Bande an Preußen fesseln zu wollen. Man benützte dazu vielfache Verwandtschaftskreuzungen. Allein wie wenig solche, wie überall so vorzüglich in Russland nützen, das beweist in sehr lehrreicher Weise das Benehmen Russlands gegen Schweden in den Jahren 1808 und 1809. Der sentimentale Zar Alexander war bekanntlich ein Schwager des Königs von Schweden, nichtsdestoweniger aber eroberte er mit Napoleons allergnädigster Bewilligung Finnland. Das Manifest über die Besitznahme Finnlands war bereits gedruckt, und noch versicherte Alexander höchsteigenmündlich den schwedischen Gesandten, Grafen Stedingk, Russland denke gar nicht daran, der Krone Schweden, dem geliebten Schwager, auch nur ein Dorf zu nehmen. Man nahm aber unmittelbar darauf ganz Finnland, die Alandsinseln und einen Teil des schwedischen Norrbottens! Und wie verträgt sich die Grenzsperre, die Misshandlung preußischer Bürger u. s. w. mit der Zärtlichkeit gegen das verschwägerte Preußen!

Aber auch ganz abgesehen von diesen sogenannt delikaten Verhältnissen. Angenommen, Preußen verschaffe sich durch die bezeichnete List wirklich einige Sicherung vor Russland, so schwächt es sich zugleich lebensgefährlich dort, wo die einzige wahre Stütze der preußischen Macht ist, nämlich im moralischen Ansehen vor der Welt, in der Überzeugung und Hoffnung des deutschen Volkes, in der Huld des Zeitgeistes.

Preußen ist eine Großmacht nur dadurch, dass es das stolze Bewusstsein einer solchen Macht festhält und offenbart. Dies tut es aber nicht, wenn es sich an eine fremde Macht ängstlich und demütig anklammert, zumal wenn dies eine Macht ist, die so tief in der Achtung der zivilisierten Welt steht wie eben Russland. Dadurch, dass Preußen in den Weltangelegenheiten nicht selbständig, sondern gleichsam im Gefolge Russlands auftritt, gewöhnt es selbst sowohl die eigenen, als die fremden Völker an die Meinung, Preußen sei keine wahre Großmacht, könne keine sein. Tief beschämend ist es für das heutige Preußen, dass es mit seiner so gesteigerten Macht das nicht fortsetzen kann, was große Vorgänger mit weit geringeren Mitteln großartig begonnen. Am Tage der Schlacht bei Fehrbellin, dem wahren Geburtstag der preußischen Größe, bewies der große Kurfürst, dass Preußen selbst gegen die entschiedenste Übermacht siegreich bleiben kann durch die Kraft des selbstbewussten Willens. Und mit wie glänzenden Beispielen hat Friedrich der Große dies bestätigt! Durch große Taten ist Preußen groß geworden, größer durch ein kräftiges Selbstbewusstsein und durch den bewundernden Glauben der Völker als durch zähl-, wäg- und münzbare Macht. Durch große Taten hat Preußen selbst seine Gegner zur Verwunderung gezwungen. So wurde für den Sieg bei Fehrbellin auch zu Wien ein Dankfest gefeiert, und der Jesuit Wagner, der Geschichtsschreiber Leopolds I., preist Brandenburgs hohen Geist mit Bewunderung. — Durch Anlehnung an Russland aber wird kein hoher Sinn, kein edelstolzes Bewusstsein, kein Zutrauen zu sich selbst bewiesen; es werden dadurch die Feinde Preußens in ihrer Feindschaft bestärkt, die Freunde aber herabgestimmt, zurückgeschreckt, zur Verzweiflung an Preußen verleitet und gezwungen. — „Meinen Kindern will ich Waffen in die Wiege legen, damit sie frühzeitig lernen, die Fremden vom Vaterland abzuhalten,“ sprach der große Kurfürst; und nun suchen seine Kinder in weiter russischer Fremde Schutz!

Wenn sich Preußen überhaupt auf Bündnisse verlässt, so ist es verlassen. Seine Stellung ist eine solche, dass es geradezu von keiner Seite entschiedene Aufrichtigkeit erwarten darf. Preußen muss sich auf die eigene Kraft, auf die Wichtigkeit seines Berufes und auf Gott stützen, dann kann es aller Welt die Spitze bieten. Es muss sich auch hierin an das Beispiel des großen Kurfürsten erinnern und es nachahmen. Als er wegen Lauigkeit und Verrat der Bundesgenossen gezwungen war, den schimpflichen und nachteiligen Frieden von St. Germain en Laye zu schließen, wählte er zum Text der Friedenspredigt den Psalm: „Es ist gut, auf den Herrn zu vertrauen und sich nicht zu verlassen auf Fürsten.“ Und an diese weise Gottesfurcht schloss er die kräftige Hoffnung: „Einst ersteht aus meinen Gebeinen ein Rächer!“

Ein einziges großes Bündnis kann Preußen schließen mit sicherer Hoffnung auf großen Vorteil und Ruhm. Es ist das Bündnis mit dem deutschen Volke. Der Genius der deutschen Geschichte wollte es, dass die Hoffnung Deutschlands in wesentlichen Stücken auf Preußen hingewiesen sein soll, auf Preußen, welches zur Zeit, als das heilige deutsche Reich dem Untergang nah war, aus den Trümmern desselben als neuer Glücks- und Hoffnungsbau emporstieg. Wie lang und viel auch die deutsche Hoffnung bisher getäuscht worden; sie lässt noch immer nicht los von Preußen, eben weil der Genius Deutschlands es so will. Seinen großen Beruf in und für Deutschland muss aber Preußen in großartiger offener Weise erfüllen und nicht auf dem krummen Wege jener „gewundenen“ Politik, welche ein neuerer preußischer Publizist (Hermes) auf folgende Weise charakterisiert:

„Um eine entscheidende Stimme in Deutschland zu behaupten, ersann man in Preußen einen eigentümlichen Rat. Es wurde vorgeschlagen, die Leitung der allgemeinen deutschen Angelegenheiten fürs erste ganz dem österreichischen Kabinett zu überlassen — (? — nicht auch nebstbei Russland?) — sich selbst möglichst in den Hintergrund zurückzuziehen und den Schein anzunehmen, als ob man nur der österreichischen Politik folge. Bei dem Streben nach Selbständigkeit, welches allen, auch den kleinsten deutschen Staaten eigen ist, konnte es nicht fehlen, dass das Übergewicht, welches Österreich geltend machte, eine allgemeine Eifersucht erregte. Man rechnete darauf, dass die kleineren deutschen Staaten, für sich allein außer Stande, dem übermächtigen österreichischen Andrang zu widerstehen, sobald Preußen es an der Zeit hielte, sich von Österreich zu trennen, nichts eiligeres zu tun haben würden, als das lästige Joch abzuschütteln und sich der rettenden zweiten deutschen Hauptmacht in die Arme zu werfen. Das, worauf man hauptsächlich bei dieser etwas gewundenen Politik zu achten hatte, war, zu verhindern, dass die Gesetzgebung des deutschen Bundes in Bezug auf innere Angelegenheiten keine allzu feste Gestalt annahm, weil dadurch die dem österreichischen Kabinett nur zeitweilig zugestandene Oberherrschaft leicht eine bleibende werden konnte.“

Ist nun auch nicht alles so, wie Hermes es schildert, so trifft er doch unstreitig die Hauptsache. Und wie kläglich kleinlich stellt sich dann diese Politik dar! Die zwei deutschen Großmächte sollen sich nicht gegenseitig zu überlisten trachten, sondern mit einander wetteifern, den Beruf Deutschlands zu erfüllen. Dieser Beruf ist so groß, dass beide Großmächte genug zu tun haben, wenn sie ihre Schuldigkeit erfüllen wollen. Und jede hat ihren besondern Teil zugewiesen. Sie brauchen nicht zu kollidieren und dadurch den Feinden die Tore zu öffnen. Nicht um die Oberherrschaft in Deutschland sollen sie mit einander ringen, sondern nur um die Ehre, am würdigsten die Vertreter, Schützer und Mehrer der deutschen Würde zu sein. Dieses Berufes wegen hat ihnen das Schicksal viel Gunst und Langmut erwiesen. Wenn sie ihrem Berufe hartnäckig widerstreben, dann wird sich der Genius Deutschlands von ihnen wenden, und wie schnell dann namentlich Preußen von seiner Höhe herabstürzt, das hat es schon einmal erfahren.

Wenn aber das Bündnis mit Russland dauert und sich befestigt, so muss die deutsche Hoffnung an Preußen verzweifeln, so muss Deutschland sich schämen, einen deutschen Königsthron gebaut zu haben, der dem Zar von Russland zum Schemel dient.

Preußen wird durch das Bündnis mit Russland seinem Ursprung und dem Begriff und Zweck seines Daseins untreu. Eine solche Untreue aber wird nie straflos begangen.

Preußen ist auf revolutionärem Wege geworden was es ist; auf revolutionärem Wege in jedem Sinn dieses Wortes, insofern nämlich erstlich jede organische Lebenserneuerung Revolution ist, und auch insofern man unter Revolution das absichtliche Niederreißen und Ausrotten von Zuständen versteht, die nicht mehr für die Zeit und ihre Bedürfnisse passen. In jeder dieser Bedeutungen ist Preußen ein revolutionärer Staat gewesen. Auf dem Wege gewaltsamer, kriegerischer Revolution gegen althergebrachte Staats- und Kirchenordnungen, die in ihrer Veraltung zur widernatürlichsten Unordnung geworden waren, in kriegerischer Opposition gegen das Reich und dessen kaiserliches Oberhaupt ist Preußen entstanden und gewachsen und in revolutionärer Lebenserneuerung ist es groß geworden durch die gewaltsamen Aufhebungen des alten-historischen Rechts, durch, Befreiung des Bürgers und Bauers, durch Abschaffung der Adelssinekuren im Staatsdienst, durch Vertauschung des alten Feudalwesens mit dem neuen Staatsbürgerrecht. In der Aufrechthaltung und zeitgemäßen Fortbildung dieses ruhmvoll revolutionären Lebens liegt der Begriff und Zweck des Daseins einer preußischen Königsmacht. Sie fällt aber verräterisch davon ab, wenn sie sich mit einem Reich verbündet, dessen Lebensprinzip asiatischer Despotismus ist. Schon einmal wurde eine ähnliche Treulosigkeit Preußens vom Schicksal fürchterlich bestraft — auf dem Schlachtfeld von Jena. Vierzig Jahre sind seitdem dahingerauscht. In diesen Jahren ist der Zeitgeist mächtig vorwärts geeilt und mit ihm die Hoffnungen und Wünsche des deutschen Volkes, der Menschheit. Und Preußen selbst hat diese Wünsche gesteigert und beflügelt durch die preiswürdig revolutionäre Erhebung, mit der es sich aus der Schmach jener Niederlage wieder empor gerungen. Eine wiederholte Treulosigkeit gegen sich selbst und gegen den Geist der Zeit wird das Schicksal mit verdoppelter Strenge strafen. Der Bund mit Russland aber ist eine solche Treulosigkeit und verdient eine solche Strafe.

Preußen muss sich von Russland nicht nur trennen; es muss sich Russland völlig entgegenstellen, entgegenstemmen.

Um dies zu können, hat Preußen vorerst eine wichtige materielle Aufgabe. Es muss sich erinnern, dass es einen großen Küstenstrich des Meeres besitzt, welches vorzugsweise das deutsche Meer sein soll. Es muss sich erinnern, dass die fleißigen Bürger der Ostseestädte einen lebhaften Handel treiben und mit vielen Schiffen die See befahren, ohne dass ihre königliche großmächtige Regierung auch nur ein einziges Kriegsschiff hat, um diese fleißigen und mutigen preußischen Bürger vor Schimpf und Schaden auf offener See bewahren zu können. Preußen muss daran denken, dass seine gänzlich schutzlos daliegende Küste der äußersten Gefahr ausgesetzt ist, von Russland, welches, obwohl es viel jünger an der Ostsee ist als Preußen, doch schon längst eine gewaltige Ostseeflotte hat, blockiert, geplündert, erobert zu werden. Durch seine Flotte zwingt Russland Schweden und Dänemark zur Vasallenschaft. Preußen aber, welches eine deutsche Großmacht und eine europäische Großmacht obendrein ist, oder doch sein will, muss sich durch den Gedanken in die russische Flotte nicht ebenfalls in der russischen Vasallenschaft bestärken lassen, sondern es muss seine Nettelbecks aufbieten und eine preußische Flotte bauen. Die Mittel dazu werden sich schon finden. Man baue weniger Landpaläste und lasse sich zum Ruhm und Nutzen Preußens von einer recht noblen Seepassion ergreifen. Die Bürger der Ostseeländer, ja die Bewohner des tiefsten Binnenlandes werden freudig beisteuern, ganz Deutschland wird jubeln, und die königlich dänische Thorsperre am Sund wird dann ganz leicht beseitigt werden.

Um aber geistig unüberwindlich stark gegen Russland und für Deutschland zu sein, bilde sich Preußen im Gegensatz zu dem russischen Sklaventum zum freiesten Rechtsstaat aus. Es suche sich wieder auf die geniale Höhe seines großen Friedrich aufzuschwingen, und, tue, was er jetzt thun würde, wenn ihn der Lebensruf dieser neuen Zeit zum Leben erweckt hätte.

Schlosser sagt von ihm: „In dieser Zeit stand der König von sieben Millionen Menschen, der einzige Schützer des Protestantismus und, was mehr ist, der Verfechter solcher Rechte und Ansprüche freier Seelen, die dem Pöbel jedes Standes ganz unbekannt sind, dem ganzen alten Europa, den Despoten und Aristokraten und aller Macht und allen Missbräuchen des Mittelalters allein gegenüber! Ein größeres Schauspiel, als den in dieser Stellung von ihm begonnenen Kampf, kennt die neuere Geschichte nicht!“

Preußen gebe der neuesten Geschichte ein ebenso großes, ein größeres Schauspiel. Es setzte den Kampf Friedrichs fort.

In diesen Kampf muss es aber freie Völker führen. Es muss zuerst sich selber von der russischen Kette befreien und zugleich aufhören, die Polen in Ketten mit sich zu schleppen.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Deutschland, Polen und Russland