Österreich und die Slaven

Durch Galizien, welches 5 Millionen Einwohner hat, sind die Slaven in Österreich den Deutschen gegenüber in die überwiegende Mehrzahl gekommen. Der deutsche Kaiserstaat mit überwiegend slavischer Bevölkerung!

Ohne Galizien stünden in Österreich etwa 10 Millionen Slaven neben 7 bis 8 Millionen Deutschen. Dies wäre bei dem Kulturverhältnis der beiden Nationen eine für das deutsche Element entschieden günstige Stellung, und schon deshalb allein hätte sich Österreich von dem polnischen Raube fern halten sollen.


Das jetzige Missverhältnis der Zahl wurde noch bedenklicher dadurch, dass Österreich bald nach dem unrühmlich erlangten Zuwachs der slavischen Untertanen die deutsche Kaiserstellung verlor und sich auch dem deutschen Bunde nicht wahrhaft organisch anschloss. Die Slaven anerkennen also Österreich nicht als deutsche Großmacht. Sie sehen ferner auch den unzertrennlichen Zusammenhang Österreichs mit dem großen Deutschland nicht ein, und die österreichische Regierung tut leider in unseliger Verkennung ihres Berufes alles mögliche, um diesen Irrtum der Slaven zu erhalten und zu steigern. So sehen also die Slaven immer nur die wenigen Millionen der österreichischen Deutschen neben sich und über diese glauben sie der physischen Übermacht wegen die Herren spielen zu können und zu dürfen. Daher verlangen sie immer lauter und entschiedener, Österreich müsse ein slavischer Staat werden. „Haben die Slaven so lang den Deutschen gehorchen müssen, sind so viele Millionen Slaven germanisiert worden, so kann sich ja dies endlich einmal umkehren.“ So sagen die Wortführer des Slavismus in Österreich. Sie denken bis jetzt zwar nicht daran, sich von Österreich zu trennen; aber sie wollen Österreich von Deutschland losreißen. Sie sehen ein, dass sie nur in der Verbindung zu einem großen Staat etwas bedeuten, dass sie außer dieser Verbindung in Unmacht verfielen und selbst in ihrer Nationalität bedroht wären. Sie wollen daher einen großen Kaiserstaat bilden, aber er soll ihren Namen und ihre Farbe führen. Diese Idee wird besonders unter den Czechen immer mächtiger und allgemeiner. Sie erinnern sich immer lebhafter an die Vergangenheit Böhmens; sie zählen auf, dass einst Schlesien, die Lausitz, Teile von Franken, Österreich, Steiermark, Illyrien, zeitweilig sogar Polen zu Böhmen gehört. Dieses slavische Reich, sagen sie, müsse Österreich wieder herstellen; zu dem Ende habe ihm die Vorsehung die Krone Böhmens gegeben. Nur unter dieser Bedingung sei Österreich des böhmischen Thrones würdig; zu diesem Reiche müsse dann auch Ungarn mit seinen Nebenländern kommen, denn die überwiegende Mehrzahl dieser Länder bestünde aus Slowaken, die mit den Czechen aufs nächste sprachverwandt und Schüler der czechischen Bildung seien. Diese Verwandtschaft mehr und mehr auszubilden und zum Bewusstsein zu bringen, bemühen sich die Wortführer beider Stämme. Czechen sind in Ungarn tätig und Slowaken in Böhmen.

Aber auch unter den nichtösterreichischen Slaven gewinnt der Gedanke mehr und mehr Anklang, Österreich müsse sich als slavisches Reich Russland entgegenstellen. Hören wir, was Marco Feodorowicz in der Vorrede zur Übersetzung von Cyprian Roberts: „die Slaven der Türkei usw.“ sagt:

„Österreich muss es endlich aufgeben, ein deutscher Staat sein zu wollen, es muss von seinen unheilvollen josephinischen Germanisierungsversuchen abstehen, muss frei und offen an die Spitze der slavischen Bewegung treten, muss die jungen, lebenslustigen Völker unter seine mächtigen Fittiche nehmen, damit sie nicht zu toll umspringen oder dem nordischen Riesen als Beute anheimfallen. Rückt somit Österreich seinen Schwerpunkt nach Osten hinaus, dann mag Deutschland frei aufatmen, dann werden die deutschen Stämme, ihre Eifersucht vergessend, sich um das eine Banner, um Preußen scharen. Freilich birgt auch Preußen in seinem Schoß eine zahlreiche slavische Bevölkerung, Masuren, Kassuben, Polen, Wenden u. a., die unsre Slavophilen gern wieder zum Nationalbewusstsein wecken und zu einem großen polnischen Reich wie in den Tagen der ersten Piasten vereinigen möchten. Aber Preußen kann keinen Fuß breit von seinen germanisierten Landen missen und von Königsberg bis Achen, der Kaiserstadt, muss rein deutsches Leben sich erhalten, während von Wien bis Konstantinopel auf den endlosen Flächen Ungarns wie auf den Höhen des Balkans das Slaventum seine heiligen Altäre aufrichtet. Ein solches großes nationalslavisches Österreich, ein neues morgenländisches Kaiserreich, vermag allein den jungen Völkern des Ostens eine würdige Bestimmung zu geben und den altersschwachen Westen vor ihrem unwiderstehlichen Andrang zu sichern.“ Man sieht, der Slave aus dem sogenannten illirischen Delta spricht so übel nicht. Er spricht eine Meinung aus, die zu unserem Verderben und zu unserer Schande auch in Deutschland immer allgemeiner wird, woran aber freilich nur das österreichische System und die unglückliche Vermehrung der slavischen Bevölkerung des Kaiserstaates schuld ist. Es ist die Meinung, dass Österreich sich gänzlich von Deutschland trennen müsse. „Österreich — so heißt es immer allgemeiner in Deutschland — hat seiner überwiegenden slavischen Bevölkerung wegen ganz andere Zwecke als Deutschland. Es kann nicht mit uns gehen, es hält uns also nur auf unserm Wege auf.“

Es ist nun leider allerdings wahr, dass Österreich wie ein Bleigewicht an dem Fortschritt Deutschlands hängt; dass es dies aber seiner slavischen Bevölkerung wegen tun müsse, ist ein Irrtum. Dass dieser Irrtum aber immer mehr und mehr die öffentliche Meinung beherrscht, geschieht wesentlich deshalb, weil durch das polnische Besitztum die Zahl der österreichischen Slaven so imponierend groß geworden.

Österreich kann seine deutsche Stellung nicht aufgeben, weil diese Stellung die geschichtliche Grundlage des Kaiserstaates ist. Österreich von Deutschland trennen, heißt soviel, als einen Baum von seiner Wurzel losreißen. Ein solcher Baum kann dann Wohl noch zu mancherlei künstlichen Bauten verwendet werden, aber ein natürliches organisches Leben führt er nicht mehr. Hört Österreich auf, deutsch zu sein, so opfert es die ganze Errungenschaft seines Lebens auf, und muss sich für ein neues Dasein erst Recht und Raum erkämpfen.

Österreich kann aus dem deutschen Leben sowenig lebendig heraus, wie ein einzelnes Individuum aus seinem Organismus. Österreich ist nur ein Glied des großen deutschen Organismus. Durch Losreißung von Deutschland würde Österreich den großen deutschen Organismus verstümmeln und sich selbst als ein lebensunfähiges abgerissenes Glied in die fremde Welt hinausschleudern.

Trennung von Deutschland wäre bei Österreich eine Sünde gegen die Natur, und diese würde sich rächen. Teilweise hat Österreich diese Sünde schon verübt, und die Rache ist nicht ausgeblieben. In dem Grade als man sich von Deutschland zurückzog und dem Wahn frönte, man könne auf eigener Basis feststehen, ist Österreich schwächer und schwankender und passiver in der Weltgeschichte geworden.

Österreich darf sich aber auch nicht von Deutschland trennen, und zwar sowohl der deutschen als jener kleinen slavischen Völker wegen. Was Österreich ist, das wurde es durch deutsche Kraft, und alles, was es außer Deutschland gegen Osten hin besitzt, ist durch deutsches Blut und durch deutschen Geist befruchtet. Deutschland hat ein Recht, dereinst die Früchte zu genießen. Das deutsche Volk hat die österreichische Grenzmark gegen Asien mit vielem Blut erobert und behauptet, es hat ein Recht, zu verlangen, dass diese Mark deutsch verbleibe. Der Genius der Weltgeschichte weist den Deutschen eine große Bildungsaufgabe im Osten an, und Österreich ist durch die Geschichte und durch die Natur darauf hingewiesen, dem deutschen Volk die Wege nach Osten zu bahnen.

Aber auch der kleinen slavischen Stämme wegen muss Österreich deutsch bleiben. Marco Feodorowicz hat recht, wenn er sagt, Österreich müsse die jungen lebenslustigen slavischen Völker unter seine mächtigen Fittiche nehmen. Aber um dies zu können, muss es doch Fittiche haben. Es hat sie aber nur als deutsche Großmacht. Jene kleinen slavischen Völker müssen sich allerdings an Österreich anschließen, wenn sie nicht dem nordischen Riesen als Beute anheimfallen sollen. Es muss also ein mächtiges Österreich vorhanden sein. Es gibt aber nur ein deutsches Österreich. Der deutsche Geist ist die Seele, welche den Kaiserstaat zusammenhält, so dass er andern Völkern eine Stütze gewähren kann. Ohne diese deutsche Seele fällt er leblos auseinander.

Diese natürlich notwendige deutsche Stellung Österreichs hindert aber nicht, dass die einzelnen Völker ihre Eigentümlichkeiten in Sprache, Sitte und Nationalität beibehalten und naturgemäß entwickeln. Es liegt im Begriff eines Kaiserstaates, dass er aus vielen verschiedenen Organismen bestehe. Österreich zeigt dies besonders deutlich. Jedes Land hat seine besondere Eigentümlichkeit, Würde und Betitelung und über allen zusammen schwebt als höchste verbindende Idee die kaiserliche Würde. In keinem einzelnen Teile ist der Kaiser von Österreich Kaiser. Er ist Erzherzog in Österreich, König in Ungarn, Böhmen, der Lombardei etc., Herzog in Steiermark, Großfürst in Siebenbürgen, Markgraf in Mähren, gefürsteter Graf in Tirol — und Kaiser nur durch die Machtfülle des Ganzen.

Dass sich die kleinen slavischen Stämme der deutschen Bildung anschließen müssen, das liegt nicht in politischen, sondern in Kulturverhältnissen. Nicht, weil sie zu Österreich gehören oder kommen sollen, müssen diese Völker die deutsche Bildung in sich aufnehmen, sondern weil diese Bildung allein ihnen die Verbindung mit der allgemeinen Weltbildung vermitteln kann. Wessen Schuld ist es, dass bis zum heutigen Tage keine slavische Weltbildung besteht? Es herrschen heutzutage drei große Nationalbildungen: die deutsche, französische und englische. Alle andern Völker, die an der Weltbildung teilnehmen wollen, müssen sich einer dieser großen Nationalbildungen anschließen. Wären die Vorderslaven Nachbarn Frankreichs, so müßten sie sich Frankreich anschließen, ja sie wären wahrscheinlich längst völlig Franzosen geworden. Nun sind sie durch ihre Weltstellung zunächst an die deutsche Bildung gewiesen. Dies ist kein politischer Zwang, sondern eine natürliche Notwendigkeit des Bildungstriebes. Das beweist sich ja in Russland. Dies ist ein großes unabhängiges Reich und es gibt sich alle Mühe, rein russisch zu sein; aber durch unwiderstehliche Gewalt der Natur ist es fortwährend auf andere Bildungswege hingedrängt. Es leben in Russland kaum mehr als 500.000 Deutsche, und dennoch herrscht in der Wissenschaft, Kunst und Industrie die deutsche Bildung, dennoch ist die deutsche Sprache so sehr ein Bedürfnis, dass man z. B. in Petersburg von jedem anständig gekleideten Menschen als gewiss voraussetzt, dass er deutsch spreche. Ist dies nun schon bei dem großen, politisch mächtigen Stamm der Russen der Fall, um wie viel mehr erst bei den kleinen zerstreuten untergeordneten slavischen Völkerschaften. Sie können mit ihrem Idiom nicht über die engen Grenzen der Heimat hinaus, ja selbst in den Städten ihrer eigenen Heimat werden sie schon oft nicht mehr verstanden. Mit der deutschen Sprache kommen sie durch die ganze Welt. Diese Sprache führt sie nicht nur zu den herrlichsten geistigen Genüssen, sondern öffnet ihnen auch in materieller Hinsicht die Wege zu mannigfaltigen Versorgungen. Der Czeche z. B., der bloß slavisch versteht, kann nicht aus seinem Dorf hinaus; sobald er aber deutsch gelernt hat, steht ihm die ganze Welt offen.*) Das czechische Volk sieht dies auch recht gut ein. Die slavischen Bauern in Böhmen klagen nicht über Unterdrückung der slavischen Sprache, sondern über den Mangel an Gelegenheit, deutsch zu lernen. Sie sind mit den Volksschulen in ihren Gegenden unzufrieden, weil diese slavisch sind. „Böhmisch, sagen sie, können unsre Kinder von uns zu Hause lernen, dafür wollen wir nicht erst noch Schulgeld zahlen. Unsre Kinder sollen deutsch lernen, damit sie sich in der Welt versorgen können.“ Diese Notwendigkeit, deutsch zu lernen, ist für die Slaven, die jetzt zu Österreich gehören, nicht neu; sie ist uralt. In Böhmen begann sie sogleich, als Böhmen eben auf den Weltschauplatz treten wollte. Schon im neunten Jahrhundert lernten alle Czechen, die gebildet werden wollten, deutsch. Ottokar, auf den sich die Wortführer der Czechen so besonders berufen, betrieb das Germanisieren zuerst im großen Maßstab durch Gründung deutscher Städte. Ebenso Karl IV., der eben durch deutsche Mittel Böhmen berühmt machte. Und wäre Friedrich der Pfälzer König von Böhmen geblieben, so wären die Czechen jetzt weit vollständiger germanisiert, als sie es unter der unentschiedenen österreichischen Regierung geworden.

*) Dass dies in noch höherem Grade von den Madjaren gilt, ist offenbar. Diese vier Millionen Halbasiaten bewohnen nicht einmal ein konzentriert zusammenhängendes Gebiet. In keinem einzigen Comitat Ungarns ist eine rein madjarische Bevölkerung, überall ist sie durch Slaven und Deutsche gemischt. Und die Sprache der Madjaren hat durchaus mit keiner europäischen Mundart irgend eine Verwandtschaft. Diese Sprache neben der deutschen und slavischen auch nur zu erhalten, ist schon ein großes geistiges Wert; sie zur herrschenden Sprache zu machen, ist absolut unmöglich. Wer aber nach Unmöglichem strebt, verliert auch das Mögliche.

Neben dieser unumgänglich notwendigen deutschen Bildung ist es aber keineswegs notwendig, dass die slavische verschwinde. Sie soll sich neben der deutschen und mit Hilfe der deutschen Bildung so herrlich entwickeln, als es ihr nur immer möglich ist. Und dass der slavische Geist diese fremde Anregung und Befruchtung braucht, ist ja durch eine sehr lange Geschichte bewiesen.

Zu dieser politischen und geistigen Vermittlung zwischen Deutschen und Slaven ist nun zunächst Österreich berufen. In den österreichischen Ländern, wo sich das deutsche und slavische Element seit Jahrhunderten so vielfach berührt und mengt, muss eine großartige geistige Vereinigung bewerkstelligt werden, und es kann dadurch ein überraschend schönes und kräftiges Bildungselement erzeugt werden. Diesen hohen Beruf aber kann Österreich nur auf dem Wege politischer und geistiger Freiheit erfüllen. Es muss jeder Schein verschwinden, als wäre es auf Unterdrückung der Slaven abgesehen. Sobald diese Furcht verschwindet, wird die natürliche Notwendigkeit erfolgreich wirken, und diese zieht diese Slaven zu Deutschland hin. Unter allseitiger Freiheit möge der Slavismus sich zur höchsten geistigen Höhe emporarbeiten; der deutsche Geist wird sich schon doch zu behaupten wissen, und in dem freien Wetteifer der beiden Nationalitäten werden sich herrliche Kräfte entfalten.

Diese notwendige Freiheit aber gibt Österreich immer und immer nicht und dadurch hat es den jetzigen kläglichen Mischzustand geschaffen, dessen nachgerade Deutsche und Slaven überdrüssig zu werden anfangen. Österreich glaubt aber vorzüglich wegen Polen so handeln zu müssen, wie es handelt. Es fürchtet, dass vorzüglich die Polen die Freiheit zur antiösterreichischen Opposition gebrauchen und auch die übrigen Slaven mit hineinziehen würden. Diese Furcht ist nicht ungegründet, aber daraus folgt nur, dass der Besitz Polens auch in nationaler Beziehung ein Unglück für Österreich ist.

Die Polen unterliegen nicht demselben Verhältnis wie die übrigen österreichischen Slaven. Diese sind durch die lange Verbindung mit Deutschland, durch die Mischung mit deutschen Elementen und vorzüglich durch ihre zersplitterte Stellung auf einem der gefährlichsten Weltposten naturnotwendig angewiesen, sich durch Österreich an Deutschland anzuschließen, weil sie sonst unfehlbar dem nordischen Riesen in den Rachen fallen. Mit den Polen aber steht es nicht so. Sie bewohnen in einer Anzahl von zwanzig Millionen, größtenteils unvermischt, ein zusammenhängendes, wichtig gelegenes Gebiet. Sie haben daher ihre eigene selbständige Weltaufgabe. Allerdings haben sie früher dieser großen Aufgabe sehr schlecht gedient, allein daraus entsprang für die Nachbarn kein Recht, sie von dem Streben nach dieser Aufgabe gewaltsam gänzlich hinwegzureißen. Und man hat dies gerade in dem Augenblick getan, wo die Polen unter dem Beifall Europas und unter den Glückswünschen Preußens und Österreichs den Anfang zum Bessern machen wollten. Dies können die Polen nun und nimmermehr vergessen, sie können nicht, wenn sie auch wollten. Eine Naturnotwendigkeit zwingt sie zu dem Streben, sich die Freiheit für ihre große Nationalaufgabe wieder zu erringen. Je mehr sie sich bewusst sind, dieser Aufgabe früher nicht genügt zu haben, desto ungeduldiger müssen sie darnach ringen, ihren Namen wieder zu geschichtlicher Ehre zu bringen. Sie müssen! Es walten im politischen Völkerleben ebenso unwiderstehliche Gesetze wie in der Natur. Ein solches Naturgesetz fordert gebieterisch, dass im politischen Organismus Europas ein selbständiges Polen wirke, an seinem Platz als Vermittlungsglied zwischen Europa und Asien.

Österreich kämpft also seinesteils in Polen gegen ein Naturgesetz. Schon an und für sich ist dies ebenso frevelhaft als verderblich; aber es wird für Österreich noch gefährlicher wegen der slavischen Stellung dieses Staates.

Durch die Gewalttaten, die Österreich gegen Polen verübt, schreckt und verletzt es nämlich auch alle seine übrigen Slaven. Es hebt das Vertrauen auf, welches hier notwendig ist, um die oben bezeichnete hohe Kulturaufgabe zu lösen. So wenig geneigt sonst die übrigen Slaven den Polen sind, so erscheint doch jede Gewalt, die an ihnen verübt wird, sogleich als gegen den Slavismus überhaupt gerichtet. Furcht und Erbitterung ergreift alle österreichischen Slaven. In dieser Aufregung sehen sie sich nach Schutz, nach Hilfe, nach Mitteln zur Rache um. Und wo zeigt sich ihnen lockend Hilfe und Rache? In Russland.



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Deutschland, Polen und Russland