Deutschland, Polen und Russland

Autor: Schuselka, Franz (1811-1886), österreichischer Politiker und Publizist, Erscheinungsjahr: 1846

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Themenbereiche
Enthaltene Themen: Teilung Polens, französische Revolution, Umsturz, Eigentumsrecht, Friedrich der Große, Oligarchie, historisches Recht, Philosophie, Knechtung Polens, Monarchenrecht
Durch die Teilung Polens haben die drei großen absolut monarchischen Staaten selber die Revolution sanktioniert.


Man hat unrecht, wenn man die Erschütterung des göttlichen Monarchenrechtes vom amerikanischen Freiheitskrieg oder von der französischen Revolution datiert; — vom Jahr 1772 an haben die absoluten Mächte selber durch die Teilungen Polens ihre Throne für immer erschüttert. Durch jene Teilungen verloren diese Throne ihren innern sittlichen Grund und Halt, und das, was ihnen als vermeintlicher Gewinn von der polnischen Beute äußerlich zu- und aufgelegt wurde, ist nichts als eine drückende und beengende Bürde, die das gefährliche Schwanken der Throne wesentlich veranlasst und steigert.

Man hat unrecht, wenn man mit Hass und Grimm die philosophischen und politischen Schriftsteller beschuldigt, dass sie an dem Umsturz aller geschichtlichen Grundlagen der Gesellschaft, an der Zerreißung der heiligen Ordnung der Gesetze, an der Aufhebung des lebensbedingenden Eigentumsrechtes arbeiten; — nicht die freien Philosophen und Politiker, sondern die gekrönten Philosophen, Friedrich und Joseph, nicht die modernen Demagogen, Kommunisten und Freigeister, sondern die strengsten Selbstherrschers Friedrichs Joseph, Maria Theresia und Katharina. Mit ihren hocharistokratischen diplomatischen Gehilfen haben durch die Zerreißung Polens den Organismus der Geschichte zerrissen, die rechtliche Grundlage des Staatslebens umgestürzt, das Eigentumsrecht mit Füßen getreten, und der heilige Vater zu Rom, an welchen sich Maria Theresia um Rat gewendet, gab dem staatsräuberischen Werk seinen apostolischen Segen*).

*) Der Papst schrieb an die Kaiserin: „que l'invasion et le partage étaient non seulement poliltiques mais dans l’inierêt de la religion.“ — Wird Rom jetzt für diesen Satz die Unfehlbarkeit in Anspruch nehmen? Wir wollen weiter unten die Stellung Roms zu Polen betrachten.