Von der seligen Schwester Margret von Zürich

Wir hatten auch eine ausnehmend selige Schwester, sie hieß Margret von Zürich; die hatte gar viel gute Übung in Wachen und emsigem Gebet und von herzlichen, eifrigen Tränen war ihr Antlitz, als wäre sie geschwollen. Sie war auch so krank, dass man sie auf einem Stuhl tragen musste, und doch hielt sie beständig fest an ihren seligen Übungen. Diese selige Schwester sah oft die wunderbare Gnade, die Gott an andern seligen Schwestern wirkte, und wir meinen bestimmt, dass unter Herr auch an ihr viel Wunder wirkte. Aber das wollte sie uns nicht sagen aus einer besonderen Ursache, die sie dazu zwang. Weil sie nun viel weinte, befahl man ihr im Advent, unserm Herrn das Bad zu richten (so wie wir im geistlichen Leben die Gewohnheit haben, ein Haus zu machen und alles das, dessen er Mangel hatte, da er auf Erden war); und als sie einst mit herzlicher Andacht weinte, da erschien ihr unser Herr gar minniglich, wie er als Kindlein war und saß in einem Badewännlein vor ihr; und als sie eine Träne vergoß, ward diese alsbald zu einem schönen Goldknöpflein und fiel in das Bad und das zarte Kindlein klatschte in die Hände und schlug Wellen in das Wasser und das war so gar minniglich schön anzusehen, dass sie großen Trost dadurch empfing.

Diese heilige Schwester sah auch einmal eine andre kranke Schwester, sie hieß Juliane Ritterin, wie sie so ganz lauter und durchleuchtet war und ihr Leib wohl eine Elle hoch in der Luft schwebte.




Dieses Kapitel ist Teil des Buches Deutsches Nonnenleben