Von der seligen Schwester Katharina Pletin

Wir hatten auch eine gar selige Schwester, die hieß Schwester Katharina Pletin und führte ein so strenges Leben, dass es zu verwundern war, wie ihr alter Leib das stete Fasten und Wachen und emsige Gebet erleiden mochte; und sie nahm dazu so starke Bußübungen vor, dass man etwann ihren kranken Rücken rot sah von Blut und dass man Blut an ihrem Gewand sah, wenn sie es von sich legte. Sie schwieg auch viel und gänzlich schwieg sie im Advent und in den Fasten. Dieser seligen Schwester ward einst befohlen, dass sie (als Pförtnerin) zum Tor gehen sollte. Und als sie einst dahinging, da war es nasses Wetter und sie hatte zerrissene Schuhe und ward dadurch etwas bekümmert. Da gedachte sie: „Gott gibt nimmermehr einen Lohn für diesen Gehorsam; du tust ihn zu unwillig.“ Darauf tröstete sie unser Herr gar liebreich, dass die darum ihren Lohn dennoch nicht verloren hätte.

Es kam auch einst ihr Engel zu ihrem Bett, brachte eine Seele mit sich und bat sie, dass sie für diese Seele bete. Da sprach sie: „Wer ist die Seele?“ Da nannte er sie und sprach: „Ich bin ihr Engel und soll sie an den Strafort führen.“



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Deutsches Nonnenleben