Von der seligen Schwester Elli von Elgau

Wir hatten auch eine andere selige Laienschwester sie hieß Schwester Elli von Elgau , an der unser Herr gar saß wirkte; und er gab ihr auch viele der Gnaden zu erkennen, die er andern Schwestern tat.

Diese selige Schwester kam in dies Kloster, da sie vierzehn Jahre alt war, und fing bald an, unserm Herrn mit großem Fleiß zu dienen. Sie wendete all ihre äußere Sorge und Geschäftigkeit daran, dass sie dem Konvent getreulich dienete und war wohl fünfzig jähre in diesem Kloster, ohne dass man merken konnte, dass sie je ein anderes Werk begonnen hatte. Sie pflag des Wohngemaches und der Säle allein, ohne dass sie eine Helferin hatte, und war dabei den Schwestern so gar tröstlich und gar mild; und es gelang ihr alles wohl, womit sie umging. Wenn sie im Kloster gerichtet hatte, wessen es zur Zeit eben bedurfte, so eilte sie mit Begierde in den Chor zum Altar und legte dann ihre Hand auf den Altar, als ob sie gedachte: „Lieber Herr, möchte ich dir nun näher kommen, das täte ich gern“, und vergoss dann alsbald so viel Tränen, dass sie recht auf der Erde schwammen. Sie hatte große Arbeit mit dem Konvent und dazu mühte sie sich aufs höchste ab mit Fasten und mit emsigem Gebet. Sie wachte stets nach der Mette und vor der Mette so lange, dass sie vielleicht kaum zwei Vigilien lang schlief, und betete dann mit großer Andacht, so dass kein Zweifel ist, dass der ganze Konvent durch sie vor Gott gewann. Sie hatte auch sonderlich große Gnade im Bitten für die Seelen; und es kamen denn die Seelen recht emsiglich zu ihr und redeten mit ihr und sie mit ihnen. Sie bat auch besonders für einen weltlichen Herrn, der in so großen Ehren lebte, dass es um seine Seele gefährlich stand; und unsere Frau sicherte ihr zu, dass er um ihres Gebetes willen gerettet würde, dass er aber gar sehr verachtet sein werde; und das geschah ihm auch. Sie sah einst am Aller-Engel-Tag, als der Konvent unsern Herrn empfing, dass jegliche Schwester, so sie von dem Altar ging, so durch leuchtet war wie ein Kristall.


Ihr heiliges Leben zeigte völlig, dass sie göttliche Minne in ihrem Herzen brannte und dass sie kleine Sorge hatte um alles, was zu ihrem Leib gehörte. Sie hatte das Wort wohl zu Herzen genommen: Querite primum regnum dei etc. Suchet des ersten das Reich Gottes und alle andern Dinge werden euch zugeworfen.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Deutsches Nonnenleben