Von der seligen Schwester Beli von Schalken, der Laienschwester

Wir hatten auch eine andre selige Schwester; sie hieß Schwester Beli von Schalken und lebte in diesem Kloster von ihren kindlichen Tagen bis an ihr Ende tugendlich und selig und hatte den allerbesten Fleiß darin, dass sie den Schwestern im Refektorium wohl kochte, und mahnte auch die andern mit großer Aufmerksamkeit dazu.

Sie hatte so große Begierde zum Konvent; wenn sie sich zu ihm gesellen konnte, war ihr das eine sonderliche Freude und Trost. Etwann, wenn sie Muße hatte, ging sie in das Refektorium, so man zu Tisch las, und lauschte begierlich. Wie viel sie auch Arbeit hatte, so betete sie doch recht emsiglich und weinte auch so überreichlich, als ob sie im Chor gestanden wäre. Sie nahm auch gar starke Bußübungen vor. Sie fastete auch die regelmäßigen Fasten bis zu ihrem Tod; und es war wohl dreißig Jahre, dass sie nie außer der Zeit trank, ob sie fastete oder aß, und hatte dann aus Durst große Pein. Und als sie wieder einmal so arg durstete, ging sie an ihr Gebet und schlief ein wenig ein; und es dünkte sie, dass eine minnigliche Schale mit dem allerlautersten Quellwasser vor sie gebracht werde und sprach da eine Stimme gar süß zu ihr: „Trink des Wassers, so von meinem Herzen floß.“ Also trank sie begierlich; und als sie zu sich selber kam, da war ihr Durst gänzlich dahin.



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Deutsches Nonnenleben