Schwester Elsbet Ortlibin

Eine Schwester hieß Elsbet Ortlibin, und die war Subpriorin und war in allem ihren Tun ein ordensmüßiger, geistlicher Mensch. Sie erzählte vor ihrem Tode, es wäre durch drei Jahre alle Tage gewesen, dass ihr unser Herr je unterm Evangelium seine Geheimnisse und künftige Dinge geoffenbart hätte.

Ihr war unsere Frau gar lieb. Es fügte sich einmal in Octava assumpcionis (Maria Himmelfahrt), als man die Sequenzen „Salve mater salvatoris“ sang, dass sie sah, wie unsere Frau über denen schwebte, die die Messe sangen, und hatte sie alle mit ihrem Mantel umfangen; und als sie den Vers sangen: „Salve mater pietatis et totius,“ da kam ein großer göttlicher Schein und bedeckte unsere Frau. Da ward ihr zu verstehen gegeben, das wäre die Gottheit, und dass sie deren mehr empfangen hätte, denn irgendeine Kreatur. Diese Frau verschied eines guten Todes.



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Deutsches Nonnenleben