Schwester Elsbet Mairin von Nürnberg

Eine Schwester hieß Elsbet Mairin von Nürnberg. Die war ein reiner Mensch alle Zeit ihres Lebens und sprach oft, dass sie nie kein Verlangen nach der Welt gehabt hätte und von unserm Herrn begehrte: was er ihr Gutes tun wollte, dass er ihr das zu ihrem Tode gäbe. Eines Tages, da befand sie sich so übel, dass man wähnte, sie wäre tot. Da sprach sie: „Unser Herre ist hie gewesen und hat mir die Zusicherung ewigen Lebens gegeben.“ Als sie nun sterben sollte, da kam unser Herr mit ausgebreiteten Armen, und unsere Frau, die brachte einen Brief, darin stund das lange Gebet, das anhebt: „Ave Maria.“ — das hatte sie um ihr Ende gelesen — und Sankt Johannes, der Evangelist, und der Engel und Heiligen eine große Schar; und indem verschied sie.

Nach ihrem Tode kam sie herwider zu einer Schwester und trug ein grünes Gewand mit großer Gezierde und eine herrliche Krone auf ihrem Haupt. Sie hatte eine Gewandspange aus edlem Gestein, die bedeckte ihr ganzes Herz und war lauter wie ein Spiegelglas; darin sah man allen Dienst, den sie unserm Herrn je getan.



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Deutsches Nonnenleben