Schwester Dimut von Gailenhusen

Zu derselben Zeit fügte es sich, dass die Prediger von Regensburg in diese Gegend wanderten. Da erboten sich die Frauen, sie wollten in ihrem Gehorsam sein. Nun gab die Meisterin ihr Amt auf und die wählten nach der Prediger Rat eine Priorin mit brennendem Herzen, die hieß Schwester Dimut von Gailenhusen. Die machte sich auf die Füße und ging mit einer Schwester und einem Laienbruder nach Rom. Da war ein Prediger auf des Papstes Hof, wie der ihren Ernst und ihre Heiligkeit vernahm, brachte er all ihr Begehren vor den Papst, besser als sie es selber gekonnt hätte; und der Papst bestätigte ihnen ihre Privilegien und ihre Briefe. Diese heilige Vereinigung lebte so hart, dass die mit Dorn und Beten starke Bußübungen vornahmen. Die Meister dieses Ordens, die mit im Konvent saßen, sprachen: „Wir sollten von diesem Boden weg zu andern Klöstern ziehen, wegen der großen Heiligkeit, die wir hier gefunden haben.“

Die erste Meisterin, die da hieß Alheit Rotterin, erzählte ihrem Konvent von den großen Gnaden, die ihr unser Herr getan hatte: die wäre zum Jordan hin verzückt worden und hätte alle die Dinge gesehen, die zu unseres Herrn Taufe geschehen waren.


Eine hieß Schwester Leugart vom Perg, die war ein gar heiliger Mensch, sie las alle Tage zu den Gebetszeiten mit großer Andacht von der heiligen Dreifaltigkeit. Und als die nun mit großer Andacht am Tod lag, sprach sie eines Tages: „Liebe Schwestern, ich tu' euch kund: mir ist erschienen die heilige Dreifaltigkeit in dreier schönen Herren Person; und sind einander so gleich gewesen, hätte man ihrer einen verloren, man hätte nicht prüfen können, welcher es gewesen wäre. Aber ich kannte sie wohl und sie zeigte mit dem Finger, wo jeglicher gestanden war — und sie gaben mir süßen Trost.“ Und also verschied sie in Gnaden.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Deutsches Nonnenleben