Schwester Berht Makerin von Nürnberg
Eine Schwester hieß Berht Makerin von Nürnberg, die war lang vor ihrem Tode siech und hatte eine gar schmerzliche Krankheit und war doch nicht lahm. Wenn man ihr vom Tod vorredete, so sprach sie allweg: ,,Ich sterbe nimmer, es komme denn König David und harfe die Seele heraus mit seinen Klängen.“ Da nun die Zeit kam, wo Gott ihres Leidens ein Ende machen wollte, sandte sie nach der Vesper schnell um die Priorin, damit diese sie ölen hieße. Da waren die Frauen allesamt dawider und sprachen: „Du hast kein Todzeichen an dir, du hast dich oft schlechter befunden.“ Sie wollte aber doch davon nicht lassen, man musste sie ölen. Da sprach sie zu ihrer Schwestertochter: „Bleib heute bei mir und leg dich nicht nieder.“ Das tat sie und saß bei ihr. Da redete sie so vernünftig mit ihr, wie die es zu mancher Zeit getan hatte, und sonderlich redete sie von ihrem Leiden. Da es gegen Mittemacht ging, sprach die: „Wohl mir, dass ich je zu Menschen geboren ward! Ich höre das süßeste Saitenspiel, das je ein Mensch hören sollte. Ich will sterben, betet mich hinaus!“ Über eine kleine Weile, ehe der Konvent die Betanie las, war die verschieden.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Deutsches Nonnenleben