Priester Ulschalk von Vilsek

Es saß ein reicher Priester zu Vilsek, der hieß Ulschalk und war so manches Jahr ein großer öffentlicher Sünder gewesen; und da er ihr heiliges Leben vernahm, bat er sie, dass sie ihn aufnähmen, er wolle ihr Kaplan sein und ihnen in aller Treue vorstehn. Der wurde ein so heiliger Mann, dass man Lieder von ihm sang. Und unser Herr tat große Wunder an ihm, sonderlich bei seinem Tod. Da war er vierzig Tage ohne Essen und Trinken. Derselbe baute ihnen ihre Kirche, wie sie noch dasteht, nur dass sie nicht gewölbt war, und machte zwei Altäre darein, einen unsrer Frau zu Ehren und einen Sankt Johannes, dem Täufer, zu Ehren, wie er noch dasteht. Denn es hatte einem Bäuerlein geträumt, es stünde ein Backofen an der selben Stelle und davor stünde ein Herr, der hätte eine Kutte an und speiste alles Land. Da machte er Sankt Johannes, dem Evangelisten, auch einen Altar. Wie der dritte Altar hergekommen ist, das will ich euch auch kundtun.

Es saß ein Edelmann zu Schönberg auf der Burg; der ward so siech, dass ihm niemand mehr das Leben verhieß. In einer Nacht erschien ihm unser Herr in einem großen Licht, das klarer war als die Sonne. Da eilte seine Ehefrau zu ihm und wähnte, dass die Burg in Feuer stünde. Als sie aber hereinkam, da hörte sie wohl seine Antwort, die er unserm Herrn gab — aber unseres Herrn Rede hörte sie nicht — und er sprach: „Herre, ich will es gar gern tun!“ Da er wieder zu sich selbst kam, fragte ihn seine Wirtin, mit wem er geredet hätte. Da sprach er: „Unser Herr ist selber zu mir gekommen und hat mich gebeten, dass ich seiner Dienerin Katharin einen Altar zu Engeltal mache und ihnen (den Beginen) den Wald zu Espech (Esbach) und den Hof zu Teufenbach zu eigen gebe: ,Und das hab zur Urkund, dass ich dir deine Gesundheit wiedergeben will und dass du jetzt und, zu diesem Mal nicht stirbst.‘“ Da sprach er zu seiner Frau: „Liebe Frau, send' mir, Tag oder Nacht, nach dem Prediger, dem Bruder Cunrat von Eystet, der jetzt und ihr Meister ist; dem will ich nun diese Dinge kundtun.“ Und das geschah so; als dieser zu ihm kam, sagte er ihm die Rede, die unser Herr mit ihm geredet hatte, und sprach: „Herr, mir ist mein Herz so voller Huld gegen sie; ich habe keine Erben, ich will ihnen alles das geben, was ich habe.“ Da sprach der Prediger: „Nein, Herr, das sollt Ihr nicht tun! Ihr habt arme Verwandte, denen tut's auch not.“ Dieser Edelmann wollte es nicht verschweigen und tat es kund im ganzen Lande und es kam eine große Menge zu der Altarweihe. Dieser Edelmann hieß Braun von Himmeldorff und die Koler sind seine Nachkommen. Der Stifter von Kunigstein aber hieß ausrufen und ausschreien, dass das Kloster Engeltal heißen sollte und nicht nach dem Dorf Schweinach.



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Deutsches Nonnenleben