Laienschwester Jeut von Unzelhoven
Eine Laienschwester hieß Jeut von Unzelhoven und war lang unsere Hofaufseherin, und der Konvent hatte großen Trost durch sie; denn sie war in äußeren Geschäften ein eifriger Mensch. Und sie hatte gar oft die Anfechtung, dass sie aus dem Orden wollte. Eines Tages nahm der Konvent unseres Herrn Leichnam; da nahm sie ihn nicht und ging in dem Kloster umher. Da sah sie außen über dem Dach des Chores ein feuriges Rad schweben. Da gedachte sie: „Ist das Gesicht von Gott? Nun will ich in den Chor gehen, so werde ich dessen inne.“ Als sie nun in den Chor kam, da sah sie, dass ein Rohr vom Himmel in den Kelch ging und die Heiligkeit da hineintrug, und sah, dass die Oblate in des Priesters Hand zu einem Kindlein wurde, und wie er es den Frauen darbot, so gebärdete es sich gegen jegliche, wie sie in ihrem Leben war; gegen etliche gebärdete es sich gar zärtlich und fröhlich, gegen etliche nicht also.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Deutsches Nonnenleben