Laienschwester Bercht von Nürnberg

Eine Laienschwester hieß Bercht und war von Nürnberg. Die war gar ein gehorsamer Mensch. Und war sie noch so tief in ihrem Gebet drin, sie ging aus Gehorsam davon weg. Sie brannte recht wie eine Fackel in ihrem Beten, so dass man nie einen Tag wahrnehmen konnte, an dem sie nicht weinte; und machte nahezu alle Tage eine Bußübung, wenn sie nicht zu Bett lag. An dem Tage, da man das Evangelium liest, wie unsere Frau ihr Kind (im Tempel) fand, erschien er ihr, wie er um zwölf Jahre war, und trug ein grünes Gewand und hatte einen grünen Kranz auf. Am achten Tag danach erschien er ihr, wie er geboren war; von diesem Gesicht ward sie so sehr entzündet, dass sie Nacht und Tag in jubilieren war lange Zeit.

Sie war Brotmeisterin, und es sahen die Frauen, dass sie oft, wenn der Konvent gegessen hatte, mehr des Brotes aufhob, als sie den Frauen gegeben hatte.


Einst, in der Osternacht, da befand sie sich so übel, dass man wähnte, sie wolle sterben. Da stand sie auf und sang: „Christ ist erstanden.“ Das geschah ihr eines andern Males auch. Dann sprach eine göttliche Stimme zu ihr; „Steh auf und gib dem Konvent Brot!“ Das tat sie und stand auf und ward gesund. Sie verschied mit einem heiligen Ende. Amen.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Deutsches Nonnenleben