Marktplatz, Kirchen und Stiftungen
Der Marktplatz bildete gewissermaßen das Zentrum der ganzen Stadt. Wir besitzen noch eine Federzeichnung im Germanischen Museum zu Nürnberg, welche uns das Aussehen eines städtischen Marktplatzes gegen Ende des XV. Jahrhunderts vergegenwärtigt. Die Verkaufsstände der Fleischhacker, Wildpreter und Fischhändler sind in den Bilderhandschriften von Ulrich v. Richentals, Geschichte des Kostnitzer Concils, dargestellt, sowohl in der Aulendorfer Handschrift, als in der Moskauer (S. Petersburg 1874. — Taf. 55, 56); auf Taf. 57 der letzteren Handschrift wird der Verkauf von Schnecken und Fröschen vorgeführt. Beide Werke bringen Abbildungen von den fahrbaren Öfen, deren sich die Pastetenbäcker in Constanz bedienten.
Im Mittelpunkte der Stadt, auf oder in der Nähe des Marktplatzes, sind die vorzüglichsten öffentlichen Gebäude gelegen. Zu diesen sind zunächst die Kirchen zu zählen, die unter dem Patronate des Rates stehen, und die im XIV. und XV. Jahrhundert von den städtischen Behörden in jeder Weise geziert und verschönert werden. Die Stadt legte den größten Wert darauf, eine recht schöne Pfarrkirche zu besitzen, und so entstehen in jener Zeit Bauwerke, die in ihrer großartigen Anlage wohl mit den prächtigen Kathedralen früherer Jahrhunderte verglichen werden können.
Zu den bedeutendsten dieser Denkmäler dürfte das 1377 gegründete Münster von Ulm gehören, ein Bauwerk, im Verhältnis zu der geringen Größe der Stadt etwas zu groß in seinen Massen (Fig. 36). Der 1890 vollendete Turm, der höchste aller Kirchtürme Deutschlands und wohl Europas, hat eine Höhe von 160 Meter (Fig. 37). Es ist dem damaligen Zeitgeschmack entsprechend, dass die Städte ihren Stolz darein setzten, einen möglichst hohen Kirchturm zu besitzen. Der Turm des Münsters von Straßburg war 1439 vollendet worden, der des Stefandoms zu Wien schon 1433. Beide erregten des Aeneas Sylvius Piccolomini höchste Bewunderung; von dem Straßburger Turm rühmt er, „mirabile caput inter nubila condit“; die Erwähnung des Stefansturmes veranlasst ihn, zu erzählen, dass die in Wien verweilenden Gesandten von Bosnien gemeint haben, der Turm koste mehr, als das ganze Königreich Bosnien wert sei. Auch in Bern wurde 1421 der Bau des großartigen Münsters von der Stadt begonnen; in Landshut in Bayern wurde die Pfarrkirche St. Martin seit 1392 mit dem 133 Meter hohen schlanken Turme erbaut. (S. Fig. 32.)
Andere Pfarrkirchen, wie das Münster zu Freiburg i. Br., vergrößerte man im XIV. und XV. Jahrhundert durch einen erweiterten Chorbau. Die Kirchenväter (vitrici), aus den Ratsherren erwählt, sorgten für das Wohl der ihnen anvertrauten Bauten und förderten deren Ausschmückung, schon sich selbst zum Gedächtnisse, in jeder Weise. Mit ihnen wetteiferten die reichen Familien, die eigene Kapellen für sich erwarben und ihren Stolz darein setzten, dieselben so kunstreich als möglich auszustatten, aber auch die Zünfte und Brüderschaften, die für ihre Kapellen wiederum nach Kräften die Arbeiten der Künstler in Anspruch nahmen. Neben diesen städtischen Kirchen sind es besonders die Klöster der Bettelmönche, der Franziskaner, Dominikaner, Augustiner, die in jeder Weise von den Bürgern gefördert werden; ihre Klöster wie die der Karthäuser verdanken deshalb auch meist Bürgern ihre Stiftung, nicht Fürsten und Prälaten, deren Wohltaten in früheren Jahrhunderten hauptsächlich den Benedictinern und den verwandten Orden zugute gekommen waren.
Besonders trugen noch zur Verschönerung der Kirchen die Grabdenkmäler bei, welche die Angehörigen reicher Verstorbenen zu deren Gedächtnis stifteten. Es sei nur an das prächtige Monument für die Familien Schreyer und Landauer am Ostchore der S. Sebalduskirche zu Nürnberg erinnert, welches 1492 durch Adam Krafft mit den berühmten und bekannten Reliefdarstellungen ausgestattet wurde. Auch das Innere der Kirchen war mit wappengeschmückten Denkmälern und prächtigen Glasmalereien ausgestattet. In Braunschweig hatten die vornehmen Bürgersfrauen schon ihre eigenen Kirchenstühle.
Auf den Kirchhöfen, welche die Gotteshäuser umgaben, waren ursprünglich die Toten bestattet worden, man hatte aber diese Plätze auch für profane Zwecke zu verwenden gewusst. Die Statuten von Frankfurt a. M. bestimmen deshalb schon um die Mitte des XIV. Jahrhunderts: „Auch insal nymand keynen veylen kouff han uff keyner gewyheten stat nun uff keyme kirchoffe in der stat, alse wit und alse lang alse der kirchoff ist hindene und vorne etc.“
Andere fromme Stiftungen wurden zum Andenken an glücklich vollbrachte Wallfahrten nach Jerusalem gemacht. So war es eine Zeit lang gegen Ende des XV. Jahrhunderts nicht ungewöhnlich, dass die Wallfahrer ein Abbild des heil. Grabes nach den in Jerusalem genommenen Maßen erbauen ließen. Jorg Tetzel errichtete in dem neuen Spitalhofe auf der Insel Schütt zu Nürnberg 1439 eine heil. Grabeskapelle, Kurfürst Friedrich der Weise eine andere in Torgau, die jetzt zerstört ist. Die auf Veranlassung des Görlitzer Bürgermeisters Georg Emerich durch den Maurer Blasius Böhrer 1481 bis 1489 erbaute heil. Grabeskapelle ist noch in Görlitz erhalten.
Ein ähnliches Denkmal frommer Sinnesart stiftete der Nürnberger Ritter Martin Ketzel, der im Jahre 1468 im Gefolge des Herzogs Otto von Bayern die heiligen Stätten besucht hatte. In Jerusalem waren ihm besonders die Stationen des Kreuzweges aufgefallen, und er hatte vom Richthaus des Pilatus bis Golgatha die Entfernungen genau abgeschritten, in der Absicht, in Nürnberg ein Abbild des Kreuzweges und seiner Stationen errichten zu lassen. Bei der Rückreise verlor er die Maße, kehrte dann noch einmal 1472 mit Herzog Albrecht von Sachsen nach Jerusalem zurück, wo er die Maße wieder abschritt, und dann nach seiner Rückkunft von seinem Hause am Tiergärtner Tor nach dem Johanneskirchhof zu die berühmten Stationen durch Adam Krafft zu errichten, die auf dem Kirchhofe selbst in dem Calvarienberge ihren Abschluss erhielten.
Im Mittelpunkte der Stadt, auf oder in der Nähe des Marktplatzes, sind die vorzüglichsten öffentlichen Gebäude gelegen. Zu diesen sind zunächst die Kirchen zu zählen, die unter dem Patronate des Rates stehen, und die im XIV. und XV. Jahrhundert von den städtischen Behörden in jeder Weise geziert und verschönert werden. Die Stadt legte den größten Wert darauf, eine recht schöne Pfarrkirche zu besitzen, und so entstehen in jener Zeit Bauwerke, die in ihrer großartigen Anlage wohl mit den prächtigen Kathedralen früherer Jahrhunderte verglichen werden können.
Zu den bedeutendsten dieser Denkmäler dürfte das 1377 gegründete Münster von Ulm gehören, ein Bauwerk, im Verhältnis zu der geringen Größe der Stadt etwas zu groß in seinen Massen (Fig. 36). Der 1890 vollendete Turm, der höchste aller Kirchtürme Deutschlands und wohl Europas, hat eine Höhe von 160 Meter (Fig. 37). Es ist dem damaligen Zeitgeschmack entsprechend, dass die Städte ihren Stolz darein setzten, einen möglichst hohen Kirchturm zu besitzen. Der Turm des Münsters von Straßburg war 1439 vollendet worden, der des Stefandoms zu Wien schon 1433. Beide erregten des Aeneas Sylvius Piccolomini höchste Bewunderung; von dem Straßburger Turm rühmt er, „mirabile caput inter nubila condit“; die Erwähnung des Stefansturmes veranlasst ihn, zu erzählen, dass die in Wien verweilenden Gesandten von Bosnien gemeint haben, der Turm koste mehr, als das ganze Königreich Bosnien wert sei. Auch in Bern wurde 1421 der Bau des großartigen Münsters von der Stadt begonnen; in Landshut in Bayern wurde die Pfarrkirche St. Martin seit 1392 mit dem 133 Meter hohen schlanken Turme erbaut. (S. Fig. 32.)
Andere Pfarrkirchen, wie das Münster zu Freiburg i. Br., vergrößerte man im XIV. und XV. Jahrhundert durch einen erweiterten Chorbau. Die Kirchenväter (vitrici), aus den Ratsherren erwählt, sorgten für das Wohl der ihnen anvertrauten Bauten und förderten deren Ausschmückung, schon sich selbst zum Gedächtnisse, in jeder Weise. Mit ihnen wetteiferten die reichen Familien, die eigene Kapellen für sich erwarben und ihren Stolz darein setzten, dieselben so kunstreich als möglich auszustatten, aber auch die Zünfte und Brüderschaften, die für ihre Kapellen wiederum nach Kräften die Arbeiten der Künstler in Anspruch nahmen. Neben diesen städtischen Kirchen sind es besonders die Klöster der Bettelmönche, der Franziskaner, Dominikaner, Augustiner, die in jeder Weise von den Bürgern gefördert werden; ihre Klöster wie die der Karthäuser verdanken deshalb auch meist Bürgern ihre Stiftung, nicht Fürsten und Prälaten, deren Wohltaten in früheren Jahrhunderten hauptsächlich den Benedictinern und den verwandten Orden zugute gekommen waren.
Besonders trugen noch zur Verschönerung der Kirchen die Grabdenkmäler bei, welche die Angehörigen reicher Verstorbenen zu deren Gedächtnis stifteten. Es sei nur an das prächtige Monument für die Familien Schreyer und Landauer am Ostchore der S. Sebalduskirche zu Nürnberg erinnert, welches 1492 durch Adam Krafft mit den berühmten und bekannten Reliefdarstellungen ausgestattet wurde. Auch das Innere der Kirchen war mit wappengeschmückten Denkmälern und prächtigen Glasmalereien ausgestattet. In Braunschweig hatten die vornehmen Bürgersfrauen schon ihre eigenen Kirchenstühle.
Auf den Kirchhöfen, welche die Gotteshäuser umgaben, waren ursprünglich die Toten bestattet worden, man hatte aber diese Plätze auch für profane Zwecke zu verwenden gewusst. Die Statuten von Frankfurt a. M. bestimmen deshalb schon um die Mitte des XIV. Jahrhunderts: „Auch insal nymand keynen veylen kouff han uff keyner gewyheten stat nun uff keyme kirchoffe in der stat, alse wit und alse lang alse der kirchoff ist hindene und vorne etc.“
Andere fromme Stiftungen wurden zum Andenken an glücklich vollbrachte Wallfahrten nach Jerusalem gemacht. So war es eine Zeit lang gegen Ende des XV. Jahrhunderts nicht ungewöhnlich, dass die Wallfahrer ein Abbild des heil. Grabes nach den in Jerusalem genommenen Maßen erbauen ließen. Jorg Tetzel errichtete in dem neuen Spitalhofe auf der Insel Schütt zu Nürnberg 1439 eine heil. Grabeskapelle, Kurfürst Friedrich der Weise eine andere in Torgau, die jetzt zerstört ist. Die auf Veranlassung des Görlitzer Bürgermeisters Georg Emerich durch den Maurer Blasius Böhrer 1481 bis 1489 erbaute heil. Grabeskapelle ist noch in Görlitz erhalten.
Ein ähnliches Denkmal frommer Sinnesart stiftete der Nürnberger Ritter Martin Ketzel, der im Jahre 1468 im Gefolge des Herzogs Otto von Bayern die heiligen Stätten besucht hatte. In Jerusalem waren ihm besonders die Stationen des Kreuzweges aufgefallen, und er hatte vom Richthaus des Pilatus bis Golgatha die Entfernungen genau abgeschritten, in der Absicht, in Nürnberg ein Abbild des Kreuzweges und seiner Stationen errichten zu lassen. Bei der Rückreise verlor er die Maße, kehrte dann noch einmal 1472 mit Herzog Albrecht von Sachsen nach Jerusalem zurück, wo er die Maße wieder abschritt, und dann nach seiner Rückkunft von seinem Hause am Tiergärtner Tor nach dem Johanneskirchhof zu die berühmten Stationen durch Adam Krafft zu errichten, die auf dem Kirchhofe selbst in dem Calvarienberge ihren Abschluss erhielten.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Deutsches Leben im XIV. und XV. Jahrhundert. Band 1
Fig. 32. Landshut. (Nach M. Merian in Zeilers Topographie.)
Fig. 36. Münster zu Ulm in seiner früheren Gestalt. (Nach Pressel.)
Fig. 37. Münster zu Ulm nach seiner jetzigen Vollendung (Nach Pressel.)
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