Wohnsitz, Ruine, Steinbruch

Die Mehrzahl der Burgen ist nur noch in mehr oder weniger bedeutenden Ruinen erhalten; teils sind sie im Kriege zerstört worden, teils gingen sie, von ihren Bewohnern verlassen und infolge dessen vernachlässigt, zugrunde. Wurden in der Nähe neue Gebäude aufgeführt, und war der Transport nicht gar zu beschwerlich, dann benützte man die Ruine geradezu als Steinbruch, schleppte alle gut behauenen Quadersteine fort und ließ nur die rohen Feldsteingemäuer unberührt. Daher sind überaus wenige gut konservierte Burgen des Mittelalters auf unsere Zeit gekommen. Unter diesen ist besonders hervorzuheben das malerische Schloss Eltz, in der Nähe der Mosel bei Münstermaifeld gelegen, von dem hier einige Abbildungen gegeben werden. (Fig. 3 — 8.) Von einem kleinen befestigten Landhause, das nicht weit von Breslau liegt und 1513 erbaut wurde, habe ich eine flüchtige Skizze hier mitgeteilt. (Fig. 9.) Auch die festen Häuser von Marburg und Dietz können als Beispiele dienen (Fig. 10 und 11), dann die schöne Federzeichnung im mittelalterlichen Hausbuche, das der Fürst Waldburg-Wolfegg besitzt. (Fig. 12.)

Die Ansichten von Burgen in Zeillers Topographien, von Matthäus Merian gezeichnet und gestochen, geben uns allein eine Vorstellung von dem Aussehen gut erhaltener fester Schlösser und Häuser. (Fig. 13.) Aber auch bei diesen so interessanten Abbildungen bemerken wir schon, dass die meisten Burgen nicht mehr in ihrer rein mittelalterlichen Gestalt erscheinen, dass im Laufe des XVI. Jahrhunderts mannigfache Anbauten und Umbauten ihre Form verändert haben. Die Stiche und Zeichnungen von Dürer geben uns daher oft ein besseres, unverfälschteres Bild. Besonders wichtig aber erscheinen die Miniaturen, die 1405 für das Werk des Eichstätter Kriegsbaumeisters Konrad Kieser, das Buch „Bellifortis“, gemalt wurden. Aus diesem interessanten Werke, dessen schönstes Exemplar in der Universitätsbibliothek zu Göttingen bewahrt wird, teile ich die Abbildungen Fig. 14 und 15 mit.


Eine andere Abbildung einer wohl erhaltenen Burg bietet die Miniatur der Breslauer Froissarthandschrift vom Jahre 1468 und 1469. (Fig. 16.) Eine mehr dorfmäßige Befestigung zeigt der Holzschnitt aus Hartmann Schedel's Weltchronik. (Fig. 17.)

Als gegen das Jahr 1500 der Ritter Wilwolt von Schaumburg sein Stammschloss wiedersah, fand er alles verfallen. ,,Aber es was vast wiest, nit mer dan mit zweien altn kematen, sonder mauer und graben, der berg besetzt. Den understunt sich her Wilwolt von stunt zu bevestigen, mit gueten mauern, türnen, gefiertn graben, schietten (Palissaden) und basteien zu umblegen, die behausung mit neuen kematen und gueten herlichn gemachen und einer schönen löblichen capellen zu pauen.“
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Deutsches Leben im XIV. und XV. Jahrhundert. Band 1
Fig. 3. Burg Eltz. (Nach einer Photographie von A. Schmitz in Köln.)

Fig. 3. Burg Eltz. (Nach einer Photographie von A. Schmitz in Köln.)

Fig. 4. Grundriss der Burg Eltz. (Nach Franz Bock, Rheinlands Baudenkmäler des Mittelalters.)

Fig. 4. Grundriss der Burg Eltz. (Nach Franz Bock, Rheinlands Baudenkmäler des Mittelalters.)

Fig. 5. Burg Eltz. Ansicht der Südwestseite. (Nach Franz Bock, Rheinlands Baudenkmäler des Mittelalters.)

Fig. 5. Burg Eltz. Ansicht der Südwestseite. (Nach Franz Bock, Rheinlands Baudenkmäler des Mittelalters.)

Fig. 6. Burg Eltz, nordwestliche Seite. (Nach Franz Bock, Rheinlands Baudenkmäler des Mittelalters.)

Fig. 6. Burg Eltz, nordwestliche Seite. (Nach Franz Bock, Rheinlands Baudenkmäler des Mittelalters.)

Fig. 7. Hof von Burg Eltz. (Nach Franz Bock, Rheinlands Baudenkmäler des Mittchilte

Fig. 7. Hof von Burg Eltz. (Nach Franz Bock, Rheinlands Baudenkmäler des Mittchilte

Fig. 8. Burg Eltz, der Fahnensaal. (Nach Franz Bock. Rheinlands Baudenkmäler des Mittelalters.)

Fig. 8. Burg Eltz, der Fahnensaal. (Nach Franz Bock. Rheinlands Baudenkmäler des Mittelalters.)

Fig. 9. Schloss Wohnwitz bei Breslau (1513).

Fig. 9. Schloss Wohnwitz bei Breslau (1513).

Fig. 10. Teil der Marburg. (Nach Mitteilungen der k. k. Zentral-Kommission.)

Fig. 10. Teil der Marburg. (Nach Mitteilungen der k. k. Zentral-Kommission.)

Fig. 11. Dietz im Lahntal. (Nach Mitteilungen der k. k. Zentral-Kommission.)

Fig. 11. Dietz im Lahntal. (Nach Mitteilungen der k. k. Zentral-Kommission.)

Fig. 12. Festes Haus (Aus dem Mittelalterlichen Hausbuche.)

Fig. 12. Festes Haus (Aus dem Mittelalterlichen Hausbuche.)

Fig. 13. Kronenburg in der Eifel. (Nach Matth. Merian.)

Fig. 13. Kronenburg in der Eifel. (Nach Matth. Merian.)

Fig. 14. Burg (1405). (Nach der Miniatur in der Göttinger Handschrift von Konrad Kiesers Bellifortis.)

Fig. 14. Burg (1405). (Nach der Miniatur in der Göttinger Handschrift von Konrad Kiesers Bellifortis.)

Fig. 15. Burg (1405). (Nach der Miniatur in der Göttinger Handschrift von Konrad Kiesers Bellifortis.)

Fig. 15. Burg (1405). (Nach der Miniatur in der Göttinger Handschrift von Konrad Kiesers Bellifortis.)

Fig. 16. Belagerung einer Burg (1469). (Miniatur aus der Handschrift des Froissart der Stadtbiliothek zu Breslau.)

Fig. 16. Belagerung einer Burg (1469). (Miniatur aus der Handschrift des Froissart der Stadtbiliothek zu Breslau.)

Fig. 17. Befestigung (1493). (Nach H. Schedels Chronik.)

Fig. 17. Befestigung (1493). (Nach H. Schedels Chronik.)

alle Kapitel sehen