Malereien in den Burgen

Im Innern der Burg, wo der Herr selbst seine Behausung hatte, sah es wohl ein wenig behaglicher aus; die Mauern waren dann wenigstens mit Mörtel abgeputzt und geweißt, aber beschränkt waren die Räume jedenfalls und die Einrichtung derselben mehr als dürftig. Ja selbst die Schlösser, auf denen von Zeit zu Zeit Kaiser ihren Aufenthalt nahmen, hatten eine ärmliche Ausstattung und mussten immer erst erforderlichen Falles in Stand gesetzt werden.

Die Nürnberger Chroniken berichten uns häufig, wie man die Burg für den bevorstehenden kaiserlichen Besuch vorübergehend einigermaßen wohnlich machte. Einzelne Schlossherren hatten nun allerdings für die künstlerische Ausstattung ihrer Schlösser mehr Sinn und Verständnis; sie ließen z. B. ihre Säle mit Wandgemälden schmücken. So finden sich in dem böhmischen Schlosse Neuhaus bedeutende Überreste von Wandmalereien aus dem Anfange des XIV. Jahrhunderts. Szenen aus der Legende des h. Georg darstellend, im Schlosse Lichtenberg in Tirol solche aus dem Anfange des XV. Jahrhunderts. (Fig. 2.)


Andere Malereien sind in dem Schlosse Klingenberg in Böhmen erhalten. Sie stammen etwa aus dem Ende des XV. Jahrhunderts; ein Hochzeitszug ist noch ziemlich gut zu erkennen, während die Bilder der deutschen Kurfürsten schon mehr zerstört sind. Ein Schlachtbild und die Darstellung eines Turniers nebst Bildnissen von Fürsten etc., aus dem Jahre 1476 herrührend, finden sich im Saale der königlichen Burg zu Pisek in Böhmen. Das bekannteste Beispiel einer so reich gezierten Burg ist Runkelstein, bei Bozen im Talfertale gelegen. Da sind um 1400 die Säle mit Malereien aus den Epen von Tristan und Isolde und Garel vom blühenden Tal geziert, ja selbst die eine äußere Wand ist bemalt, und das Badezimmer hat einen reichen Schmuck von Wandgemälden erhalten. Aber der damalige Besitzer des Schlosses, Nicolaus von Vintler, war auch ein kunstgebildeter Mann, selbst Dichter und Freund der Dichtkunst: zudem möchte die Nähe Italiens auch diese Erscheinung mehr erklären. In der Regel aber begnügte man sich, wenn überhaupt die Kunst zur Ausschmückung der Burg in Anspruch genommen wurde, die Kapelle ausmalen zu lassen, und von diesen Malereien sind auch heute noch ziemlich viele, bald gut im Stande, bald mehr oder weniger zerstört, übrig geblieben.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Deutsches Leben im XIV. und XV. Jahrhundert. Band 1
Fig. 2. Wandmalerei im Schlosse Lichtenberg (Tirol). (Nach Mitteilungen der k. k. Zentral-Kommission.)

Fig. 2. Wandmalerei im Schlosse Lichtenberg (Tirol). (Nach Mitteilungen der k. k. Zentral-Kommission.)

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