Fürstenschlösser

Etwas reicher und schöner waren die Schlösser der Fürsten ausgestattet. Zu den vorzüglichsten Bauten dieser Art gehört das von Karl IV. 1348 errichtete Schloss Karlstein; aber auch in diesem Gebäude ist der künstlerische Schmuck einzig und allein den Kapellen zugute gekommen; die übrigen Räume, selbst die, welche der Kaiser ehedem zu Zeiten bewohnte, sind ganz schmucklos, waren aber vielleicht früher bei festlichen Gelegenheiten mit Wandteppichen dekoriert. Nur in einem Saale sollen noch im XVI. Jahrhundert Bilder der böhmischen Fürsten, der Vorgänger Karls, sichtbar gewesen sein.

Von dem österreichischen Herzoge Albrecht mit dem Zopfe (†1395) erzählt der Chronist Thomas Ebendorfer, er habe aus der verfallenden Burg Kahlenberg marmorne Statuen in sein Schloss Laxenburg bringen lassen.


Von dem Hochmeisterschlosse zu Marienburg in Preußen, erbaut im Laufe des XIV. Jahrhunderts, gibt Fig. 18 eine leidliche Abbildung. Das alte Wiener Herzogsschloss hat L. Montoyer und Th. G. v. Karajan in dem sechsten Bande der Berichte und Mitteilungen des Altertumsvereins zu Wien (1863) geschildert. Aus dem Ende des XV. Jahrhunderts rührt der Bau der Feste Koburg her (Fig. 19), von dem noch schöne Proben erhalten sind. Ebenso ist auf der Feste Höhen-Salzburg noch eine Reihe von Zimmern vorhanden, die 1487 — 1504 erbaut, eingerichtet und ausgeschmückt wurden sind. Eine der interessantesten Schlossbauten des ausgehenden Mittelalters ist die Albrechtsburg zu Meißen (Fig. 20), errichtet seit 1471. Über dieses schöne wohlerhaltene Monument spätgotischer Architektur besitzen wir eine vortreffliche Monographie von Cornelius Gurlitt (Dresden 1881), der die hier mitgeteilten Abbildungen (Fig. 21 — 23) entlehnt sind. Auch von dem böhmischen Königsschlosse auf dem Hradschin zu Prag sind einige geringe Überreste, unter ihnen der von König Wladislaw erbaute Festsaal (1493) übrig geblieben.

Selbst bei diesen fürstlichen Schlössern ist Bequemlichkeit der Bewohner nur in zweiter Linie in Betracht gekommen; die Rücksichten auf die Sicherheit gegen alle Angriffe waren vor allem maßgebend. Allein es finden sich hier doch größere Festsäle vor, die in den kleineren Burgen meist fehlen, und die Kunst des Steinmetzen, des Malers ist in den meisten Fällen in Anspruch genommen worden, so dass auch diese Monumente ähnlich wie die in den Städten errichteten Baudenkmäler einen wirklich künstlerischen Charakter an sich tragen.

Den vervollkommneten Feuerwaffen konnten die Burgen und die Schlösser nicht widerstehen. „Was vor hundert jaren fest gewesen ist“, heißt es in Joh. Agricolas Sprichwörtern (Nr. 711), „das ist jetzt unfest, wie mann weyß von den alten stetten und schlössern.“ Und wieder an einer andern Stelle (Nr. 186) sagt derselbe Autor: „Die gröste feste war vor aller gewalt: die bergschloß, mauren und steinern türne. Da warden büchsen und grewlich geschoß erdacht, damit man die großen festen ernieder würfft und zerbricht, und das geschoß tut größern schaden, weil es mauern und stein sein, dann so es ein blosse were. Bey unsern zeiten trachtet man wider das geschoß und bereitet zur gegenwehr bolwerck, graben, welle, darin die büchsen bestecken, und können nicht schaden tun. Es wirt bald auch ein kunst kommen, damit man auch die welle und bolwerck umbreisset, das das sprüchwort war sey: Was menschen hende machen, das können menschen hende auch widerumb zubrechen.“

Haben die Burgenbauten dadurch zu leiden gehabt, dass man sie zerstörte, oder auch nur verließ und dem Verfalle preisgab, so wurde den Schlössern verhängnisvoll, dass auch in Deutschland seit dem Beginne des XVI. Jahrhunderts die italienischen Bauformen der Renaissance Eingang fanden. Bei der großartigen Bautätigkeit des XVI. Jahrhunderts entstanden zahllose Neubauten von Schlössern, und dem neuen Geschmack zuliebe mussten die alten gotischen Gemäuer abgetragen werden. Diesem Schicksal sind, wie gesagt, nur sehr wenige Monumente entgangen.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Deutsches Leben im XIV. und XV. Jahrhundert. Band 1
Fig. 18. Die Marienburg. (Nach einer Photographie von Fademrecht in Marienburg)

Fig. 18. Die Marienburg. (Nach einer Photographie von Fademrecht in Marienburg)

Fig. 19. Feste Koburg. (Nach einer Photographie von Sophus Williams in Berlin.)

Fig. 19. Feste Koburg. (Nach einer Photographie von Sophus Williams in Berlin.)

Fig. 20. Meissen mit der Albrechtsburg.

Fig. 20. Meissen mit der Albrechtsburg.

Fig. 21. Grundriss des Schlosses zu Meißen (erste Etage). (Nach Gurlitt.)

Fig. 21. Grundriss des Schlosses zu Meißen (erste Etage). (Nach Gurlitt.)

Fig. 22. Grundriss des Schlosses zu Meißen (zweite Etage). (Nach Gurlitt.)

Fig. 22. Grundriss des Schlosses zu Meißen (zweite Etage). (Nach Gurlitt.)

Fig. 23. Schloss zu Meißen (Nach Gurlitt.)

Fig. 23. Schloss zu Meißen (Nach Gurlitt.)

alle Kapitel sehen