Das deutsche Bad von der Urzeit bis zur Zeit der Karolinger

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Ich bin im Vorhergehenden, soweit die Sprachwissenschaft in Frage kommt, Moritz Heyne gefolgt. Nach ihm ist das Dampfbad urgermanisch und später von den Slaven übernommen worden, eine Ansicht, die vor ihm schon E. Martin6) wenn auch nicht in so bestimmter Weise, vertrat. Dieser Anschauung ist Kochendörffer7) entgegengetreten, der die umgekehrten Verhältnisse annimmt und im altgermanischen Bade ein Wannenbad sieht. Eine weitere Anschauung läßt das Dampfbad als eine indogermanische Einrichtung gelten
7). Wir finden es aber auch bei den Völkern Amerikas. Meist sind es steinerne Gebäude, bisweilen so kleine, daß nur 1 oder 2 Personen darin Platz haben. Sie werden mit dem aztekischen Worte Temescal oder mit dem spanischen Estufa bezeichnet. Die Glut wird darin mit Wasser besprengt. Die Indianer Guatemalas schlagen sich selbst oder gegenseitig während des Bades mit Zweigen, die sie vorher in eine Schüssel mit heißem Wasser getaucht haben. In den größeren Dampfbädern Neu-Mexikos finden sich in der Mitte ein viereckiger Steinherd und ringsherum Bänke 232. Es muß befremden, daß die von Ibrahim-ibn-Jakub geschilderte Einrichtung diesem erst auffällt, als er die germanisch-slavische Grenze überschreitet, nachdem er sich vorher in deutschen Ländern aufgehalten hat. Zudem sind die ersten schriftlichen Zeugnisse über germanische Bäder nur Belege für Wasserbäder, so daß die Möglichkeit nicht von der Hand zu weisen ist, daß die germanischen Badehäuser Wannen enthielten und später erst die slavischen Dampfbäder eingeführt wurden, vorausgesetzt, daß der viereckige Herd und die Bänke auf dem noch zu besprechenden Bauriß des Klosters St. Gallen nicht eine Dampfbadeeinrichtung darstellen, die neben den Wannenbädern bestand.


Das zum Wasserbade benutzte Gefäß war in alter Zeit nur kreisrund und dem Namen stunz nach aus einem ausgehöhlten Baumstamme hergestellt (Heyne). Bei den schon erwähnten Quellen im Val Sinistra fand sich noch 1874 ein halb verfaulter Baumstamm vor, der von den Landleuten aus der Umgebung und Tirolern bis in die 60er Jahre als Badewanne benutzt worden war (s. auch später). Im Bauriß des Klosters St. Galten 8 vom Jahre 820 sind die Badegefäße rund gezeichnet (Abb. 4, 5). Diese Form hat sich bis heute im Taufstein erhalten, der wohl ursprünglich in seinem Äußern der Badewanne glich; ja man benutzte Badewannen zum Taufen. Herzog Rathold von Friesland zog es vor, nachdem er schon mit dem einen Fuß „in den Zuber und die Tauf getreten war“, dereinst ungetauft zur Hölle zu fahren, weil er dort mehr Menschen als im Himmel antreffen würde9) (Abb. 3). Eine Massentaufe von Pommern in Kufen oder Fässern, die zum bequemen Einsteigen der Täuflinge in die Erde eingegraben waren, beschreibt Herbold im Leben des Bischofs Otto von Bamberg (1124) 10). Das Salzburger Antiphonar aus dem 12. Jahrhundert bildet den heiligen Rupertus ab, wie er erwachsene Heiden in einem runden Holzfasse tauft 532. In ärmeren Gemeinden versah noch in späteren Zeiten die Badewanne die Stelle des Taufsteins. Der Verfasser der Stretlinger Chronik, Eulogius Kiburger, Kirchherr des Paradieses zu Einingen (Kanton Bern) erwähnt, daß er im Jahre 1446 einen Taufstein machen ließ, da man vorher in einem „holzernen Stande oder Kübel“ zu taufen genötigt war11). Maaler übersetzt 1561 Baptisterium mit Badstein 162. Nach dem Nürnberger Meistersinger Hans Foltz muß der Vater „ein padmulter“ zur Taufe kaufen12).

Abb. 3. Taufe des Herzogs Rathold von Friesland. Holzschnitt aus: Stumpf, Schweizerchronok. Zürich, Froschauer, 1548.

Im Kloster St. Gallen waren für die Wannenbäder eigene Zimmer vorgesehen, die in Verbindung mit anderen Einrichtungen in freistehenden Gebäuden untergebracht waren. Vom Wohnhaus der Brüder führte ein langer Gang (egressus de pisale) zu einem kleinen Gebäude (balneatorium et lavandi locus), das einen Wasch- und einen Baderaum enthielt Der Grundriß zeigt in ersterem einen viereckigen Herd, an den Wänden ringsherum Bänke. Durch eine Bogentür gelangte man in den Baderaum mit 2 runden Badegefäßen; auch hier waren an den Wänden Bänke aufgestellt (Abb. 4 f). Über diese Räumlichkeiten sind wir durch St. Galler Schriftsteller genauer unterrichtet. Das Wohnhaus der Brüder (Abb. 4 a) enthielt nach dem Baurisse im oberen Stockwerke den Schlafsaal (dormitorium), im unteren einen Warmraum (calefactoria domus), der durch einen Kamin (c, caminus ad calefaciendum) geheizt wurde. Auffallenderweise liegt der Abzugskanal des Rauches (evaporatio fumi, d) nicht über diesem. Die Entfernung des Schornsteines läßt darauf schließen, daß der Rauch und die mit ihm gemischte heiße Luft auf dem Wege zu diesem noch Verwendung fand und vielleicht zur Erwärmung des Zimmers diente, indem er den hohl angelegten Fußboden durchstrich, daß also eine

Abb. 4. Aus dem Bauriß des Klosters St. Gallen vom Jahre 820.
a: subtus calefactoria domus supra dormitorium (unten der Warmraum, oben der Schlafsaal) b:lecti similiter (Betten und ahnliches). c: caminus ad calefaciendum (Kamin zum Heizen), d: evaporatio fumi (Ableitung des Rauches). e: egressus de pisale (Ausgang aus dem Warmraum). f: balneatorium et lavandi locus (Bad und Waschraum). g: exitus ad necessarium (Ausgang zum Abtritt). i: sedilia (Abtritte). Nach Keller.

Hypokaustanlage nach römischem Muster vorlag. In kleinerem Maßstabe besaßen sie die innere Schule und das Krankenhaus. Gestützt wird diese Ansicht durch die Erwähnung eines Hypokaustes im St. Galler Codex No. 915 13), allerdings als Reinigungsort für Hände und Kopf. Dies widerspricht scheinbar den Angaben im Bauriß. Doch gibt uns der 4. Ekkehart in seinen Casus St. Galli (wahrscheinlich 1053 vollendet) Aufschluß13) Er berichtet von einer Untersuchung der Klosterzustände durch eine kaiserliche Kommission. Diese gelangt auch in den Warmraum (pyrale)*, in diesem in das lavatorium und in die dem Warmraume zunächstliegende Schreibstube, „und“, fährt Ekkehart fort, „sie versicheren, daß diese 3 Räumlichkeiten vor allen, welche sie jemals gesehen, die regelrechtesten seien“. Das lavatorium liegt also im Warmraume und ist doch eine selbständige Räumlichkeit. Das stimmt mit dem Bauriß gut überein. Wir müssen demnach die Vorgänge, die sich im Warmraume abspielen und zu Baden und Waschen Beziehung haben, in jenen durch einen Gang mit dem eigentlichen Warmraume verbundenen kleinen Bau verlegen, den der Bauriß als balneatorium et lavandi locus bezeichnet*. Hier ließ Bischof Adalbero von Augsburg im Jahre 908 (St. Galler Codex No. 915) bei seinem Besuche als Geschenke für die Mönche elfenbeinerne Kämme an ehernen Ketten aufhängen, denen er für jeden einzelnen Handtücher hinzufügte. Wo sich in diesen Räumen die Rute befand, und ob sie zum Bade benutzt wurde, läßt sich nicht sagen; jedenfalls wird sie nur als Prügelinstrument erwähnt (s. Anm. S.6).

* Der Warmraum ist fälschlicherweise von Du Gange und Meyer von Knonau als Kapitelsaal bezeichnet worden. Dem Bauriß nach wurde als solcher der an der Kirche hinlaufende Flügel des Kreuzganges benutzt. Kochendörffer7) trat der Ansicht der beiden Forscher entgegen und gab folgende Erklärung: „Wenn es im Cod. Sangall. nr. 915 heißt ad mundandas manus et capita, cui in hypocausto locus erat, so geht daraus erstens hervor, daß die Mönche sich im hypocaustum wuschen, und zweitens, daß der Waschraum der Mönche nach Art des alten laconium geheizt wurde, oder mit anderen Worten, da eine derartige Heizung keinen anderen Zweck haben konnte, daß die Möndie ein dem römischen ähnliches Schwitzbad hatten.“ Der Warmraum hieß im Mittelalter auch pyrale, und da Ekkehart gelegentlicher Züchtigungen die im pyrale aufgehängte Rute erwähnt, Kochendörffer diese als Badegerät auffaßt, glaubt er einen weiteren Beweis für die Benutzung des Warmraums als Bad zu erbringen. Er geht dabei von der falschen Voraussetzung aus, daß eine Hypokaustanlage nur mit einem Schwitzbade verbunden sein könne. Wir wissen aber, daß in den römischen Villen nordwärts der Alpen auch die Wohnzimmer durch Fußbodenheizung erwärmt wurden im Gegensatz zum Badezimmer, das auch Wandheizung besaß 131.Für ein Schwitzbad im Kloster St. Gallen haben wir keinen Anhalt. Es ist die Möglichkeit nicht von der Hand zu weisen, daß in kleineren Klöstern Waschen und Baden im Warmraume selbst vorgenommen wurde, fand doch in anderen Klöstern (z. B. in Wettingen) der Aderlaß im calefactorium statt, während auch hierfür St. Gallen seinen eigenen Raum besaß, in jüngster Zeit hat Stephani14) zwar nicht im Warmraume, sondern in dem als balneatorium et lavandi locus bezeichneten Hause eine Badeanlage nach römischem Muster gesehen. Während er auf Grund der Mitteilungen Ekkeharts für das 10. Jahrhundert Wannenbäder annimmt, läßt er diese, obwohl sie der Mönch von St. Gallen15) wenn auch nicht im Kloster St. Gallen, erwähnt für das 9. Jahrhundert nicht gelten. Wohl auf Grund der Sprachforschung kommt er zu folgender Deutung der betreffenden Stelle des Baurisses: „Durch die im Badehause eingezeichneten Kreise werden nicht Badewannen, oder richtiger gesagt Badefässer angedeutet sondern runde Steinöfen, welche erhitzt und mit Wasser begossen Dampf stäubten. Mithin konnten in dem Badehause nicht Wasser-, sondern ausschließlich Dampfbäder genommen werden. Der dem Baderaume korrespondierende, wörtlich als Waschhaus bezeichnete Raum scheint jedoch nicht das gewesen zu sein, was wir heute unter diesem Worte begreifen, ein Haus zur Reinigung der Wäsche, sondern vielmehr ein Raum zur Vornahme kalter Abwaschungen (frigidarium), welche römischer Sitte gemäß nach dem Dampfbade genommen wurden.“ Auch glaubt Stephani, um eine weitere Übereinstimmung mit dem römischen Bade geltend zu machen, daß in Abb. 5 die Küche wahrscheinlich als Auskleideraum (apodyterium) gedient habe. Vergl. damit meine obigen Ausführungen.

Kehren wir zu den Badeanlagen auf dem Bauriß zurück. Westlich vom Gebäude der inneren Schule, aber durch eine Gasse von diesem getrennt, stand die Küche der Studenten mit einem Herd in der Mitte. Neben ihr und unter demselben Dache befand sich ein Badezimmer (Abb. 5) mit 4 Wannen, 2 Bänken und einem Feuerherde in der Mitte. Ein ebenso eingerichtetes Gebäude gehörte zum Krankenhaus; nur diente hier die Küche noch zum Aderlassen. Ein viertes Bad (Abb. 6) war im Gesindehaus, das aus Küche, Speisekammer, Badezimmer und 3 hinter diesen gelegenen kleineren Kammern bestand. Hier fehlten die Badegefäße. Neben diesen, lediglich zu Wasch- und Badezwecken dienenden Räumen boten auch andere Zimmer Badegelegenheit. So erzählt uns Ekkehart eine köstliche Badegeschichte, die im Haus der Fremden und Armen (domus peregrinorum et pauperum auf dem Bauriß) spielt, die hier folgen soll.

Abb. 5. Aus dem Bauriß des Klosters St. Gallen vom Jahre 820. a: balneatorium (Bad), b: coquina corundem (Küche der Studenten). Nach Keller.
Abb. 6. Aus dem Bauriß des Klosters St. Gallen vom Jahre 820. a: coquina (Küche). b: cellarium (Speisekammer). r: balneatorium (Bad). d, e, f: cubilia famulantium (Kammern der Diener). Nach Keller.

„Weil aber auch Ekkehart (1.) selbst an sich Almosener war, werden wir von ihm etwas Ergötzliches erzählen. Da Ekkehart einen gewissen Mann von der Hausdienerschaft zu dem Zwecke bestimmte, daß derselbe, wenn ihm von jenem etwa Arme oder Fremde bezeichnet würden, dieselben heimlich in dem dazu bestimmten Hause wüsche und schöre, die Bekleideten erfrischte und bei Nacht von sich entließe, mit dem Befehl, es keinem Menschen zu sagen, geschah es eines gewissen Tages, daß er demselben nach Gewohnheit einen Lahmen, einen Wälschen von Geschlecht, welcher auf einer Karre herbeigefahren worden war, anvertraute. Als nun jener den Kranken, welcher nämlich ein dicker und starker Mann war, mit aller Anstrengung seiner Kräfte mit Mühe in das Badegefäß vorwärts gewälzt hatte und, wie er geheißen war, die Türe hinter ihnen beiden allein verschloß, sprach er denn er war zornmütig unter Schimpfworten : „Fürwahr, heute weiß ich keinen einfältigeren Menschen als meinen Herrn, welcher nicht zu unterscheiden weiß, wem er wohltun soll, und auch mir einen so fetten Schlemmer auf den Rücken zu heben aufgebürdet hat.“ Da aber dem Lahmen das Wasser des Bades allzu warm zu sein schien, sagte er in seiner bäurischen Weise: „Cald*, cald est!“ Aber jener antwortete, weil das in der Sprache der Deutschen: Es ist kalt — bedeutet: „Und ich will ihm warm machen“, und er goß aus dem vor Hitze wallenden Kessel geschöpftes Wasser in das Bad hinein. Jener jedoch rief mit schauerlichem Geschrei: „Ei mi! Cald est, cald est!“ Ja wahrhaftig“, sprach der Diener, „wenn es noch kalt ist, so will ich, bei meinem Leben, es dir heute warm machen“, und er schöpfte noch glühenderes Wasser und goss es hinein. Wie jedoch jener die Hitze des wallenden Wassers zu ertragen nicht aushielt, vergaß er seine Lahmheit und erhob sich rasch, sprang aus dem Bade, um die Tür aufzuschließen und zu entfliehen, kämpft aber nach schnellem Laufe eine Zeitlang mit dem hemmenden Riegel. Allein auch der Diener, wie er nun den Mann als einen Betrüger vor sich sah, riß, schneller als ein Wort, vom Feuer ein halbbrennendes Scheit und schlug dem Nackten schwere Streiche ohne Zahl auf.“

Aus dieser Darstellung erfahren wir, daß man das Wasser im Kessel erwärmte und in die Badewanne schöpfte, und des weiteren, daß mit dem Baden das Scheren, d. h. das Rasieren verbunden wurde. Der Ruodlieb (gedichtet um 1030) erzählt uns, wie ein Held und sein junger Verwandter sich im Bad rasieren, dann die Bütte verlassen und sich im Bademantel aufs Bett legen bis die Hitze weicht6). Diese große Toilette fand in der Regel vor Feiertagen und festlichen Gelegenheiten statt; denn man badete nicht täglich. Kaiser Ludwig der Fromme nahm jeden Samstag ein Bad, wie uns der Mönch von St. Gallen ** berichtet, und von demselben erfahren wir, daß ein Diakonus, ehe er vor Karl dem Großen das Evangelium las, früh ein Bad nahm, sich den Bart ganz glatt abnehmen ließ, die Nägel reinigte und die Haare ganz kurz schnitt.

Der heilige Benedikt gestattete in seiner 515 entworfenen Ordensregel den Ordensbrüdern mäßigen Gebrauch der Bäder. Kranke sollten baden, so oft es der Zustand erforderte, junge Leute nur selten. Die Hirsauer Mönche badeten bloß zweimal im Jahre, vor dem Weihnachts- und dem Pfingstfeste (Wilhelm, Hirsaugens., gest. 1091), Kranke jedoch nach Bedürfnis. Der heilige Udalrich (gest. 973), Bischof von Augsburg, badete nur Samstags vor den Fasten, in der Mitte derselben und am Karsamstage16).

*) cald, calidus = warm.
**) Als Kaiser Karl der Dicke 883 das Kloster St. Gallen besuchte, forderte er den „Mönch von St. Gallen“ auf, die ihm von alten Brüdern überlieferten Geschichten aufzuzeichnen15).

Das Bad vor dem kirchlichen Feiertag galt als geistige Reinigung; denn als sich die Eltern des gelehrten St. Galler Mönchs Iso (gest. 871) nach dem Bade gegen kirchliche Einrichtungen vergingen, badeten sie zum zweiten Male (Ekkehart). Überhaupt wurden begangene Sünden durch das Bad „abgewaschen“, und als eine besondere Buße galt es, Arme und Pilger zu baden. Ein Bischof von Neustrien, der zur Fastenzeit Fleisch gegessen hatte, forderte am heiligen Osterabend aus der ganzen Stadt viele Badewannen zusammen und ließ allen Dürftigen bis zum Abend warme Bäder darbieten. Er selbst nahm jedem einzelnen den Bart ab und reinigte mit seinen Fingern die Geschwüre ihrer borstigen Körper. Zuletzt ging er selbst ins Bad und stieg mit gereinigtem Bewußtsein daraus hervor (Mönch von St. Gallen). Auch die heilige Wiborad, eine Klausnerin beim Kloster St. Gallen (gest. 925), badete Arme.

Zappert 16 führt zahlreiche Beispiele aus dem 10. bis 13. Jahrhundert an, nach denen hochgestellte Personen weltlichen und geistlichen Standes (die Bischöfe von Mainz und Utrecht, die Gemahlin Kaiser Heinrichs I., die Tochter Kaiser Ottos II., die Mutter Kaiser Heinrichs IV., die heilige Elisabeth) durch Baden von Armen und Kranken Barmherzigkeit übten. Aus diesen Quellen, wie auch aus dem Mönch von St. Gallen, ersehen wir, daß der Aussatz schon vor den Kreuzzügen bei uns Einkehr gehalten hatte und mit Warmwasserbädem behandelt wurde.

Gesunden galt Baden für eine Hauptannehmlichkeit des Lebens, und den Klosterschülern von St. Gallen war solches an ihren Ergötzungstagen eine ihrer Hauptfreuden, wie uns Ildefons von Arx für den Zeitraum von 920—1076 berichtet17). Deswegen wurde Enthaltung vom Bade als kirchliche Strafe auferlegt, was wir noch im 12. Jahrhundert antreffen. Der exkommunizierte Kaiser Heinrich IV. brachte die Weihnachtsfeiertage 1105 in Bichelsheim non balneatus et intonsus — nicht gebadet und ungeschoren — zu, und der Teichner klagt im 14. Jahrhundert, daß Wallfahrer, die doch zu den Büßenden zählen, sich scheren und „gen gein pat“16). Aus diesem Grunde enthielt man sich zur Fastenzeit des Bades (Ekkehart), und besonders fromme Personen verzichteten dauernd auf den Genuß desselben. Der Bischof Reginard von Lüttich (gest. 1037) badete nie, und die heilige Elisabeth erklärte mit dem Eintauchen eines Fußes in das Wasser das Bad für beendet, als sie sich auf Zuspruch endlich entschlossen hatte, ein solches zu nehmen16). Cäsarius von Heisterbach erzählt, wie ein frommer Mönch eine Weltdame, die in sündiger Liebe zu ihm entbrannt war, auf immer dadurch heilte, daß er ihr seinen von Unsauberkeit und Ungeziefer starrenden Körper zeigte18).

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