Es waren zwei Königskinder

Es waren zwei Königskinder,
Die hatten einander so lieb,
Sie konnten beisammen nicht kommen,
Das Wasser war viel zu tief.

Lieb Herze, kannst Du nicht schwimmen?
Lieb Herze, so schwimm zu mir,
Drei Kerzen will ich aufstecken,
Und die sollen leuchten Dir.


Da saß eine falsche Nonne,
Die tät als wenn sie schlief,
Sie tät die Kerzen auslöschen,
Der Jüngling ertrank so tief.

Es war am Sonntag Morgen,
Die Leut waren alle so froh,
Bis auf die Königstochter,
Die Äuglein saßen ihr zu.

Ach Mutter, liebe Mutter!
Mein Kopf tut mir so weh!
Könnt ich nicht gehn spazieren
Wohl an die grüne See?

Sie schwang sich um ihren Mantel
Und ging wohl an den Strand,
Sie ging so lang zu suchen,
Bis sie den Fischer fand.

Ach Fischer, guter Fischer,
Willst du verdienen Lohn,
So greif mir aus den Wellen
Einen reichen Königssohn.

Er warf sein Netz ins Wasser,
Die Lote sanken zu Grund,
Er fischte und fischte so lange,
Der Königssohn wurde sein Fund.

Sie nahm ihn in ihre Arme,
Sie küsste seinen Mund.
Ach Liebster, könntest Du reden,
So wäre mein Herz gesund.

Da nahm die Königstochter
Vom Haupt ihre goldne Kron;
Sieh da, du armer Fischer,
Hast dein verdientes Lohn.

Da zog sie von ihrem Finger
Einen Ring von Golde rot;
Sieh da, du armer Fischer,
Kauf deinen Kindern Brot.

Sie schwang sich um ihren Mantel
Und sprang wohl in die See.
Ade! mein Vater und Mutter,
Ihr seht mich nun nicht meh!

Da hört man Glocken läuten,
Da hört man Jammer und Not;
Da liegen zwei Königskinder,
Die sind alle beide tot.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Deutsche Volkslieder