Deutsche Erde - Wanderungen durch Mecklenburg
Autor: Helene von Krause (1841-1915), Erscheinungsjahr: 1912
Exemplar in der Bibliothek ansehen/leihen
Exemplar in der Bibliothek ansehen/leihen
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg, Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz, Neustrelitz, Altstrelitz, Großherzogtum, Landesbeschreibung, Wanderung, Land und Leute, Sitten und Gebräuche, Kulturgeschichte, Sozialgeschichte, Sittengeschichte,
Wer eine Wanderung antreten will, pflegt sich über das Land, das er besuchen möchte, wenigstens einigermaßen Auskunft zu verschaffen, denn vieles wird ihm erst verständlich und interessant, wenn er Zusammenhang und Ursprung des Geschauten kennt.
So möchte ich denn diese Einleitung benutzen, um ein kurzes Wort über das Land zu sagen, dem die Bilder, die ich hier biete, entnommen sind.
***************************************
So möchte ich denn diese Einleitung benutzen, um ein kurzes Wort über das Land zu sagen, dem die Bilder, die ich hier biete, entnommen sind.
***************************************
Inhaltsverzeichnis
Strelitzer Land - Neustrelitz
Strelitzer Land - Herzögin Eleonore Marie
Strelitzer Land - Das Schweizerhaus
Strelitzer Land - Weisdin
Hohenzieritz - Herzog Carl
Mecklenburg ist ein niederdeutsches Küstenland. Es umfasst ein Gebiet von 15.900 qkm und zerfällt in zwei ungleiche Teile, in das Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin mit 13.000 qkm und das Großherzogtum Mecklenburg-Strelitz mit 2.900 qkm. Die Gesamteinwohnerzahl ist 625.000, davon kommen auf Mecklenburg-Strelitz 103 000.
Wer die Karte zur Hand nimmt, wird bemerken, dass Mecklenburg-Strelitz, dessen Gebiet im Südosten liegt, im äußersten Nordwesten noch einen kleinen, 380 qkm umfassenden Landesteil besitzt, das ist das Fürstentum Ratzeburg, das durch den Hamburger Erbvergleich 1701, in dem das ganze Land zum letzten Mal unter die zwei vorhandenen fürstlichen Linien geteilt wurde, an Strelitz kam. Mecklenburg wird von einem Ausläufer des Baltischen Höhenzuges von Südost nach Nordost in Gestalt verschiedener Landrücken durchzogen. Sie erweitern sich stellenweise zu einem breiten Plateau, werden hier und da von tiefer liegenden Tälern unterbrochen und geben dem Lande in seinem mittleren Teil einen sehr anmutigen, hügeligen Charakter, der noch dadurch an Reiz gewinnt, dass eine große Anzahl meist von Wald umkränzte Land-Seen — etwa 650 — schöne Abwechslung in das fruchtbare Gefilde bringen.
Im Norden flacht das Gelände nach der Ostsee zu ab, die Mecklenburgs Küsten in einer gerade gemessenen Linie von 101 km bespült und ungefähr die Hälfte seiner Flüsse aufnimmt, während deren andere Hälfte durch das ebenfalls flache südliche Land der Elbe zufließt. Große Flüsse besitzen beide Großherzogtümer nicht, doch haben Havel und Peene hier ihren Ursprung. Die Elbe bildet nur eine sehr kurze Strecke, bei Dömitz, die Grenze gegen Preussen. Urgestein tritt nirgends zutage, aber eine große Menge von erratischen Blöcken, so genannte Findlinge, und anderes Steingeröll sind über die Höhenzüge ausgestreut. Der durch Ablagerungen entstandene Boden weist große Schichten von Mergel, Lehm, Ton, Kies, Sand oder Moor auf. Vier Heidestrecken schieben sich zwischen den guten Acker ein, von denen die größte im Südwesten dem Gebiete der Elbe angehört. Sie birgt ein Gipslager bei Lübtheen, ein großes Stein- und Kalisalzlager bei Jessnitz; Braunkohlen und Ton zum Ziegelbrennen. Im Übrigen gibt es leichten und schweren Boden, doch ist ersterer vorherrschend; daher nimmt der Roggen als Getreide die erste Stelle ein, doch werden auch Rüben, Weizen, Hafer, Gerste und sehr viel Kartoffeln gebaut. Weide- und Wiesenland ermöglichen viel Viehzucht; Pferde, Rinder und Schweine stehen darin obenan.
Die Wälder, namentlich die großherzoglichen Forsten, nehmen 233.000 ha in Mecklenburg-Schwerin und 61.010 in Mecklenburg-Strelitz ein und bestehen aus Buchen, Birken und Nadelholz, je nach Beschaffenheit des Bodens. Das Klima ist gemäßigt, wie meist in der norddeutschen Tiefebene, aber doch etwas kühler als im Binnenland. Die Haupt- und Residenzstadt von Mecklenburg-Schwerin ist Schwerin am Schweriner See, von Mecklenburg- Strelitz Neustrelitz am Zierker See.
Ackerbau und Viehzucht stellen die durch die natürlichen Verhältnisse gegebene Beschäftigung der Bewohner dar; Handel und Industrie sind schwächer vertreten. Die Bevölkerung, die nicht besonders dicht sitzt, ist ganz deutsch und mit Ausnahme kleiner katholischer und jüdischer Gemeinden evangelisch-lutherisch. Neben dem Hochdeutschen hat sich das gemütvolle, originelle Plattdeutsch hier noch erhalten, ist aber jetzt sehr im Rückgange begriffen.
Aus den Resten der verdrängten Wenden und den vom 12. bis 14. Jahrhundert eingewanderten Deutschen — meist niedersächsischen Stammes — aus Holstein, Westfahlen und den Niederlanden hat sich das Mecklenburger Volk, ein kerniger, tüchtiger Menschenschlag, entwickelt. Der Mecklenburger ist liebenswert, aber nicht liebenswürdig. Eine, namentlich allen Fremden gegenüber sich geltend machende, ablehnende Verschlossenheit gestaltet den Verkehr mit ihm zunächst nicht leicht, hat man aber sein Vertrauen erst gewonnen, so ist er treu wie Gold und anhänglich bis zur Aufopferung. Weder schnell- noch leichtlebig, hat er selbst in seinen Lustbarkeiten etwas Gemessenes, aber unter seinem ernsthaft-kühlen Wesen schlummern ein warmes Herz und eine Ader köstlichen Humors, wie sie sich in Reuters Dichtungen offenbart. Sein Selbstbewusstsein ist ziemlich ausgeprägt, daher lässt er sich ungern tadeln, ist aber im allgemeinen ehrlich und zuverlässig. Essen und Trinken spielen in allen Ständen eine große Rolle, aber in der Mehrzahl ist man solide und gut gegründet.
Nachdem die erste germanische Bevölkerung Mecklenburg mit dem Strome der großen Wanderung verlassen hatte, zogen die slawischen Wenden ein, die sich in viele Stämme teilten. Die mächtigsten darunter waren die Obotriten, Lentizen und Redarier. Mit Heinrich dem Löwen, der das Land im 12. Jahrhundert unterwarf; beginnt der Rückstrom deutscher Einwanderung, der zur völligen Germanisierung und Christianisierung Mecklenburgs führte. Der erste christliche Stammvater des noch jetzt regierenden Fürstenhauses, ein Abkömmling wendischer Könige, ist Fürst Pribislav (gest. 1178), der als deutscher Reichsfürst wieder in einen Teil Mecklenburgs eingesetzt wurde. Nachdem die von Heinrich dem Löwen geschaffene Linie der „Grafen von Schwerin“ ausgestorben war, fand nach vielen Kämpfen mit Pommern und Brandenburg die Vereinigung des ganzen Landes wieder unter den angestammten Fürsten statt. Die Geschichte Mecklenburgs ist häufig verwickelt, denn das Fürstenhaus spaltete sich wiederholt in verschiedene Linien, die dann das Land unter sich teilten. Mancherlei Zwist und Unzuträglichkeiten waren die unausbleibliche Folge, darum sind auch noch in vielen kleinen Städten fürstliche Schlösser vorhanden. 1348 wurden die mecklenburgischen Fürsten Herzöge und 1815 Großherzöge. Unter den Regenten ist manch tüchtiger Mann, dessen Lebensweg nachzugehen ein lohnendes Studium ist. Die Reformation siegte unter vielen Schwierigkeiten, und die lutherische Lehre wird seit dem mit besonderer Treue festgehalten. Die Drangsale des Dreißigjährigen Krieges, in denen kaiserliche und schwedische Heerhaufen wetteiferten, verwüsteten und entvölkerten das Land. Nach Vertreibung der rechtmäßigen Fürsten vom Kaiser an Wallenstein erb- und eigentümlich übergeben, wurde Mecklenburg in den Jahren 1628-1630 von ihm regiert und mit viel Weisheit verwaltet. 1813 sagten sich die Mecklenburger, zuerst unter allen deutschen Reichsfürsten, vom Rheinbund los. Im Kriege gegen Frankreich 1870 fochten ihre Truppen unter Führung des Großherzogs Friedrich Franz II. als treue Bundesgenossen an der Seite Preußens. —
Beide Mecklenburg haben eine ständische Verfassung, in ihrer Art die einzige in Deutschland. Großherzog Friedrich Franz IV. von Schwerin und Adolf Friedrich V. von Strelitz stehen an der Spitze dieser durch die erwähnte Verfassung beschränkten erblichen Monarchien. Der Landtag ist beiden gemeinsam; er tagt ein Jahr in Sternberg und ein Jahr in Malchin im Wechsel. Adlige und bürgerliche Besitzer der landtagsfähigen Güter bilden die Ritterschaft, die Vertreter der Städte die Landschaft, das Domanium vertritt die Regierung. Die Truppen beider Mecklenburg gehören dem IX. Armeekorps an. — — —
So sieht das Haus von außen aus, das auch auf „deutscher Erde“ steht, und in das ich hier einführen will. Die Prunkräume und weiten Staatsgemächer, die jedermann leicht zugänglich sind, habe ich weniger dabei im Auge, aber die stillen Ecken und Winkel, die Kammern, in denen Urväterhausrat aufgeschichtet ist, die Truhen, in denen die Schätze des Hauses verwahrt werden, die Fenster, von wo aus man in die anmutige Landschaft blickt oder altes efeubesponnenes Gemäuer im stillen Mondschein betrachten kann, um das die Sage ihren heimlichen Zauber webte, das habe ich mir ausersehen, ich weiß, im alten, lieben Mecklenburger Land ist von alledem viel zu finden, und wer Verständnis für solche Schönheiten besitzt, wird mich, so hoffe ich, gern begleiten.
Ludwigslust, Sommer 1912.
Helene von Krause
geb. von Boddien.
Wer die Karte zur Hand nimmt, wird bemerken, dass Mecklenburg-Strelitz, dessen Gebiet im Südosten liegt, im äußersten Nordwesten noch einen kleinen, 380 qkm umfassenden Landesteil besitzt, das ist das Fürstentum Ratzeburg, das durch den Hamburger Erbvergleich 1701, in dem das ganze Land zum letzten Mal unter die zwei vorhandenen fürstlichen Linien geteilt wurde, an Strelitz kam. Mecklenburg wird von einem Ausläufer des Baltischen Höhenzuges von Südost nach Nordost in Gestalt verschiedener Landrücken durchzogen. Sie erweitern sich stellenweise zu einem breiten Plateau, werden hier und da von tiefer liegenden Tälern unterbrochen und geben dem Lande in seinem mittleren Teil einen sehr anmutigen, hügeligen Charakter, der noch dadurch an Reiz gewinnt, dass eine große Anzahl meist von Wald umkränzte Land-Seen — etwa 650 — schöne Abwechslung in das fruchtbare Gefilde bringen.
Im Norden flacht das Gelände nach der Ostsee zu ab, die Mecklenburgs Küsten in einer gerade gemessenen Linie von 101 km bespült und ungefähr die Hälfte seiner Flüsse aufnimmt, während deren andere Hälfte durch das ebenfalls flache südliche Land der Elbe zufließt. Große Flüsse besitzen beide Großherzogtümer nicht, doch haben Havel und Peene hier ihren Ursprung. Die Elbe bildet nur eine sehr kurze Strecke, bei Dömitz, die Grenze gegen Preussen. Urgestein tritt nirgends zutage, aber eine große Menge von erratischen Blöcken, so genannte Findlinge, und anderes Steingeröll sind über die Höhenzüge ausgestreut. Der durch Ablagerungen entstandene Boden weist große Schichten von Mergel, Lehm, Ton, Kies, Sand oder Moor auf. Vier Heidestrecken schieben sich zwischen den guten Acker ein, von denen die größte im Südwesten dem Gebiete der Elbe angehört. Sie birgt ein Gipslager bei Lübtheen, ein großes Stein- und Kalisalzlager bei Jessnitz; Braunkohlen und Ton zum Ziegelbrennen. Im Übrigen gibt es leichten und schweren Boden, doch ist ersterer vorherrschend; daher nimmt der Roggen als Getreide die erste Stelle ein, doch werden auch Rüben, Weizen, Hafer, Gerste und sehr viel Kartoffeln gebaut. Weide- und Wiesenland ermöglichen viel Viehzucht; Pferde, Rinder und Schweine stehen darin obenan.
Die Wälder, namentlich die großherzoglichen Forsten, nehmen 233.000 ha in Mecklenburg-Schwerin und 61.010 in Mecklenburg-Strelitz ein und bestehen aus Buchen, Birken und Nadelholz, je nach Beschaffenheit des Bodens. Das Klima ist gemäßigt, wie meist in der norddeutschen Tiefebene, aber doch etwas kühler als im Binnenland. Die Haupt- und Residenzstadt von Mecklenburg-Schwerin ist Schwerin am Schweriner See, von Mecklenburg- Strelitz Neustrelitz am Zierker See.
Ackerbau und Viehzucht stellen die durch die natürlichen Verhältnisse gegebene Beschäftigung der Bewohner dar; Handel und Industrie sind schwächer vertreten. Die Bevölkerung, die nicht besonders dicht sitzt, ist ganz deutsch und mit Ausnahme kleiner katholischer und jüdischer Gemeinden evangelisch-lutherisch. Neben dem Hochdeutschen hat sich das gemütvolle, originelle Plattdeutsch hier noch erhalten, ist aber jetzt sehr im Rückgange begriffen.
Aus den Resten der verdrängten Wenden und den vom 12. bis 14. Jahrhundert eingewanderten Deutschen — meist niedersächsischen Stammes — aus Holstein, Westfahlen und den Niederlanden hat sich das Mecklenburger Volk, ein kerniger, tüchtiger Menschenschlag, entwickelt. Der Mecklenburger ist liebenswert, aber nicht liebenswürdig. Eine, namentlich allen Fremden gegenüber sich geltend machende, ablehnende Verschlossenheit gestaltet den Verkehr mit ihm zunächst nicht leicht, hat man aber sein Vertrauen erst gewonnen, so ist er treu wie Gold und anhänglich bis zur Aufopferung. Weder schnell- noch leichtlebig, hat er selbst in seinen Lustbarkeiten etwas Gemessenes, aber unter seinem ernsthaft-kühlen Wesen schlummern ein warmes Herz und eine Ader köstlichen Humors, wie sie sich in Reuters Dichtungen offenbart. Sein Selbstbewusstsein ist ziemlich ausgeprägt, daher lässt er sich ungern tadeln, ist aber im allgemeinen ehrlich und zuverlässig. Essen und Trinken spielen in allen Ständen eine große Rolle, aber in der Mehrzahl ist man solide und gut gegründet.
Nachdem die erste germanische Bevölkerung Mecklenburg mit dem Strome der großen Wanderung verlassen hatte, zogen die slawischen Wenden ein, die sich in viele Stämme teilten. Die mächtigsten darunter waren die Obotriten, Lentizen und Redarier. Mit Heinrich dem Löwen, der das Land im 12. Jahrhundert unterwarf; beginnt der Rückstrom deutscher Einwanderung, der zur völligen Germanisierung und Christianisierung Mecklenburgs führte. Der erste christliche Stammvater des noch jetzt regierenden Fürstenhauses, ein Abkömmling wendischer Könige, ist Fürst Pribislav (gest. 1178), der als deutscher Reichsfürst wieder in einen Teil Mecklenburgs eingesetzt wurde. Nachdem die von Heinrich dem Löwen geschaffene Linie der „Grafen von Schwerin“ ausgestorben war, fand nach vielen Kämpfen mit Pommern und Brandenburg die Vereinigung des ganzen Landes wieder unter den angestammten Fürsten statt. Die Geschichte Mecklenburgs ist häufig verwickelt, denn das Fürstenhaus spaltete sich wiederholt in verschiedene Linien, die dann das Land unter sich teilten. Mancherlei Zwist und Unzuträglichkeiten waren die unausbleibliche Folge, darum sind auch noch in vielen kleinen Städten fürstliche Schlösser vorhanden. 1348 wurden die mecklenburgischen Fürsten Herzöge und 1815 Großherzöge. Unter den Regenten ist manch tüchtiger Mann, dessen Lebensweg nachzugehen ein lohnendes Studium ist. Die Reformation siegte unter vielen Schwierigkeiten, und die lutherische Lehre wird seit dem mit besonderer Treue festgehalten. Die Drangsale des Dreißigjährigen Krieges, in denen kaiserliche und schwedische Heerhaufen wetteiferten, verwüsteten und entvölkerten das Land. Nach Vertreibung der rechtmäßigen Fürsten vom Kaiser an Wallenstein erb- und eigentümlich übergeben, wurde Mecklenburg in den Jahren 1628-1630 von ihm regiert und mit viel Weisheit verwaltet. 1813 sagten sich die Mecklenburger, zuerst unter allen deutschen Reichsfürsten, vom Rheinbund los. Im Kriege gegen Frankreich 1870 fochten ihre Truppen unter Führung des Großherzogs Friedrich Franz II. als treue Bundesgenossen an der Seite Preußens. —
Beide Mecklenburg haben eine ständische Verfassung, in ihrer Art die einzige in Deutschland. Großherzog Friedrich Franz IV. von Schwerin und Adolf Friedrich V. von Strelitz stehen an der Spitze dieser durch die erwähnte Verfassung beschränkten erblichen Monarchien. Der Landtag ist beiden gemeinsam; er tagt ein Jahr in Sternberg und ein Jahr in Malchin im Wechsel. Adlige und bürgerliche Besitzer der landtagsfähigen Güter bilden die Ritterschaft, die Vertreter der Städte die Landschaft, das Domanium vertritt die Regierung. Die Truppen beider Mecklenburg gehören dem IX. Armeekorps an. — — —
So sieht das Haus von außen aus, das auch auf „deutscher Erde“ steht, und in das ich hier einführen will. Die Prunkräume und weiten Staatsgemächer, die jedermann leicht zugänglich sind, habe ich weniger dabei im Auge, aber die stillen Ecken und Winkel, die Kammern, in denen Urväterhausrat aufgeschichtet ist, die Truhen, in denen die Schätze des Hauses verwahrt werden, die Fenster, von wo aus man in die anmutige Landschaft blickt oder altes efeubesponnenes Gemäuer im stillen Mondschein betrachten kann, um das die Sage ihren heimlichen Zauber webte, das habe ich mir ausersehen, ich weiß, im alten, lieben Mecklenburger Land ist von alledem viel zu finden, und wer Verständnis für solche Schönheiten besitzt, wird mich, so hoffe ich, gern begleiten.
Ludwigslust, Sommer 1912.
Helene von Krause
geb. von Boddien.