Hohenzieritz

Im Großherzogtum Mecklenburg-Strelitz zieht sich von der Stadt Neubrandenburg südlich der lang ausgedehnte Tollense-See hin, der an seinem Ende nur durch ein breites Stück Bruchland von der so genannten Lieps getrennt wird, einem bedeutend kleineren See, mit dem er vor Zeiten sicher zusammen gehangen hat. An der Lieps liegt das Dorf Prilwitz und südwestlich davon auf beträchtlich an- steigendem Terrain das großherzogliche Privatgut Hohenzieritz. Südlich von diesem erstreckt sich bis Neustrelitz die großherzogliche Kabinettsforst, ein herrlicher Wald von Buchen, Eichen und Kiefern.

Durch den Tod der Königin Luise, die am 19. Juli 1810 in Hohenzieritz starb, ist der Name des Ortes bekannt geworden. Er erscheint zuerst in einer Urkunde von 1170 und heißt dort Cyrice. Damals waren die Herzöge Casimir und Bogislaw von Pommern Besitzer. Sie überließen das Dorf später mit mehreren Gütern dieser Gegend dem Bistum Havelberg, das dafür die Gründung des Klosters Broda bei Neubrandenburg übernahm. Dann wurden nacheinander die Ritter von Peccatel und die Herren von Blankenburg damit belehnt, und nach dem Dreißigjährigen Kriege er- warben es die Herren von Fink aus dem Konkurs. Ihnen folgten in schnellem Besitzwechsel von Behr, von Holtzendorff, von Hake, von Stolze und endlich Oberst Johann Christian von Fabian. Letzterer scheint Ordnung in den wohl etwas verwilderten Zustand dort gebracht zu haben.


Er stellte unter anderem eine Revision der Kirchenrechnungen an und ist wahrscheinlich der Erbauer des Herrenhauses, das aber ursprünglich einstöckig war, und auf das erst ein zweites Stockwerk aufgesetzt wurde, als Hohenzieritz herzogliches Privatgut wurde.

Der Nachfolger des Obersten war der Major Adam Friedrich von Fabian, der am 16. September 1768 starb. Beide Fabian wurden vor dem Altar der Kirche begraben, doch ist seit dem Neubau derselben jede Spur ihrer Gräber verschwunden. Da alte Lehnsvettern des zuletzt Verstorbenen über den im Lehnsbrief vorgesehenen vierten Grad mit ihm verwandt waren, fiel Hohenzieritz an Herzog Adolph Friedrich IV. heim, und dieser schenkte es seinem jüngeren Bruder, dem damaligen Prinzen Carl, Vater der Königin Luise, der sich gerade zwei Tage nach dem Tode des letzten Fabian, nämlich am 18. September 1768, mit der Prinzessin Friederike von Hessen, seiner ersten Gemahlin und Mutter der Königin, vermählte. Er stand damals als Generalleutnant und Gouverneur der Residenzstadt Hannover in Diensten seines Schwagers, des Königs von England.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Deutsche Erde - Wanderungen durch Mecklenburg