Wissenschaft, Künste, Frieden und Wechselverkehr

Durch den nun erst sich gestaltenden Welthandel, durch die neubelebte Erdkunde und Naturgeschichte machte sich der Einfluss der neuen Erdteile auf die gesamte europäische Welt nach und nach geltend. — Durch die Erfindung des Schießpulvers und der Buchdruckerkunst, deren Deutschland sich rühmt, wie durch das Eindringen der Türken aus europäischen Boden waren im Anfange des sechzehnten Jahrhunderts das staatliche und kirchliche Leben in lebhafteren Umschwung gebracht. Der Untergang des Feudalwesens, in dessen Stelle die Königsmacht sich bestimmter ausbildete, und der Sturz der Kirchenherrschaft charakterisieren diesen Zeitraum. Statt des verarmten Adels und der entsitteten Geistlichkeit machte sich der durch belebteren Handel emporgekommene Mittelstand immer mehr geltend. Die Interessen des Handels, der Wissenschaften und der Künste waren dem Frieden und dem Wechselverkehre der Völker zugewandt. Albrecht Dürer, Peter Vischer, Veit Stoß, Adam Kraft erwarben bedeutenden Ruf und hinterließen würdige Denkmale ihrer Kunst. — Während nun Portugal und Spanien durch Entdeckungen und Eroberungen den Ruhm und die Macht Italiens allmählich zurückdrängten, während England von den Kämpfen der roten und der weißen Rose sich erholte, Frankreich mit dem Einziehen der letzten Lehne sich beschäftigte, Deutschland, in zahllose kleine Herrschaften geteilt, die Niederlande an seinen Grenzen aufblühen sah, Schweden mit Norwegen und Dänemark vereint die Folgen seiner Kriege zu tragen hatte, Polen trotz seiner ausgedehnten Grenzen machtlos durch die Widersprüche der königlichen und adligen Gewalt daniederlag: bildete sich unweit der deutschen Ostseestaaten und ihrer Ostgrenzen Russland allmählich aus dem Embryo heraus.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Deutsche Dichter in Russland