Anfänge der Dicht- und Schauspielkunst in Livland

Solcher Art waren die frühesten Anfänge der Dicht- und Schauspielkunst in Livland. —

Für den damals nahen Zusammenhang der Ostseegebiete mit Deutschland zeugt unter anderen die livländische Reimchronik Ditlep von Alnpekes (1246; in Versen nach dem altdeutschen Original übersetzt durch Eduard Meyer. Reval 1848), die ein echt deutsches Denkmal der Minnedichtung aus ihrer Blütezeit in Est- oder Livland verfasst wurde. Den Berührungen des Christentums mit dem Orient, den Europa als ein Wunderland anstaunte, entspross die eigentümliche romantisch-chevalereske Gesangsweise, welche sonderlich zur Zeit der Hohenstaufen in Hartmann von der Aue, Wolfram von Eschenbach, Walther von der Vogelweide ihre namhaftesten deutschen Vertreter fand. Wie der europäische Süden gegen den Orient, wandte sich der deutsche Norden ostwärts, die Götzendiener an den Küsten der Ostsee für das Heil des Kreuzes mit dem Schwerte zu werben. Auch hier wetteiferten die Kreuzfahrer an Mut in gefahrvollen Abenteuern, und die Heldentaten der Schwertritter und der deutschen Ordensbrüder dürfen sich keck an die Seite der Wunder stellen, welche Johanniter und Templer im heiligen Lande vollbrachten.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Deutsche Dichter in Russland