Deutsche Dome des Mittelalters

Mit 96 ganzseitigen Abbildungen. Herausgegeben von Professor Dr. Wilhelm Pinder. „Deutsche Dome“ — Wir sprechen diese Worte und eine steinerne Welt voll Kraft und Schönheit, voll von hohen Raumund Formgedanken, steigt vor uns auf: „Das Bauen der mittelalterlichen Völker war mehr, als was wir Bauen nennen. Es war die stärkste Art gehobenen Ausdruckes, die sich an alle wenden konnte. Die Architektur überstieg die Forderungen des praktischen Bedürfnisses um eines allgemeineren Amtes willen. Sie übernahm es, drängende Anliegen, die nach erhabener Form verlangten, vorzutragen. Bauwerke wuchsen, wo heute Musik geschaffen wird.“ Welch ein Kraftgefühl, das seine Wurzeln in der Ewigkeit hat, spricht zu uns aus diesen Bauten! Diese geistlichen Bauherren, die ihre irdische Gewalt als ein Abbild himmlischer Mächte ansahen, suchten den Beweis ihrer Stärke durch Bauen zu erbringen. Wir freuen uns an dem „silbernen Wohllaut“, womit die Münstertürme ausklingen. Von den Turmspitzen gleitet der Blick hinunter zu den reichgegliederten Portalen oder zu dem Maßwerkschmuck, der der äußeren Schauseite wie ein fürstlich glitzernder Prunkmantel übergeworfen ist. Und nun das Kircheninnere mit seinen Säulenreihen und seinen Gewölben! Das Hauptschiff erscheint infolge des Bildersturmes oft kahl, wie wenn der Sturmwind die Blätter von den Bäumen gefegt hat. Aber der Blick eilt vorwärts zum hohen Chor in seiner strahlenden Schönheit. Wie traumhaft und still versonnen wirkt ein weltabgeschiedener, äußerer Kreuzgang mit der grünen Wildnis des Klostergartens!

Die Einleitung des Herausgebers dringt bei aller Kürze in die Tiefe des Stoffes ein. In flüchtigen Umrissen werden die Wandlungen der Kultur gezeigt, wird der deutsche Baugedanke in seiner Entwicklung durch das Mittelalter verfolgt. Die einzelnen Abschnitte sind von einer prägnanten Anschaulichkeit. Der Laie erhält bei dieser Art von ästhetischer Wertung ein klares Bild der mittelalterlichen Sakralarchitektur und nicht minder erfreut sich der Fachmann an der Originalität der Auffassung.