Abb. 24. Residenz, Ansicht von oben

Abb. 24. Residenz, Ansicht von oben. Charakteristisch ist, dass in der Erinnerung die einzelnen Geschosse sich kaum als verschiedenartig behandelt darstellen. In Wirklichkeit sind Erdgeschoss und Zwischengeschoss durch Rustikabehandlung ausgezeichnet, ist überhaupt das ganze System relativ schulmäßig behandelt. Es muss immer wieder betont werden, dass nur die Feinheit der Verhältnisse den lebendigen Eindruck der Fassade bewirkt. Dabei liegt die Gefahr eines schon regelhaften Klassizismus gar nicht so fern, da die Unterbrechungen und Abwandlungen des Systems auf das geringste Maß beschränkt sind. Mit anderen Worten, nur das Hauptportal und die Eckrisalite sind architektonisch besonders hervorgehoben. Sonst sind alle dreizehn Achsen jedes Flügels gleichmäßig behandelt.

Die lebendigere plastische Belegung bleibt dem Ehrenhof vorbehalten. Der ganze Reichtum der Erfindung ließe sich nur in einer größeren Einzelabbildung des Portalrisalites erkennen. Die Freiheit der Ausbildung von Säule, Gebälk und Giebel kann nicht weiter getrieben werden. Die Verbindung der architektonischen Einzelelemente mit dem plastischen und geschmiedeten Schmuck ist vollkommen. Die überragende Genialität Neumanns zeigt sich vor allem darin, dass trotz der Häufung aller dekorativen Elemente an dieser einen Stelle dieser Teil aus dem Ganzen der Schauseite doch nicht herausfällt, sondern sich völlig einheitlich eingliedert.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Deutsche Barockstädte