Abb. 42 und 43. St.-Johann-Repomuk-Kapelle

Abb. 42 und 43. St.-Johann-Repomuk-Kapelle. Errichtet zwischen 1733 und 1735 von den Brüdern Cosmas Damian und Egid Quirin Asam. Sie wurde nicht nur von ihnen entworfen, sondern sie bezahlten auch die Ausführung, indem sie die ganze Kirche gleichsam als Hauskapelle betrachteten, da daneben ihr Wohnhaus errichtet wurde.
Von den deutschen Stadtkirchen des ausgehenden Rokoko vielleicht die vollkommenste.

Der einschiffige Raum ist vollkommen zu einer malerisch-dekorativen Lichtwirkung aufgelöst. Das eigentlich zweigeschossige architektonische System ist unter der Fülle der Stuckaturmassen kaum zu erkennen. Das am stärksten hervortretende architektonische Einzelelement sind die gedrehten Säulen, eine Weiterentwicklung des ursprünglich von Bernini am Tabernakel der Peterskirche in Rom stammenden Motivs. Sie haben aber hier, ähnlich wie in der zehn Jahre später errichteten Hofkapelle der Würzburger Residenz von Balthasar Neumann, keine eigentliche architektonische Aufgabe mehr. Sie sind vielmehr lediglich ein dekoratives Element, das, ohne etwas zu tragen, frei in den Raum hereingestellt und nur nach oben hin von einem besonderen Kapitell und überreichlich ausgebildeten Architrav fest begrenzt wird. Die Auflösung der architektonischen Formen geht so weit, dass die Balusterreihe der umlaufenden Galerie immer wieder von in Stuckmarmor nachgebildeten farbigen Tüchern, die scheinbar über sie hinwegfallen, unterbrochen sind. Ebenso Festons, Karytiden usw.


Am eigenartigsten ist die Beleuchtung der Kirche, die lediglich durch ein einziges hochliegendes Fenster von oben her geschieht. Die magische Wirkung wird dadurch besonders gesteigert.

Ebenso außergewöhnlich wie diese freie malerische Auflösung des Innenraums ist die Gestaltung der Fassade. Sie wächst im engen Anschluss an das danebenliegende Wohnhaus scheinbar aus dem Felsboden empor, der naturalistisch als Begrenzung des Bürgersteigs ausgebildet ist.

Portal, Langfenster und Rundfenster sind in einer Achse aneinandergestellt, so dass eigentlich eine lange, beinahe gotisch wirkende Folge von Mauerdurchbrüchen zustande kommt. Aber all diese Durchbrüche sind flankiert von Säulen, Pilastern und Giebelarchitraven, und diese wieder sind nicht nur im Aufriss, sondern auch im Grundriss geschwungen, außerdem vielfach in sich durchbrochen und gekröpft. Es entstehen also Raumkurven kompliziertester Art, die das Auge nirgends ruhen lassen und die ganze Fassade scheinbar in ständig lebendigem Fluss erhalten. Diese Wirkung wird noch durch ein sehr reich und frei behandeltes Ornament und frei verteilte Plastik gesteigert.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Deutsche Barockstädte