Abb. 66. Japanisches Palais.

Abb. 66. Japanisches Palais. 1715 errichtet, später durch August den Starken erweitert, wahrscheinlich nach Angaben von Pöppelmann.

Die Innendekoration nach Entwürfen von Longuelune unter Oberleitung von Jan de Bodt. Das Ganze eine freiere Variation des französischen Palastbaus. Mehr als Hintergrund für Feste gedacht, denn als eigentlicher Zweckbau. So wurden von 1719 an auch durch das ganze folgende Jahrzehnt die größten Feste, Ballette, Feuerwerke usw. von König August dem Starken dort veranstaltet. Von 1729 an wurden, immer unter Leitung von Pöppelmann, auf Veranlassung des Königs Erweiterungsbauten ausgeführt. Der Einfluss Pöppelmanns ist bis zu dessen Tod, 1733, unverkennbar.


Die Architektur des Ganzen streng achsial, etwas nüchtern verglichen mit dem früher angefangenen Zwinger, eigentlich ein Schritt vom Rokoko weg. Die Seitenfassaden sind reicher ausgebaut als der Hauptteil. Reicher plastischer Schmuck. Sowohl im Figürlichen, wie in den Konturen der vielen dekorativen Einzelheiten zeigt sich der starke Einfluss Asiens auf Europa im 18. Jahrhundert. Immer nieder wird mit erotischen Formen gespielt, wobei zwischen japanischen, chinesischen, türkischen, indischen, ja selbst gotischen Formen kein großer Unterschied gemacht wird. Alles das fiel unter den Sammelbegriff ,,exotisch“ und war also ,,orientalisch“. Der ungeheure Reichtum der gestaltenden Phantasie lässt sich z. B. aus der verschiedenartigen Fassung der Karyatiden feststellen. Der ursprüngliche Plan, das ganze Innere - ähnlich wie Amalienburg bei Nymphenburg - mit Porzellan zu dekorieren, kam nicht zur Ausführung.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Deutsche Barockstädte